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BUNT GEMISCHT

FODN - 67/03/2017

85

Von Vroni Riepler

W

ieder neigt sich ein Jahr dem

Ende zu und der Tag an dem

ich den letzten Epilog 2017 ver-

fasse ist ein Schneeregen nasser Sonn-

tagnachmittag im Spätnovember und

das ist doch schon mal ein berechtigter

Zeitpunkt eine provisorische Bilanz zu

erstellen für ein Jahr das man in jungen

Tagen noch mit allerlei Erwartungen

und Hoffnungen, mit Plänen und zuge-

geben teils utopischen Zielen bepackt

hat und dass jetzt auf der letzten Gerade

seiner Reise doch beschaulicher und be-

scheidener geworden ist.

Wenn auch am Beginn eines Jahres

soviel aus mir sprudelt um dem neu an-

gebrochenem einen würdigen Rahmen

zu verpassen -zugegeben unberechtig-

ter Weise- in etwas noch nicht stattge-

fundenes schon beträchtlichen Erfolg

hineininterpretiere, so habe ich am

Ende nun das Bedürfnis, nur dieses eine

Wort zu finden das es beschreibt; ein At-

tribut das ihm gerecht wird in allem was

gut und weniger gut war.

Ich gebe ja zu, nach 140 Wörtern Ein-

leitung kauft ihr mir das nicht ab, dass

ich eigentlich das Reduzierte, Schlichte

mag, dass mir jeder ein Meister ist, der

es schafft, Dinge mit nur einem Ad-

jektiv zu beschreiben und dir trotzdem

unumstößlich genau sagt, wie´s ist. Das

ist auch der Grund warum ich mich ger-

ne in Buchhandlungen herumtreibe, es

sind die einzeiligen, oftmals einwor-

tigen (Ja, das Wort gibt´s wirklich, ich

hab nachgesehen

) Kritiken auf der

Rückseite des Werkes die ich wissen

will. Nicht etwa, weil ich mir das Buch

dann kaufe, denn ich lese seit 15 Jahren

keine Bücher mehr, aber es befriedigt

meine Neugier gerade ausreichend um

festzustellen, dass es entweder a- auf-

grund dieser Beschreibung eh nicht

interessant genug für mich wäre oder b-

auch aufgrund der Beschreibung ohne-

hin ausreichend darüber aussagt wie es

ist und so nicht mehr notwenig ist, das

Ganze zu lesen. Das ist übrigens eine

Strategie, die ich mir nicht selber einfal-

len hab lassen, zahlreiche von Deutsch-

lehrern geplagte Schüler wenden diese

Taktik mehr oder weniger erfolgreich

an. Zu meiner Verteidigung ist zu er-

wähnen, dass ich nicht etwa lesefaul

wäre, ich mag es nur lieber, wenn ich

den Text selbst beeinflussen kann. Aus-

nahmen gibt´s natürlich auch, das sind

meist Artikel, Kolumnen meiner großen

Konkurrenz

und Kochrezepte, wobei

ich auch hier schwindle und nur den

Zutatenblock lese und dann „eh schon

weiß wie´s geht“ (das Ergebnis im Test

spricht meist eine andere Sprache) und

natürlich gute Liedtexte.

Epilog

Mit einem Wort

Ein Garant für ebensolche ist für mich

Reinhard Mey, ein wahrer Meister der

Sprache, fähig alles bis in kleinste De-

tail zu beschreiben und angesichts der

Flachheit zahlreicher Schlagertexte oft

eine Wohltat im Wortmüll der Radios-

und natürlich singt er es mir vor, ich

brauche also gar nicht mehr zu lesen,

nicht mal die Zutaten

. Wie praktisch.

Doch nachdem ich heute ja nicht auf

der Suche bin nach dem Meister der

vielen Worte, scheidet mein lieber Rein-

hard jetzt aus und die Suche geht weiter,

dabei müsste ich gar nicht weit stöbern,

Spezialist in Sachen Wortminimalis-

mus ist schon mein Mann, der kann

sogar ohne Worte auskommen. Für We-

sen, wie mich, deren Gehirn erst arbei-

tet, wenn der Mund Buchstaben auf und

zu pumpt (ich bin überzeugt, es erhält

anderweitig keinen Sauerstoff) ist das

natürlich schwer zu verstehen, wenn-

gleich ich denke (was viele Frauen auch

manchmal denken), dass in den Köpfen

der Männer auch nicht permanent Sau-

erstoff zu sein scheint.

Nun gut, es wird eben immer so sein,

dass die einen sich gern vieler Worte

bedienen, während die anderen diesen

Pool nicht freiwillig ausschöpfen, aber

ich jedenfalls zähle mich zu den ers-

teren, weil ich es trostlos fände wenn

wir Dinge nur täten und nichts davon

GERNE, wenn wir essen und trinken

und es wäre nicht GENUSSVOLL, wir

Kinder hätten und wir liebten sich nicht

INNIG, in Beziehungen lebten die nicht

GLÜCKLICH machen würden. Dann

wäre es doch SINNLOS, oder? Ein

Hoch also den Attributen, einem jeden

Menschen sein eigenes, sein ganz per-

sönliches!

Und wenn ich in meine Runde schau,

dann bin ich doch sehr zuversichtlich,

mit einer Freundin die mehr als alles

VERLÄSSLICH, einem Kind das so

BEREICHERND, einer Verwandt-

schaft, die UNBEZAHLBAR und ei-

nem Mensch an meiner Seite der UN-

ERSCHÜTTERLICH ist. Was kann

mir da schon passieren? Da denke ich

mir für 2018 doch glatt: MUTIG in die

neuen Zeiten!

Euch allen wünsche ich schöne Feier-

tage, ein Gutes Jahr 2018 und viel Spaß

auf der Suche nach eurem Wort!

PS: Mein Jahr 2017 war vor allem ei-

nes: BEGEGNUNGSREICH! Und dafür

danke ich nicht zuletzt auch den Men-

schen die ich auf ihren Höfen besuchen

durfte, denen, die mich besuchen kamen

und denen, die immer da sind, und mir

doch immer wieder neu begegnen.