Osttiroler Bote - Neonazi-Prozess: Osttiroler zu neun Jahren Haft verurteilt


Neonazi-Prozess: Osttiroler zu neun Jahren Haft verurteilt

12.03.2024


Ein 38-jähriger Osttiroler wurde am Landesgericht Innsbruck zu neun Jahren Haft verurteilt. Er pflegt Kontakt zu bekannten Neonazis, unter anderem zu Gottfried Küssel.

Im Schwurgerichtsaal in Innsbruck fand am Montag der Prozess gegen einen 38-jährigen Osttiroler statt, der gegen das Verbotsgesetz verstoßen haben soll. In einem einstündigen Eingangsplädoyer vermittelte die Staatsanwältin den Geschworenen ein Bild des Mannes, der im Herbst des vergangenen Jahres verhaftet worden war. Die Liste war lang: So wurde in von ihm genutzten Räumlichkeiten einschlägige Literatur gefunden, unter anderem ein Buch von Joseph Goebbels. Polizeibeamte entdeckten bei einer Hausdurchsuchung weiters eine Lebensrune auf der Taufkerze seines Kindes. Die Staatsanwältin untermauerte die Anklage mit Videos, auf denen der Angeklagte eine abgewandelte Form des Hitlergrußes zeigte. Weiters warf man ihm ein Treffen mit dem bekannten österreichischen Neonazi Gottfried Küssel und Kontakt zum deutschen Neonazi und verurteilten Mörder Hendrik Möbus vor. Laut Verfassungsschutz handelt es sich bei dem Osttiroler um einen "Hochrisiko-Gefährder", die Staatsanwältin führte auch die Vorstrafen des Osttirolers ins Treffen.

„Geschichtshistorisches Interesse“

Es folgte ein einstündiges Plädoyer des Verteidigers, ehe der Angeklagte selbst eine mehr als eineinhalbstündige Rechtfertigung vortrug. Er bekannte sich als „nicht schuldig“. Die Berufsrichter und die Geschworenen versuchten am Nachmittag dann anhand von Fragen das Persönlichkeitsprofil des Osttirolers zu ergründen. Die Vorsitzende wollte wissen: „Wie finden Sie denn die Zeit damals?“ Der Angeklagte darauf: „Ich habe geschichtshistorisches Interesse.“ Sie wollte auch wissen: „Wie finden sie das, was Adolf Hitler und die NSDAP gemacht haben?“ Der Angeklagte: „Ich habe dazu keine persönliche Meinung.“ Er habe andere Sorgen – dass er im Gefängnis sitze und seine Familie nicht sehen könne.

Kameraden im Schwurgerichtssaal

Der Prozess war geprägt von langen Rechtfertigungsversuchen des Angeklagten. „Ich kenne das Gesetz. So gut und so genau, nicht dagegen zu verstoßen“, war die Kernaussage des – rhetorisch gefestigten – Mannes. Sprachnachrichten, die auf dem Handy des Angeklagten gefunden worden waren, vermittelten ein anderes Bild. Unter anderem verwendete er die Bezeichnung „Itzig“, eine abwertende Bezeichnung für Juden. Den Freund seiner Schwester bezeichnete er als „Untermensch“ – eine abwertende Bezeichnung aus der Nazi-Zeit. „Warum bewegen sie sich dermaßen massiv in diesem Grenzbereich?“, wollte einer der Berufsrichter schließlich wissen.

Ob er die Grenzen überschritten hatte oder nicht, entschieden die Geschworenen erst spät in der Nacht. Der Strafrahmen lag bei ein bis 20 Jahren. Das Urteil: Neun Jahre Haft. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, der Verurteilte erbat Bedenkzeit. 

Ungewöhnlich war auch, dass Kameraden des Osttirolers als Zuschauer im Schwurgerichtssaal waren. Einigen von ihnen begrüßte er in der Pause mit Handschlag. Ihre Anwesenheit war allerdings nicht unproblematisch. Die Geschworenen vernahmen, wie ein Mann der Gruppe Fotos von den Geschworenen gemacht haben soll. 

Weitere Details zum Prozess lesen Sie im "OB" vom 14. März. 



