Zigaretten, Alkohol & Co. - Das Millionengeschäft mit der Sucht


Zigaretten, Alkohol & Co. - Das Millionengeschäft mit der Sucht

Suchtkranke kosten den Staat Geld, das ist Fakt. Fakt ist auch, das Suchtkranke nach wie vor in der Gesellschaft auf wenig Verständnis stoßen und das manch ein Steuerzahler sie missbilligend ansieht und sich denk: Mit meinen Steuern unterstütze ich deren Abhängigkeit. Was die Wenigsten bedenken, ist: Die Einnahmen, die der Staat durch den Verkauf legaler Drogen und dem Glücksspiel verzeichnet, übersteigen die Ausgaben bei Weitem. Natürlich könnte man den Differenzbetrag in Forschungsmittel zu Suchtprävention und zur Therapie von Abhängigen investieren. Doch da hat der Staat auch noch ein Wörtchen mitzureden. Die Leittragenden sind am Ende immer die Suchtkranken. Denn im Gegensatz zu den großen Konzernen der Alkohol- und Tabakindustrie haben sie keine Lobby, die für sie spricht.

Der Staat behält seine Einnahmen für sich

Der wirtschaftliche Schaden, der in Österreich durch Suchtkranke, die abhängig von Nikotin, Alkohol oder weichen und harten Drogen sind, beträgt 777 Millionen pro Jahr. Die staatlichen Einnahmen, die durch den Verkauf legaler Drogen, wie Nikotin und Alkohol sowie durch die Abgaben auf Glücksspiele erzielt werden, belaufen sich, laut einer aktuellen Studie, jedoch auf 2,2 Milliarden Euro jährlich. Es ist kein Rechengenie nötig, um festzustellen, dass Millionengeschäft mit der Sucht sich für die Wirtschaft nach wie vor lohnt.

Wie sinnvoll wäre es, den Differenzbetrag für die Entwicklung geeigneter Maßnahmen zur Suchtprävention einzusetzen. Doch dagegen sperrt sich der Staat entschieden. Rund 1,5 Milliarden Euro könnten Schätzungen des Marktanalyse-Instituts Kreutzer Fischer & Partner zufolge in den Ausbau der Suchtprävention fließen.

Ausgaben und Einnahmen – Eine einfache Rechnung

Die volkswirtschaftlichen Kosten, die Suchtkranke verursachen, setzen sich aus medizinischen Ausgaben, Arbeitslosengeld, Rechtsverfolgung, sollte der Suchtkranke illegale Drogen konsumieren und suchtbedingten Arbeitsausfällen zusammen. Von den rund 777 Millionen Euro jährlicher Kosten sind 130 Millionen dem Alkohol zuzurechnen, 234 Millionen sind dem Nikotin geschuldet und 10 Millionen Euro fallen auf die Spielsucht. Die höchsten Kosten gehen, mit 278 Millionen Euro jährlich, auf das Konto illegaler Drogen.

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Durch die Erhebung der Tabaksteuer nimmt der Staat jährlich 1,6 Milliarden Euro ein

Alkoholabhängige kosten den österreichischen Staat also 130 Millionen Euro im Jahr, er verdient an ihnen allerdings im gleichen Jahr 385 Millionen Euro, durch die Alkohol- und Mehrwertsteuer.

Nikotin verursacht 234 Millionen Euro an sozialen Folgekosten. Die jährlichen Einnahmen des Staates durch Steuern betragen hingehen rund 1,6 Milliarden Euro.

Investition in Forschungsmittel gefordert

Angesichts dieser großen Gewinnspanne fordern viele eine größere Menge des Eingenommenen Geldes in die Sucht- und Präventionsforschung fließen zu lassen. Schließlich sollte die Gesundheit der Bürger einem Staat wichtiger sein, als die Einnahmen, die aus deren Sucht geschlagen werden. So möchte man zumindest meinen.

Dem Marktanalyst Andreas Kreutzer und die Suchtforscherin Gabriele Fischer von der Universitätsklinik für Psychiatrie an der MedUni Wien ist vor allem an der Aufstockung der finanziellen Mittel für die Forschung, die effektive Prävention und die Therapie von Suchtkranken gelegen.

Auch die Datenlage sei unzureichend, so Andreas Kreutzer. Rund fünf Prozent der Österreicher im Alter zwischen 15 und 90 Jahren, sollten alkoholabhängig sein. Dieses Ergebnis soll allerdings aus einer Fallzahl von nur 50 Personen hochgerechnet worden sein. Detaillierte empirische Studien lägen nicht vor, seien aber dringend nötig, um die Forschung voranzutreiben.

"Selbst die Einführung einer neues Geschmacksrichtung bei Fruchtjoghurt ist besser abgesichert", so der Marktforscher Andreas Kreutzer (Quelle: http://money.oe24.at/Topbusiness/Sucht-ist-fuer-den-Staat-ein-Geschaeft/119879027 )

Grundlagenforschung sollte, der Meinung des Marktforschers nach, in den Aufgabenbereich des Staates fallen. Und so Unrecht hat er damit wohl auch nicht. Der Staat ist schließlich dafür verantwortlich, sich um die Gesundheit seiner Bürger zu sorgen. Ein „Nationaler Suchtplan“ wäre eine Möglichkeit die Sucht- und Drogenpolitik des Staates neu auszurichten, so Gabriele Fischer. Diese sei viel zu zersplittert und müsste ganzheitlicher betrachtet werden. Nur so sei eine effiziente Organisation möglich. Dabei solle die Tatsache, dass 40 – 60 Prozent der Suchtkranken genetisch determiniert sind, besondere Beachtung bei der Entwicklung neuer Therapiemöglichkeiten finden.

