56
56
Die Sonnseiten
Nummer 60 - August 2018
Nachrufe
i
i
Nummer 61 - Dezember 2018
„Hallo Muata“,...
...des woar imma mei Gru-
aß, wenn i di besuacht hob.
Du hosch di echt wohl gfühlt
im WPH und oft gmoant, so
guat is mir jo no gor nie gon-
gen. Die Kirche im Haus, des
Ess‘n aufm Tisch, des Zimma
aufg‘räumt, jo, schaugn tuan
sie do af die Leit! Unsre klo-
an Ausflüge, die Spaziergän-
ge im Park, unsre Gespräche,
dei Interesse am Familien-
lebn, ob‘s Wetter holtet, dass
die Bauern wohl is Hei ein-
datum. Auf unsan Bankl
homa olls im Blickfeld ghobt.
Eisern hosch du deine All-
tagsbeschwerden weggeturnt
und donn topfer akzeptiert,
dass es holt nimma so geht
wie früher. Mia hom mitnond
gscheit gred, glocht und gwo-
ant. Muata, i wear die va-
missn, griaß ma unsere Leit
im Himml und hobt‘s es olle
schian do oben. Amol seg’n
ma uns wieda!
Ziehtochter Mathilde Hubers
Worte im Kondolenzbuch
umschreiben die letzten Jahre
von Amalia Wartscher, geb.
Mattersberger umfassend und
eindrucksvoll. Seit dem Jah-
re 2014 lebte die „Male“ im
Wohn- und Pflegeheim in Li-
enz, fühlte sich in dieser Um-
gebung „daheim“ und ist dort
friedlich am 23. November
2018 eingeschlafen.
Beim Sterbegottesdienst am
Dienstag, den 27.11. in Nuß-
dorf gab Frau Rita Schlem-
mer den Einblick in das sehr
bewegte und ereignisreiche
Leben.
„Amalia Wartscher wurde
am 10. Juli 1927 als jüngs-
tes Kind der Eheleute Franz
und Maria Mattersberger am
Leitn-Hof in Gaimberg ge-
boren. Sie erzählte stets von
einem liebevollen Aufwach-
sen mit ihren Geschwistern
Anna, Maria, Alois und Pau-
la, wobei der Gesang und die
Hausmusik das harmonische
Familienleben bereicherten.
Amalia besuchte acht Jahre
die Volksschule in Grafen-
dorf/Gaimberg. Ihr Traum,
einmal eine Kinderdorfmut-
ter zu werden, hat der Schre-
cken des 2. Weltkrieges schon
im Keim erstickt. Nach dem
Vater musste auch ihr Bruder
Alois in den Krieg ziehen.
Der Vater kehrte im April
1945 heim, von Bruder Alo-
is war bereits schon 1944 die
Nachricht vom Tode an der
Ostfront in der Ukraine ge-
kommen. Die Jahre, sowohl
des ersten, als auch des zwei-
ten Weltkrieges, haben die
Leit‘n Familie schwer getrof-
fen.
In den Nachkriegsjahren ar-
beitete Amalia bei verschie-
denen Bauern in der Land-
wirtschaft und half bei ihren
Schwestern im Zillertal und
in Oberdrum im Haushalt
aus. Nach dem frühen Tod der
Schusterbäuerin Frau Aloi-
sia Klaunzer 1959 heiratete
Amalia am 26. Oktober 1960
den Witwer und damaligen
Gaimberger Bürgermeister
Johann Klaunzer, der 10 Kin-
der im Alter von 4-18 Jahren
in die Ehe mitbrachte. Amalia
hat die große Herausforde-
rung und Verantwortung mit
viel Umsicht und Geschick
gemeistert. Am 15. Juli 1961
kam der gemeinsame Sohn
Franz zur Welt. Alsbald er-
krankte ihr Gatte Johann an
einer heimtückischen Krank-
heit und verstarb am 23. Juli
1962. Die „Muatta“, so wurde
Amalia fortan von den Zieh-
kindern genannt, schaffte es,
mit viel Liebe, Fleiß, Geduld
und Ausdauer für die 11 Kin-
der zu sorgen und zudem auch
den „Schusterhof“ mit Um-
sicht und Weitblick zu führen.
Eine wahrlich nicht einfache
Zeit! Agnes, die älteste der
„Schusterkinder“ war ihr be-
reits eine große Stütze. Nach
der Hofübernahme durch den
ältesten Schustersohn Alban
zog Mutter Amalia mit Franz
auf den „Leit‘n Hof“ zurück,
aber schon im Jahre 1970
kam vom „Schlemmer Anda“
die Bitte, Amalia möge zum
„Moar-Josl Hof“ in Nuß-
dorf kommen, um dort die
Haushaltsführung zu über-
nehmen. Die Muatta zögerte
nicht lange, nahm Sohn Franz
in die Familie zum „Moar-
Josl“ mit und war dort nicht
nur eine gute Wirtschafterin,
sondern auch die liebevolle
Ziehmutter. Aus dieser Zeit
blieb ein herzliches und dank-
bares Verhältnis zur „Moar-
Josl“ Familie, besonders zu
Sepp und Rita aufrecht. In
den Jahren beim „Moar-Josl“
lernte Mutter Amalia den
Witwer Johann Wartscher
kennen und verehelichte sich
im Jahre 1975. Amalia zog
mit Franz in das Eigenheim
zum „Wartscher Hansl“.
Im Jahre 1985 verstarb ihr
Gatte. Sie lebte nun allein
mit Sohn Franz im Haus in
Obernußdorf. Zu Beginn des
Bosnien-Krieges im Jahre
1992 nahm Mutter Amalia
eine Flüchtlingsfamilie aus
Kroatien in ihr Zuhause auf.
Dies zeigt von Verständnis,
Großzügigkeit und gelebter
Nächstenliebe. Es bestehen
heute noch freundschaftli-
che Kontakte zur Familie
in Kroatien. Mit der Heirat
von Sohn Franz stellten sich
auch die zwei Buben Joachim
und Jakob ein. Für die Oma
Amalia bedeuteten Joachim
und Jakob viel Freude und
sie fragte bei jeder Gelegen-
heit nach deren Befinden und
ob es ihnen wohl gut gehe
nun in Wien. Die „Male“ war
ein Mensch, der niemandem
zur Last fallen wollte. Bis
zur Erreichung einer eigenen
Pension arbeitete sie bei der
Familie Waldner (Tischler-
meister in Nussdorf-Debant)
als Haushaltshilfe. Nach ei-
nigen Jahren als Pensionistin
erschwerten allmählich ver-
schiedene Krankheiten ihre
Haushaltsführung und so hat
sie sich entschlossen, den
Lebensabend im Wohn- und
Pflegeheim Lienz zu ver-
bringen. Die dortigen Jahre
hat sie bei bester Pflege und
Umsorge richtig genossen.
Ziehtochter Mathilde hat sie
beim Eintritt in das Pflege-
heim bestens unterstützt und
mit viel Engagement, Gefühl
und Liebe bis zum Sterbetag
begleitet.
Das Abschiednehmen von
dieser Welt in diesen späten
Novembertagen fällt in die
Zeit um die Hl. Cäcilia, der
Amalia im Kreise ihrer Ziehkinder (es fehlt Agnes † 2006).