Aufgrund der Größe des Pro-
blems nur einige Punkte zum
Nachdenken.
Umweltmedizin ist die Lehre von
der Erkennung, Erforschung, The-
rapie und vor allem Vorbeugung
umweltbedingter Erkrankungen.
Eigentlich ist Umweltmedizin eine
Ganzheitsmedizin, die es schon
immer gab. Schon vor 500 Jahren sagte Paracelsus, der
berühmte Arzt: "Sage mir deine Krankheit und ich sage die,
wo du wohnst." Hildegard von Bingen behandelte nicht nur
die Krankheit, sondern auch die verursachende krank machen-
de Umwelt.
In der heutigen Zeit kann ein Arzt die krankmachenden
Einflüsse von Tausenden giftigen Chemikalien auf die ver-
schiedenen Organe gar nicht mehr kennen
. Daran denken
sollte man bei unklaren Krankheitsbildern. Leider beschränkt
sich die Umweltmedizin auf die materielle Ebene, indem sie
vor allem die Wirkung von Chemikalien, Schwermetallen,
Elektrosmog und radioaktiver Strahlung auf den Menschen
untersucht. Dabei müsste sich eine ganzheitliche Umweltme-
dizin auch um den nicht zu unterschätzenden Einfluss der
psychosozialen Faktoren, der geistigen Umweltverschmut-
zung, der Leere, der Zukunftsängste und des Leistungsdrucks
sowie um die Folgen der Globalisierung auf den Menschen
und die belebte und unbelebte Natur kümmern.
Umweltgifte sind Speichergifte mit einer enormen Lang-
zeitwirkung.
Die gefährlichste Art, sie aufzunehmen, ist das
Einatmen. Ein Umweltgift, das eingeatmet wird, gelangt durch
die Nasen- und Mundschleimhaut über die Nervenwege des
Kopfes ins Gehirn und wird dort eingelagert. Die Entgiftungs-
funktion der Leber wird dabei umgangen. Daher ist die Wir-
kung eines so aufgenommenen Giftes mindestens tausendmal
größer als die von Giften, die über andere Wege in den Körper
gelangt sind. Besonders gefährdet ist der Mensch durch Gifte,
die er in Innenräumen einatmet. Der Organismus reagiert
extrem empfindlich auf nächtlich wirkende Gifte, etwa in der
Matratze oder im Bettzeug, denn während der Mensch schläft,
arbeitet der gesamte Stoffwechsel langsamer, vor allem die
Ausscheidung.
Heimtückisch ist auch die Giftaufnahme über die Haut
,
vor allem wenn sie längere Zeit über kontaminierte Textilien
erfolgt. Da die gefährlichen Langzeitgifte in der Konzentra-
tion, die zu einer Vergiftung führt, stets farb- und geruchlos
sind, gibt es nichts, was dem Menschen als Warnzeichen die-
nen könnte. Kinder sind noch hundertmal empfindlicher als
Erwachsene. Und Ungeborene reagieren extrem auf im Fettge-
webe gespeicherte Gifte. Die Plazenta bildet keine Schranke,
die das ungeborene Leben vor allen gefährlichen Umweltgif-
ten schützen könnte. Im Gegenteil: Das kindliche Blut weist
eine viel höhere Giftkonzentration auf als das mütterliche. Das
kommt daher, dass sich die Mutter während der Schwanger-
schaft über das Kind teilweise von Giften "entsorgen" kann.
So ist beispielsweise der Quecksilberspiegel bei Babys abhän-
gig von Anzahl und Größe der Amalgamfüllungen im mütter-
lichen Gebiss. Ganz zu schweigen die Vergiftungen bei rau-
chenden Müttern. Die Leber des Neugeborenen ist noch nicht
in der Lage Giftstoffe abzubauen. Allergiker reagieren meist
schon dann auf Gifte, wenn deren Konzentration noch unter
der Nachweisgrenze liegt. Chemikalienvergiftete gelten in der
Regel als Allergiker. Allerdings können ihre "Allergien" nicht
mit Hauttests nachgewiesen werden, weil es sich in Wirklich-
keit gar nicht um Allergien handelt, sondern um Chemikalien-
vergiftungen.