Prävention heißt das Zauberwort

Sucht hat in der Regel psychologische Gründe. Ein österreichischer Forscher verglich die Sucht mit einem Eisberg. Die Konsumformen sind das, was die Außenstehenden wahrnehmen, aber sie sind nur die Spitze des Eisbergs. Viel gravierender sind die Defizite in der persönlichen Entwicklung, die versteckt unter Wasser liegen, aber der Grund sind, warum Menschen süchtig werden.

Hinzu kommen genetische Veranlagungen. So ist wissenschaftlich erwiesen, dass Kinder von Alkoholikern, selbst gefährdeter sind, auch einmal an dieser Sucht zu erkranken.

In der heutigen Gesellschaft wird der Umgang mit legalen Drogen propagiert, schließlich verdienen die Hersteller, genau wie der Staat, an deren Verkauf. So ist es normal und gesellschaftlich anerkannt, regelmäßig Alkohol zu konsumieren. Genauso werden auch immer mehr, vor allem jungen Menschen, Medikamente verschrieben, die die Stimmung aufhellen sollen. Die Schneide vom gelegentlichen legalen Konsum zur Sucht, ist sehr schmal.

Eltern wissen, dass sie Kinder nicht dauerhaft von legalen Drogen wie Alkohol und Nikotin fernhalten können. Wichtig ist es deshalb, ihnen einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Substanzen beizubringen. Der Ratgeber zur Suchtprävention von universal.at meint dazu:

 

Wollen Eltern aufklären, so sollten sie selbst gut informiert sein. Wichtig sind außerdem gut zugängliche Informationen über relevante Ansprechpartner sowie vorbildliches Verhalten im Umfeld. Denn wer seinen Kindern schon früh beibringt, Probleme durch die Einnahme von Medikamenten oder anderen Mitteln zu lösen, erhöht das Risiko, dass sich später beim Nachwuchs eine Suchtkarriere entwickelt. Ebenso spielen die Meinungen Gleichaltriger und Bekannter eine wichtige Rolle. So sollten Drogen nicht als Tabu-Themen behandelt, sondern offensiv angesprochen werden. (Quelle: http://www.universal.at/content/ratgeber/suchtpraevention/ )

Die Suchprävention fängt also schon in der Familie an. Ein offener Umgang mit den Themen legale und illegale Drogen ist ebenso wichtig, wie der Vorbildcharakter der Eltern. Aber mit  der Aufklärung an sich ist es nicht getan. Die Erziehung sollte sich auf alle Lebensbereiche des Kindes positiv auswirken. Dazu gehört vor allem eine Stärkung des Selbstbewusstseins. Selbstbewusste Menschen greifen seltener zu Suchtmitteln, als Personen mit psychischen Problemen und einem verringerten Selbstwertgefühl. Dabei ist wichtig, schon im ganz frühen Kindesalter eine vertrauensvolle Beziehung zum eigenen Kind aufzubauen. In der Psychologie wird dies als Grundvertrauen bezeichnet. Es wirkt sich auf das komplette weitere Leben der jeweiligen Person aus. Sicherheit ist ein großes Bedürfnis von Kindern. Egal, was sie auch anstellen, sie müssen sich in jeder Lebenslage der Liebe ihrer Eltern Gewiss sein können. Hinzu kommt, dass Eltern in die Stärken ihrer Kinder vertrauen und ihnen dieses Vertrauen auch regelmäßig durch Lob und Annerkennung zeigen sollten.

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Prävention muss bereits im Elternhaus einsetzen – Ein liebevoller Umgang ist entscheidend

Fazit

Solange der Saat an der Suchtkranken Bevölkerung verdient, wird es wohl keine größeren Zuschüsse für die Forschung geben. Das Geschäft ist einfach zu lohnenswert, um es aufs Spiel zu setzen. Klar, das Ergebnis wären gesündere Bürger. Aber will der Staat das? Möglicherweise schon, die Alkohol- und Tabakindustrie und deren Lobby aber ganz sicher nicht und solange sie durch den Verkauf legaler Drogen die Einnahmen des Staates sichert, wird das System Bestand haben.

Aufklärung ist gut und sollte auch weiter bezuschusst werden, damit beispielsweise Projekte in Schulen umgesetzt werden können und weitere Beratungsstellen für Suchtkranke ins Leben gerufen werden. Viel wichtiger als das ist jedoch die Arbeit in den Familien selbst. Meist sind es psychologische Gründe, die zu einer Sucht führen. Wird den Kindern Zuhause von Anfang an ein gesundes Selbstwertgefühl vermittelt und findet zu gegebener Zeit ein offener und ehrlicher Umgang mit dem Thema Sucht statt, sind sie bestens gewappnet, um später selbstbewusst in die Welt hinauszuziehen und ein gesundes Verhältnis zu Drogen aller Art zu entwickeln.

 

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20.02.2014

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