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Die Sonnseiten

Nummer 60 - August 2018

Nachrufe

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Nummer 61 - Dezember 2018

„Hallo Muata“,...

...des woar imma mei Gru-

aß, wenn i di besuacht hob.

Du hosch di echt wohl gfühlt

im WPH und oft gmoant, so

guat is mir jo no gor nie gon-

gen. Die Kirche im Haus, des

Ess‘n aufm Tisch, des Zimma

aufg‘räumt, jo, schaugn tuan

sie do af die Leit! Unsre klo-

an Ausflüge, die Spaziergän-

ge im Park, unsre Gespräche,

dei Interesse am Familien-

lebn, ob‘s Wetter holtet, dass

die Bauern wohl is Hei ein-

datum. Auf unsan Bankl

homa olls im Blickfeld ghobt.

Eisern hosch du deine All-

tagsbeschwerden weggeturnt

und donn topfer akzeptiert,

dass es holt nimma so geht

wie früher. Mia hom mitnond

gscheit gred, glocht und gwo-

ant. Muata, i wear die va-

missn, griaß ma unsere Leit

im Himml und hobt‘s es olle

schian do oben. Amol seg’n

ma uns wieda!

Ziehtochter Mathilde Hubers

Worte im Kondolenzbuch

umschreiben die letzten Jahre

von Amalia Wartscher, geb.

Mattersberger umfassend und

eindrucksvoll. Seit dem Jah-

re 2014 lebte die „Male“ im

Wohn- und Pflegeheim in Li-

enz, fühlte sich in dieser Um-

gebung „daheim“ und ist dort

friedlich am 23. November

2018 eingeschlafen.

Beim Sterbegottesdienst am

Dienstag, den 27.11. in Nuß-

dorf gab Frau Rita Schlem-

mer den Einblick in das sehr

bewegte und ereignisreiche

Leben.

„Amalia Wartscher wurde

am 10. Juli 1927 als jüngs-

tes Kind der Eheleute Franz

und Maria Mattersberger am

Leitn-Hof in Gaimberg ge-

boren. Sie erzählte stets von

einem liebevollen Aufwach-

sen mit ihren Geschwistern

Anna, Maria, Alois und Pau-

la, wobei der Gesang und die

Hausmusik das harmonische

Familienleben bereicherten.

Amalia besuchte acht Jahre

die Volksschule in Grafen-

dorf/Gaimberg. Ihr Traum,

einmal eine Kinderdorfmut-

ter zu werden, hat der Schre-

cken des 2. Weltkrieges schon

im Keim erstickt. Nach dem

Vater musste auch ihr Bruder

Alois in den Krieg ziehen.

Der Vater kehrte im April

1945 heim, von Bruder Alo-

is war bereits schon 1944 die

Nachricht vom Tode an der

Ostfront in der Ukraine ge-

kommen. Die Jahre, sowohl

des ersten, als auch des zwei-

ten Weltkrieges, haben die

Leit‘n Familie schwer getrof-

fen.

In den Nachkriegsjahren ar-

beitete Amalia bei verschie-

denen Bauern in der Land-

wirtschaft und half bei ihren

Schwestern im Zillertal und

in Oberdrum im Haushalt

aus. Nach dem frühen Tod der

Schusterbäuerin Frau Aloi-

sia Klaunzer 1959 heiratete

Amalia am 26. Oktober 1960

den Witwer und damaligen

Gaimberger Bürgermeister

Johann Klaunzer, der 10 Kin-

der im Alter von 4-18 Jahren

in die Ehe mitbrachte. Amalia

hat die große Herausforde-

rung und Verantwortung mit

viel Umsicht und Geschick

gemeistert. Am 15. Juli 1961

kam der gemeinsame Sohn

Franz zur Welt. Alsbald er-

krankte ihr Gatte Johann an

einer heimtückischen Krank-

heit und verstarb am 23. Juli

1962. Die „Muatta“, so wurde

Amalia fortan von den Zieh-

kindern genannt, schaffte es,

mit viel Liebe, Fleiß, Geduld

und Ausdauer für die 11 Kin-

der zu sorgen und zudem auch

den „Schusterhof“ mit Um-

sicht und Weitblick zu führen.

Eine wahrlich nicht einfache

Zeit! Agnes, die älteste der

„Schusterkinder“ war ihr be-

reits eine große Stütze. Nach

der Hofübernahme durch den

ältesten Schustersohn Alban

zog Mutter Amalia mit Franz

auf den „Leit‘n Hof“ zurück,

aber schon im Jahre 1970

kam vom „Schlemmer Anda“

die Bitte, Amalia möge zum

„Moar-Josl Hof“ in Nuß-

dorf kommen, um dort die

Haushaltsführung zu über-

nehmen. Die Muatta zögerte

nicht lange, nahm Sohn Franz

in die Familie zum „Moar-

Josl“ mit und war dort nicht

nur eine gute Wirtschafterin,

sondern auch die liebevolle

Ziehmutter. Aus dieser Zeit

blieb ein herzliches und dank-

bares Verhältnis zur „Moar-

Josl“ Familie, besonders zu

Sepp und Rita aufrecht. In

den Jahren beim „Moar-Josl“

lernte Mutter Amalia den

Witwer Johann Wartscher

kennen und verehelichte sich

im Jahre 1975. Amalia zog

mit Franz in das Eigenheim

zum „Wartscher Hansl“.

Im Jahre 1985 verstarb ihr

Gatte. Sie lebte nun allein

mit Sohn Franz im Haus in

Obernußdorf. Zu Beginn des

Bosnien-Krieges im Jahre

1992 nahm Mutter Amalia

eine Flüchtlingsfamilie aus

Kroatien in ihr Zuhause auf.

Dies zeigt von Verständnis,

Großzügigkeit und gelebter

Nächstenliebe. Es bestehen

heute noch freundschaftli-

che Kontakte zur Familie

in Kroatien. Mit der Heirat

von Sohn Franz stellten sich

auch die zwei Buben Joachim

und Jakob ein. Für die Oma

Amalia bedeuteten Joachim

und Jakob viel Freude und

sie fragte bei jeder Gelegen-

heit nach deren Befinden und

ob es ihnen wohl gut gehe

nun in Wien. Die „Male“ war

ein Mensch, der niemandem

zur Last fallen wollte. Bis

zur Erreichung einer eigenen

Pension arbeitete sie bei der

Familie Waldner (Tischler-

meister in Nussdorf-Debant)

als Haushaltshilfe. Nach ei-

nigen Jahren als Pensionistin

erschwerten allmählich ver-

schiedene Krankheiten ihre

Haushaltsführung und so hat

sie sich entschlossen, den

Lebensabend im Wohn- und

Pflegeheim Lienz zu ver-

bringen. Die dortigen Jahre

hat sie bei bester Pflege und

Umsorge richtig genossen.

Ziehtochter Mathilde hat sie

beim Eintritt in das Pflege-

heim bestens unterstützt und

mit viel Engagement, Gefühl

und Liebe bis zum Sterbetag

begleitet.

Das Abschiednehmen von

dieser Welt in diesen späten

Novembertagen fällt in die

Zeit um die Hl. Cäcilia, der

Amalia im Kreise ihrer Ziehkinder (es fehlt Agnes † 2006).