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Der Erbhof „Joas am Bühel“

Joasa Hof

Erbhofverleihung

15. August 2016

in Innsbruck

Durchhaltevermögen und viel

Fleiß unserer Vorfahren sind und

waren die Grundlagen um einen

Hof 200 Jahre in der gleichen Fa-

milie im Besitz zu haben und

auch zu bewirtschaften.

Zu früheren Zeiten hatten Bauern

und Grundbesitzer einen sehr ho-

hen Stellenwert in den Dörfern.

Zum Einen, waren Lebensmittel

und Arbeitsplätze nicht häufig

vorhanden, und zum Anderen hat-

te man als Bauer ein relativ gesi-

chertes Leben, da vieles angebaut

werden konnte und man zudem

die notwendigsten Lebensmittel

selber erzeugen konnte.

Durch die technischen Entwick-

lungen ist die Vielfalt im tägli-

chen Leben und auch damit das

Wissen rund ums Bauernleben

auf vielen Höfen geschwunden

bzw. sogar verloren gegangen.

Wenn es dazu noch vor einer Ge-

neration ums reine Leben

(Überleben) ging, ist in der heuti-

gen Zeit ein Konsumrausch aus-

gebrochen. In diesem Verhalten

glaubt der Mensch sein Glück

kaufen zu können und merkt aber

nicht, dass durch sein Handeln er

sich immer weiter vom Wesentli-

chen im Leben entfernt.

Unser Hof wurde am 9.2.1816

aus dem Konkurs von Kristian

Winckler von Andrä Außerlech-

ner gekauft. Damals hieß es bei

uns noch „Innererschbaumerhof“.

Wiederum ein Andrä Außerlech-

ner übernahm am 11.4.1900. Un-

ser Großvater Andreas Außerle-

chner geb.11.11.1897 erhielt den

Bauernhof am 11.2.1926.

Bei unseren Vorfahren war man

nicht nur Bauer, sondern über-

nahm auch viele andere Aufga-

ben.

So war unser Großvater Bürger-

meister und hatte dadurch einen

großen Anteil am sozialen Mitei-

nander. Er war ein ausgezeichne-

ter Musikant und Sänger, bei Mu-

sikkapelle und Kirchenchor. Als

Jäger und Obmann in verschiede-

nen Vereinen und Institutionen

verbrachte er viel Zeit. Durch

sein großes Engagement war er

natürlich nicht häufig zu Hause.

Dies hatte aber trotzdem zur Fol-

ge, dass er mit

guten 40 Jahren

schon Vater von

neun

Kindern

war.

Trotz des 2.

Weltkrieges ver-

loren er und sei-

ne Mitmenschen

nicht den festen

Glauben an Gott.

Kirchliche Feste

und

Feiertage

wurden nach al-

tem Brauch wei-

terhin

gefeiert

mit dem Wissen,

dass Zufrieden-

heit mit dem täglichen Leben

Kraft und Freude vermittelt.

Mein Vater Andrä Außerlechner

übernahm nach dem Tod seines

Vaters 1964 den Hof. Im selben

Jahr heirateten meine Eltern und

es war auch mein Geburtsjahr.

Auch mein Vater strebte seinen

Vater nach und setzte sich für das

Dorf- und Vereinsleben ein. Bei

unseren Vorfahren war auch die

Robotschicht noch ein fester Be-

standteil im Jahreslauf.

Beim Heuziehn, wobei manchmal

ein ganzer Monat verging und das

hieß um 2 Uhr in der Früh aufste-

hen, zum Bauern essen gehen,

dann mit Ochs oder Pferd in die

Stukken aufsteigen,

den ganzen Tag arbeiten, wieder

ins Tal laufen und nach dem Es-

sen noch schnell eine Runde

Tarok spielen. Somit war es dann

oft schon 22 Uhr geworden. Die

Mithilfe gab es auch bei verschie-

denen baulichen Tätigkeiten. Das

Ganze hätte wohl nicht so gut

funktioniert, wenn die Frauen

nicht tatkräftig ihre Männer un-

terstützt hätten.