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Juni 2017

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Nach ihrem Schulabschluss machte sie in Lienz eine

Verkäuferlehre und arbeitete im Fotogeschäft Fracaro. 1943

heiratete sie Josef Klocker, vulgo Schmiedl, und bezog mit

ihm beim Unterwutzer eine kleine Wohneinheit. 1945 kam

ihr erstes Kind Annelies zur Welt. Das aber, wie damals so

viele Kinder, bereits im Alter von 3 Wochen an einer Bauch-

grippe verstarb. Darüber war sie schier untröstlich. Im April

1946 wurde ihr aber die Enkelin ihrer Pflegemutter zur Obhut

anvertraut, und sie nahm sich ihrer an wie eine Mutter.

1950 kam ihr zweites Kind und 1955 ihr drittes Kind zur

Welt. 1955 übersiedelte sie dann mit ihrer Familie und ihrer

Pflegemutter Frau Theresia Moser, die sie bis zu deren Tod

betreute, in das neu erbaute Haus in der Ehrenburgstraße.

Dort wurden Gästezimmer ausgebaut und ab 1957 vermietet.

1990 verstarb ihr Mann und 1993 ihr erstgeborener En-

kel, zu dem sie eine ganz besonders innige Beziehung hatte.

Dies war wohl ihr schmerzhaftester Verlust.

In ihren letzten Lebensjahren musste sie sich einigen

schweren Operationen unterziehen, von denen sie sich aber

auf Grund ihrer Willenskraft immer gut erholt hatte. Bis 2012

betreute und pflegte sie beinahe alleine Haus und Garten.

Dann, ab ihrem 91. Lebensjahr wurde sie im Anschluss an

eine schwere Operation von einer Pflegerin unterstützt. Darü-

ber war sie lange Zeit nicht sehr glücklich, da sie der Meinung

war, alles noch alleine bewältigen zu können.

Bis auf die letzten Tage in ihrem Leben war sie imstande

aufzustehen, sich selbständig zu waschen und anzuziehen.

Als sie in den letzten Wochen vor ihrem Tode bemerkte, dass

ihre Kräfte schwanden, sie rasch ermüdete und ihr Ende na-

hen spürte, teilte sie ihren Kindern mit, dass sie nun gehen

werde. Und das hat sie auch getan, sie ist am 18. Mai um

22:55 Uhr gegangen, so wie sie es sich gewünscht hatte:

„Ich will nicht im Winter sterben, da ist die Erde gefro-

ren und dann habt ihr alle bei der Beerdigung zu kalt. Daher

möchte ich in der warmen Jahreszeit einschlafen.“

Aloisia Leitner wurde am 16. April 1924 als zweites von

neun Kindern auf dem Bauernhof „Gaile“ in Untertilliach ge-

boren.

Durch die schwere Feldarbeit in jungen Jahren bekam

Aloisia einen Buckel, und musste dann lange ein Mieder aus

dickem Leder tragen. Das war auch der Grund, warum sie

später im Lebensmittelgeschäft in Untertilliach zu arbeiten

begann. Ihre Tante hatte ihr diese Anstellung vermittelt.

Mit 18 Jahren wurde sie zum Arbeitsdienst ins Lavant-

tal in Kärnten einberufen. Später besuchte sie die Landwirt-

schaftliche Schule in Lienz und machte ein Praktikum in ei-

nem Gasthof in Eisentratten.

Sie hatte bereits einen Ausbildungsplatz als Hauswirt-

schaftslehrerin in Deutschland in Aussicht, daraus wurde

dann aufgrund der Nachkriegswirren leider nichts.

Nach dem Krieg arbeitete sie als Gemeindesekretärin in

Untertilliach. Dort lernte sie ihren späteren Mann Valentin

kennen, der dort seine erste Stelle als Lehrer hatte. Im Sep-

tember 1948 heirateten die beiden und aus der Ehe gingen

5 Kinder hervor.

Sie lebten ein Jahr in Ratzell, fünf Jahre in Oberpei-

schlach und zwanzig Jahre in Huben - immer da wo Valentin

als Lehrer tätig war.

Ihren Traum vom Eigenheim erfüllten sie sich mit großem

Einsatz und vielen Arbeitsstunden in der Sternbachstraße in

Tristach. Im Sommer 1974 zogen sie ein und fühlten sich dort

immer wohl - vor allem die außergewöhnlich gute Nachbar-

schaft schätzten sie sehr.

Das Haus wurde in den folgenden Jahren zum Treffpunkt

und Zentrum für die ganze

Familie.

Valte und Loise liebten

Ausflüge, später verreisten

sie auch gerne weiter weg.

Loise machte viele Wallfahr-

ten wie z.B. nach Maria Zell,

Rom, Medjugorie, Tschen-

stochau, Lourdes und Israel.

2010 verstarb ihr Mann

Valte nach 62 Jahren Ehe und Loise lebte von da an alleine

im Haus in der Sternbachstraße.

Sie war eine ausgezeichnete Strickerin und Köchin, flei-

ßige Kirchgängerin und hatte mit zunehmenden Jahren die

Liebe zum Kartenspiel entdeckt. Bis ins hohe Alter ging sie

auf ihrer Draurunde spazieren und blieb eine rüstige, selbst-

ständige Frau.

Ende April 2017 brach sich Aloisa bei einem Sturz den

Oberschenkel, aber nach kurzem Aufenthalt im Krankenhaus

konnte sie wieder nach Hause zurückkehren.

Ihr Lebensmut ließ durch die Schmerzen und die körperli-

chen Einschränkungen nach und in den letzten Tagen äußerte

sie den Wunsch zu ihrem Valte zu gehen.

Sie war gerade wieder am Weg auf die Beine zu kommen,

als sie am 5. Juni 2017 in den frühen Morgenstunden durch

einen Herzinfarkt aus dem Leben schied.

Loise wurde 93 Jahre alt. Vielen Erinnerungen an sie wer-

den ihre Kinder, Enkel und Urenkel und auch ihre Freunde

weiterhin begleiten.

Aloisia Leitner,

geb. Fritzer

† 5.6.2017