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FODN - 62/01/2016

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WIRTSCHAFT & TOURISMUS

ser kann man nicht nur am Papier sein,

das wird man nur aus tiefstem Herzen.

Das heißt, ihr fühlt euch hier wohl

und zu Hause?

Ja, das tun wir.

Findest du das Leben in den Bergen

umständlicher im Verhältnis zu ei-

nem Leben in der Stadt?

Natürlich ist es das, aber ich fin-

de, dass besonders hier in Kals alles

sehr gut funktioniert und organisiert

ist. Es verblüfft mich, wie nachhaltig

hier gearbeitet wird – mit einer Selbst-

verständlichkeit! Einfach sensationell!

Egal ob Mülltrennung, Regionalität

beim Einkauf, Wasserwirtschaft, Solar

und erneuerbare Energie – nachhaltiges

Handeln und Entscheiden ist hier an der

Tagesordnung, darüber wird nicht groß

nachgedacht. In Zeiten wie diesen, wo

den Leuten ins Bewusstsein gerückt

wird, wie es um unsere Welt steht und

dass der Klimawandel nicht nur ein My-

thos ist, glaube ich, dass viele Gäste auf

der Suche nach genauso einem Ort sind.

Osttirol hat hier enormes Potenzial und

sollte das mehr vermarkten.

Wie versucht ihr Nachhaltigkeit mit

dem Betrieb zu vereinen?

Wir kochen viel Vegetarisch, auch um

unseren Gästen zu zeigen, dass Fleisch

kein Muss für ein gutes Essen ist. Mehr

und mehr versuchen wir auch regional

einzukaufen, wenn geht bio. Das, was

auf den Tisch kommt, ist selbstverständ-

lich frisch und selbstgemacht, nicht aus

der Dose oder Tiefkühle. Die Zusam-

menarbeit mit den Einheimischen ist

uns auch sehr wichtig. Wir haben sehr

guten Kontakt zu Hans Berger (Zöttl),

der uns die Piste präpariert; auch mit

dem Taurerwirt haben wir sehr guten

Kontakt; Gerhard Gratz hat uns mit

viel Engagement den Rodelabend vor-

gezeigt. Thomas Schneider und Simon

Amraser unterstützen uns beim Rode-

labend und übernehmen den Transport

der Gäste. Im nächsten Jahr planen wir,

noch einen Fahrer für unser Après Ski

Rodeln zu engagieren.

Wir werden oft gefragt, warum die

MoaAlm nur so begrenzte Öffnungs-

zeiten hat.

Eigentlich erklärt ja schon unser Kon-

zept, warum es für uns nicht möglich ist,

längere Öffnungszeiten für das Café an-

zubieten. Wir sind selber viel unterwegs

„ ... ein richtiger Kalser kann man nicht nur am Papier sein,

das wird man nur aus tiefstem Herzen.“

mit den Gästen. Wir sind der Meinung,

dass ein Restaurantbetrieb am Abend

nicht die richtige Atmosphäre wäre, um

Ruhe in den Bergen zu finden. Bisher

haben wir verhältnismäßig eher wenige

Tage offen gehabt aufgrund der Besu-

cherzahlen und den bisherigen Perso-

nalressourcen.

Wir sind zwar noch nicht in den

schwarzen Zahlen, aber wir getrauen

uns jetzt, das Team zu vergrößern: Un-

ser bisheriger Mitarbeiter Oskar ver-

lässt uns leider im Sommer, ihn ersetzt

jedoch ein Pärchen, welches dann für

die Verpflegung und das Café verant-

wortlich sein wird. Dies bedeutet, dass

sich die Öffnungszeiten voraussichtlich

diesen Sommer steigern werden.

Für die Zukunft ist es unser Wunsch

und Ziel, dass die Leute zu uns zum

Mittagessen und Jausen hochkommen.

Wir basteln an einem dementsprechen-

den Angebot.

Abschließend frage ich dich, was du

an Kals am meisten schätzt.

Ich finde, dass Kals ein ganz speziel-

les Plätzchen ist. Nicht nur die Natur ist

außergewöhnlich, auch die Leute haben

etwas Besonderes. Ich glaube, dass der

Ort weit mehr Potenzial hat, als er aus-

schöpft.

Ich selber mag die Osttiroler Arbeits-

moral sehr. Andererseits hat aber der

Kalser eine gewisse Gelassenheit und

Bodenständigkeit. Das beeindruckt mich

sehr. Des Weiteren mag ich den Umgang.

Man vertraut einander. Auch als „Zu-

gezogener“ hat man das Gefühl, aufge-

nommen zu werden; wenn man etwas

abmacht, dann zählt die Handschlagqua-

lität. Das gibt es fast nirgends mehr.