Dez. 2018
„Nix is fix“ - Neue Route auf den Roten Turm
15
Koflkurier: Daniel, wie bist du zum
Klettern gekommen?
Daniel: Seit meiner Kindheit bin
ich begeistert von den Bergen. Mit acht
Jahren war ich das erste Mal mit mei-
nen Eltern auf dem Roten Turm. Das
war wohl die Initialzündung. Am Anfang
versuchte ich mich im Bouldern und
fand Spaß daran. Die Felsen beim Kreit-
hof waren die nächste Herausforderung.
Mit zunehmendem Können wurden
die anspruchsvollen Routen interessant.
Ich war zum Klettern schon in Norwe-
gen, Italien, Spanien, Neuseeland und
in Kroatien. Meine Bergheimat sind
aber die Lienzer Dolomiten. Seit fünf-
zehn Jahren bin ich nach Arbeitsschluss
so oft als möglich am Fels.
Koflkurier: Wie ist das möglich?
Daniel: Von 7 bis 17 Uhr bin ich
bei der Arbeit. Mit Auto und E-Bike bin
ich in einer Stunde am Roten Turm. Da
bleibt noch viel Zeit bis zum Sonnenun-
tergang. Als Jugendlicher habe ich auch
bei Bewerben teilgenommen, wo es um
die Bestzeit ging (Langlaufen). Das in-
teressiert mich jetzt überhaupt nicht
mehr. Ich genieße die späte Saison, be-
sonders wenn die Dohlen, die sich sonst
um die Karlsbaderhütte tummeln, zu
uns zur Südwand kommen. Ich suche
nichts am Berg und finde immer etwas.
Ich verschwende meine Zeit nicht in
den sozialen Medien. Beim Alpenverein
engagiere ich mich als Einer von Vielen
in der Jugendarbeit. Ich bin Teil eines
Betreuerteams und trainiere von Ok-
tober bis April einmal pro Woche eine
achtköpfige Jugendgruppe.
Koflkurier: Du hast heuer auch eine
neue Route auf der Südseite des Ro-
ten Turmes erschlossen. Gibt es dazu
überhaupt noch Möglichkeiten? Im
Alpenvereinsführer über die Lienzer
Dolomiten von Hubert Peterka (1972)
sind schon 22 Routen auf den Roten
Turm angeführt. Die Erstbesteigung
ist mit 1888 angegeben, die erste
Kletterei im 7. Schwierigkeitsgrad
stammt aus den 1940er Jahren von
Idl /Thaler aus Amlach.
Daniel: Ich habe großen Res-
pekt vor diesen Pionieren. Für sie
war schon der Anstieg vom Tal aus
zeitaufwändig. Mit den ihnen zur
Verfügung stehenden Mitteln war
jede Erschließung ein Kraftakt.
Koflkurier: Du nanntest
deine neue Route „Nix ist fix“.
Ist das nicht eher ein abschre-
ckender Titel?
Daniel: Am Berg ist wirklich nichts
fix. Der Wechsel der Jahreszeiten bringt
sie in Bewegung. Schnee, Eis, Sonne,
Regen verändern den Fels. Jeder Klet-
terer klettert eigenverantwortlich, auch
wenn Hilfsmittel zur Verfügung stehen.
(Und dann leise und weise)
In un-
serer Familie mussten wir heuer zwei
liebe Menschen betrauern. Beide wur-
den völlig unerwartet aus dem vollen
Leben gerissen. Was ist schon fix?
Koflkurier: Ich danke dir für das of-
fene Gespräch und wünsche dir noch
viele schöne Stunden am Berg.
Burgl Kofler
„Nix is fix“
Daniel Ortner, Jahrgang 1982, ist der Sohn von Renate und Edi Ortner. Er ist Mitglied im Verein
K.I.O.T- Klettern in Osttirol. Im Brotberuf ist Daniel Spengler, in seiner Freizeit sind die Berge seine Welt.
Der Rote Turm