17 Kommentare

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Weitere Details zum Prozess lesen Sie im "OB" vom 14. März. Wo kann man das nachlesen?
Von Mitleser, am 15.03.2024 08:30
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Gnade uns Gott
Hoffentlich sind die abgegebenen Kommentare nicht repräsentativ für die Gemütslage in der Bevölkerung, sonst Gnade uns Gott!!!!
Von Oschttirola, am 15.03.2024 07:24
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giorgissimo schrieb am 15.03.2024 19:12:
Oh doch! Leider.

Widerspruch
Mir ist auch unbegreiflich, warum man im Fernsehen beinahe täglich Filme aus der Hitler Zeit zeigt, aber wegen jemand macht einmal aus "Jux "den Hitlergruß mit dem ausgestreckten Arm. Da paßt etwas gar nicht zusammen.
Von Ferdinand, am 14.03.2024 10:26
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giorgissimo schrieb am 14.03.2024 18:56:
blöder Jux!
Jerry schrieb am 14.03.2024 22:32:
doch das passt, so ist das Gesetz hier in Ö!

Strafen
Aber Straffällig gewordene Flüchtige die zb in Gruppen minderjährige Mädchen Vergewaltigen dürfen nicht Angeschoben ansonsten wird man sofort mit dem Nazis verglichen,die uns mit den Nazis vergleichen gehören genauso hart bestraft!
Von Claudia, am 14.03.2024 05:19
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Unsere Justiz
Hätte er ein Minderjähriges Mädchen unter Drogen gesetzt und dann *einvernehmlichen* Geschlechtsverkehr gemeinsam mit 17 anderen seiner Kumpanen mit ihr gehabt, würde er auf freiem Fuss bleiben.
Von Ferdinand, am 13.03.2024 14:25
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Jerry schrieb am 14.03.2024 22:35:
Bitte schreiben sie so einen Unfug woanders!

Mag. phil.
Spontan dazu einfallend: der Herr hat in Wirklichkeit 'die Mitteilung einer emotionalen momentanen unausgewogenen Gefühlslage' nicht wirklich mit einer 'extrem unbeholfenen Geste' oder einem 'unbeholfenen Wort' zum Ausdruck bringen wollen, sondern ihm fehlten von z.B. einer 100-stufigen Skala der Auswahl von 'Sprache' oder 'Körpersprache' der Großstadtmenschen einfach der 'größte Teil des Prozentsatzes der Skala der 'Sprache' sowie der 'Körpersprache'.- In einer VHS, z.B. könnte man für hobby-mäßig Interessierte 'Rhetorik'-Kurse in dieser Hinsicht durch z.B. etwa einer 'Tanzlehrerin', oder 'Rhetorik'-Lehrerin (aus einem zeitgenössischen Roman selten verwendete, aber schöne Wörter usw 'herauspicken' und 'Sätze bilden', als Entspannungsübung in einem VHS-Kurs anbieten. Soweit, eine Idee, wie 'Skala' feinsinniger, reicher und weniger bedrohlich werden könnte!
Von Maria Theresia Guggenberger, am 13.03.2024 08:58
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Martl schrieb am 14.03.2024 06:36:
50€ für denjenigen, der mir sagen kann, was dieses Gschreibsl aussagen soll / bedeuten soll. Zach...
Konrad Duden schrieb am 15.03.2024 19:11:
Schade, ich hätte mir gerne die 50 € verdient, aber leider, leider! ich verstehe es auch nicht!

Vergangenheit
Man sollte Endlich mal die Vergangenheit Ruhen lassen und unsere Nachkommen nicht immer damit Konfrontieren ,es war nicht unsere Generation und unsere Schuld die den zweiten Weltkrieg zu Verantworten haben, daß Wiederbetätigung passiert ist Schuld der Medien und Politik die das Thema immer wieder aufwerfen und nahezu Wöchentlich im TV Beiträge senden „keine Infos,kein Wissen „! Es wäre besser zukünftige Generationen in die Zukunft als in die Vergangenheit blicken zu lassen!Und alles sollte mal ein Ende haben besonders wenn man nicht’s dazu beitragen bzw. zu Verantworten hat!
Von Claudia , am 12.03.2024 22:01
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LeoLienz schrieb am 13.03.2024 11:29:
Wehe dem Besiegten. Die Gräueltaten der Sieger bleiben ungeahndet.
Joehey schrieb am 13.03.2024 15:18:
Was soll uns das jetzt sagen? Der Mann ist 38, also Nachkriegskind ?

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