Rund ums Dorf
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November 2017
In den darauffolgenden Tagen hatten wir wunderbare Be-
gegnungen mit Pilgern aus der ganzen Welt. So viele Na-
tionalitäten, so viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft
unter den Menschen habe ich noch nie erlebt. Die Spa-
nier sprechen nur wenig Englisch, trotzdem konnten wir
uns immer gut verständigen und mit dem Übersetzer auf
meinem Handy hatten wir dann sowieso keine Schwierig-
Wartende Pilger vor der Kathedrale
Foto: Josef Goller, Weber
keiten. Burgos als nächste größere Stadt mit seiner im-
posanten Kathedrale war wirklich sehenswert und so ha-
ben wir hier einen Tag Pause gemacht, zudem sich meine
Füße mit schmerzhaften Blasen gemeldet hatten. Nach
Behandlung derselben ging es weiter Tardajos, Fromista,
Mansilla de las Mulas nach Leon, der Hauptstadt Asturi-
ens. Die Kathedrale von Leon gilt als die schönste Kirche
Spaniens. Hier begannen auch die Berge von Leon mit
teilweise mehr oder weniger steilen Auf- und Abetappen.
Am höchsten Punkt des Weges Cruz de Ferro steht inmit-
ten eines Steinhaufens ein Kreuz, wo man einen von zu
Hause mitgenommenen Stein zurücklassen soll. Ein Zei-
chen, die Sorgen von zu Hause hier lassen zu können. In
Melide nach einer Wegstrecke von 750 km angekommen
in der Herberge, verschwitzt, hungrig und durstig, danach
eine Dusche und ein Bier, die Jacke hing am Haken und
flugs meine 80 € hatte jemand gefunden bevor ich sie
verloren hatte. Das gleiche ist mir am nächsten Tag mit
den Wanderstöcken passiert. Santiago rückte immer nä-
her und nach 2 Tagen waren wir dort und überwältigt!!!!
Diese Menschenmengen, das Gewirr von verschiedenen
Sprachen, die Fröhlichkeit untereinander.
Es war geschafft, wir haben unser Ziel erreicht und sind
glücklich und zufrieden. Nach dem Besuch der Kathedra-
le mit dem überdimensionalen Rauchfass, das gerade 6
Messdiener hin- und herschwenkten, um den Geruch der
schweißnassen und daher etwas übelriechenden Pilger
zu überdecken. Da wir bis zum Abflug vom Airport San-
tiago noch 3 Tage Zeit hatten, setzten wir unsere Wan-
derung in das 90 km entfernte Finstere am Atlantik fort.
Nach einem Sonnenuntergang am dortigen Leuchtturm
schlossen Sirgid und ich mit einer Flasche Wein unsere
Pilgerwanderung ab und stiegen am nächsten Tag ins
Flugzeug von Santiago über London nach Köln. Ich stieg
einen Tag später in mein Auto und war wieder froh gut
zu Hause angekommen zu sein. Wie ihr alle schon wisst,
habe ich inzwischen schon zwei weitere Wege mit 300
km (Camino Portugal) und 600 km (Camino Nord) bewan-
dert. Am 9. Oktober 2017 startet meine nächste Reise,
auf die ich mich schon sehr freue.
Euer Onkel Weber und Sigrid Schulze
Beeindruckende Kathedrale
Foto: Josef Goller, Weber
Jakobsweg
Foto: Josef Goller, Weber