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Berichte

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Viel Bewegung auf der Baustelle Burg Heinfels

Zwischenbericht der Sanierung

Auf Burg Heinfels bleibt derzeit kaum ein Stein auf dem

anderen. Mit zügigen Schritten wird die Restaurierung

und der Umbau der historischen Anlage vorangetrieben.

Die letzte Bausaison endete mit einer archäologischen

Sensation: Im Bereich der ehemaligen Stallungen wurde

ein Gräberfeld aus dem frühen Mittelalter freigelegt.

Das Teamder Archäologen um Irene Knoche und Maria Ba-

der von TALPA, Büro für archäologische Dienstleistungen

in Wörgl, wertet die Entdeckung als kleine Sensation: Die

dokumentierte Geschichte der Burg Heinfels beginnt mit

der urkundlichen Ersterwähnung im Jahr 1239. Dass der

Burghügel bereits vorher besiedelt wurde, ließen Fund-

gegenstände der Grabungen in den 1990er Jahren bereits

vermuten.

Bisher wurden zwölf Gräber freigelegt, davon ein Kinder-

grab. Die Ausrichtung der Ruhestätte ist Ost-West, wobei

in den Gräbern keine Beigaben gefunden wurden. Die To-

ten sind in Demutshaltung beerdigt, was den Schluss zu-

lässt, dass es sich hier um eine frühe christliche Bestattung

im 7. oder 8. Jahrhundert handeln könnte. Teilweise ragen

die Gräber unter die östliche Burgmauer. Zu Beginn des 16.

Jahrhunderts wird diese erstmals erwähnt, in weiterer Fol-

ge errichtet man an der östlichen Mauer einen Pferdestall.

Bereits zu dieser Zeit dürften Spuren der früheren Grab-

stätten nicht mehr vorhanden gewesen sein. Erste Unter-

suchungen in einem Speziallabor in Miami/USA bestäti-

gen die Vermutung, dass hier eine Siedlung bereits vor der

Entstehung der Burg vorhanden war. Im Frühjahr werden

die Grabungen fortgesetzt, um weitere wissenschaftliche

Erkenntnisse zu gewinnen. Diese sind ein wichtiger Teil

der Neuerzählung der Geschichte der Burg Heinfels und

werden im späteren Museum entsprechend aufgearbeitet.

Erfolgreich waren auch die restauratorischen Arbeiten

an der Kernburg. Die Sanierung der Mauerkronen, deren

„Vernadelung“, die Reinigung der Fassaden und Ausbesse-

rungsarbeiten am Bergfried konnten rechtzeitig vor Win-

tereinbruch fertiggestellt werden. Seit Dezember hat der

Bergfried auch wieder seine historische Pechnase – eine

genaue Rekonstruktion des Verteidigungsbauwerks an der

Ostseite des Turmes, das bis zum Ende des 16. Jahrhun-

derts das Erscheinungsbild wesentlich prägte. West- und

Südtrakt haben wieder neue Dachstühle, teilweise sind

auch die Decken bereits neu eingezogen.

Auf der Nordseite wurde der für die Infrastruktur der Bur-

ganlage notwendige Rohbau des Lagers und der Seilbahn-

station errichtet. Mit demBau des neuen Küchenturms, der

alle für die spätere Gastronomie wichtigen Räume enthält,

konnte noch rechtzeitig im Spätherbst begonnen werden.

Und auch 2018 wird mit Hochdruck weitergearbeitet: Ge-

plant ist die Fertigstellung des Küchenturms, die Errich-

tung des Kassagebäudes, die aufwändige Restaurierung

der Fassaden und die Wiederherstellung der St. Laurenti-

us-Kapelle. Die interessierte Bevölkerung ist eingeladen,

sich am Tag des Denkmals am 30. 9. 2018 vom Fortschritt

dieses Jahrhundertprojektes selbst ein Bild zu machen.

Ein genaues Programm für diesen Tag wird frühzeitig be-

kanntgegeben.

Bundesdenkmalamt, Land Tirol und die Gemeinden för-

dern die Sanierung der Burg Heinfels. Trotzdem ist der

Museumsverein auf die Unterstützung von Seiten der Be-

völkerung, vor allem von privaten Spendern angewiesen,

um das Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss zu brin-

gen. Mit der Aktion

„Setze ein Zeichen – dein Baustein für

Burg Heinfels“

startet der Museumsverein einen Aufruf,

zur Sanierung der „Königin des Pustertals“ beizutragen. Es

können symbolische Bausteine imWert bis zu 1.000,- Euro

gekauft werden. Alle Spender werden mit ihrem Namen

imMuseumsshop, auf Stiegen oder den Zugängen zur Burg

eingraviert und erhalten zudem Ermäßigungen auf Eintrit-

te.

„Die Geschichte der Burg Heinfels

erlebbar machen“

Seit Februar 2018 verstärkt Monika Reindl-Sint das Team

des Museumsvereins als künftige Museumsleiterin und

Kuratorin. Wir haben mit ihr über ihre Ziele, Vorstellungen

und Wünsche gesprochen.

Du arbeitest seit kurzem am Projekt Burg Heinfels mit dem

Ziel der Wiedereröffnung 2019 mit. Die Aufgabe scheint

reizvoll und zugleich herausfordernd ….

Am Projekt Burg Heinfels mitarbeiten zu dürfen ist etwas

ganz Besonderes. Am Gelingen der Wiederöffnung sind

viele spannende Personen beteiligt. Die Bandbreite reicht

von Bundesdenkmalamt über Bauforschung bis zu Gastro-

nomie und Finanzexperten. Mein Fokus liegt auf den Besu-

chern und den Inhalten des Burgrundganges. Eine Heraus-

forderung liegt darin, dass die Geschichte des Burghügels

und der Burg aufgrund neuer Funde und Erkenntnisse neu

geschrieben und dargestellt werden muss.

Das neue Museum soll in einem Rundgang die Geschichte der

Burg der letzten 800 Jahre erzählen. Was erwartet die Be-

sucher?

Die vielfältige Burganlage an sich, ist das Schaustück des

Rundganges. Die Besucher sehen und erleben das Gebäu-

de von der Baugeschichte, über die Verfallsgeschichte bis

zur Sanierung. Im Zuge des Rundganges werden den Besu-

chern zusätzlich die Bewohner und die Ereignisse in und

um Burg Heinfels in einer attraktiven multimedialen Auf-

bereitung vermittelt.