Umwelterkrankungen werden meist durch eine Kombina-
tion vieler "Gifte" verursacht
. Beispielsweise kann die Kon-
zentration des Holzschutzmittels Lindan in einem Modege-
schäft weit unter dem Grenzwert liegen, und doch sprechen
alle Symptome der Verkäuferin dafür, dass der Auslöser für
ihr gesundheitliches Problem Lindan ist. Hinzu kommt eben
noch die schlechte Belüftung des Ladens und die Tatsache,
dass die Verkäuferin ein drahtloses Telefon benützt, Stress mit
ihrem Arbeitgeber und den Kunden hat, Sorgen mit den Kin-
dern, einen langen Anfahrtsweg zur Arbeit und dass auf dem
Dach ihres Nachbarhauses noch eine Mobilfunkantenne steht.
All das schädigt ihr Abwehrsystem.
Umwelterkrankungen entstehen zu über 35% aufgrund
falscher Ernährung
. In vielen Nahrungsmitteln, die wir heu-
te zu uns nehmen, sind Hunderte von chemischen Zusatzstof-
fen enthalten. Auf den Etiketten lesen wir Angaben über
künstliche Aromastoffe, Emulgatoren, E-Nummern, Konser-
vierungsstoffe, Stabilisatoren, Geschmacksverstärker, künstli-
che Enzyme und vieles mehr. Unter Nahrungsmittelunverträg-
lichkeiten leiden schon rund 20% der Bevölkerung, unter
Allergien etwa 50%. Um 1900 betrug die Allergierate nur 1%.
Eine weitere Bedrohung stellt die genmanipulierte Nahrung
dar. Heute gilt mehr denn je die weise Aussage des griechi-
schen Arztes Hippokrates: "Eure Nahrungsmittel sollen eure
Heilmittel sein und eure Heilmittel eure Nahrungsmittel."
Nahrungsmittel können aber nur Heilmittel sein, wenn es sich
um "lebendige Lebensmittel" handelt, am besten aus regiona-
ler und ökologischer Produktion, das heißt im Wesentlichen:
kalt gepresste Öle, keine Fertigindustrieware, wenig Zucker,
viele Vollkornprodukte, viel Obst und Gemüse, wenig Fleisch
und Wurst.
Auch Textilien sind heute mit vielen Chemikalien versetzt.
Da gibt es zum Beispiel Flammschutz, Antiknitterschutz und
chemische Farbstoffe. Auch Bügelfreiheit erreicht man nur
mit Zusatzstoffen. Doch Bekleidung ist unsere zweite Haut
und gerade unsere Hautoberfläche resorbiert die Gifte aus den
Textilien sehr leicht. Deshalb gilt, dass auch Kleidungsstoffe
Heilstoffe sein sollen.
Das
Symptomspektrum der "Häuserkrankheit"
ist vielfäl-
tig und kann Beschwerden in verschiedenen Organsystemen
hervorrufen, zum Beispiel Nasenreizung, Augenbrennen, Hei-
serkeit, Husten, Hautausschlag, Kopfschmerzen, Müdigkeit
und Konzentrationsstörungen. Besonders betroffen sind
Kleinkinder und Hausfrauen, weil sie sich länger im Haus auf-
halten.
Eine weitere häufige Umwelterkrankung ist das „Vielseitige
Chemikaliensyndrom“ (MCS) mit schwerwiegenden Sympto-
men wie Schlafstörungen, Sprachstörungen, Konzentrations-
störungen, Wortfindungsstörungen, Müdigkeit, Erschöpfung
und Kopfschmerzen. Verursacht wird es von Chemikalien am
Arbeitsplatz, in der Wohnung, in der Nahrung und in Textilien
und seine einzige Behandlungsmöglichkeit besteht darin, sich
den verursachenden Schadstoffen nicht mehr auszusetzen. Die
Symptome treten erst nach einigen Jahren der Belastung auf
und die Gesamtkörperbelastung ist dann oft nicht nur durch
chemische Substanzen verursacht, sondern auch durch physi-
kalische wie Elektrosmog, durch biologische wie Pollen, Stäu-
be Pilze, Milben sowie durch den körperlichen, seelischen und
geistigen Stress.
Seite 19
12/2017
Die Seite für die Gesundheit
mit Doktor Adelbert Bachlechner
Die Umwelt macht uns krank