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FODN - 62/01/2016
WIRTSCHAFT & TOURISMUS
mit. Einige Beispiele sind: Bergstei-
gerwoche mit den Kalser Bergführern,
Mindfulness-und-Yoga mit einer Psy-
chologin, Mindfulness-und-Naturbeob-
achtung mit einer Vogelumweltschütze-
rin aus England, Erste-Hilfe-Kurs und
Skifahren oder Splitboardwochen mit
einem Snowboardführer.
Das klingt für dich und Barbara nach
viel Entspannung und wenig Arbeit….
(Lacht) Ja, das klingt vielleicht so,
aber man muss auch sehen, dass wir
wirklich sieben Tage die Woche mit den
Gästen von morgens bis abends zusam-
men sind. Es gehört auch zu unserem
Konzept, dass wir abends, nach dem Es-
sen, welches alle Hausgäste gemeinsam
am Tisch einnehmen, zusammensitzen
und ratschen, diskutieren und philoso-
phieren. Es macht uns natürlich großen
Spaß, aber nur Urlaub ist es für uns auch
nicht…
Würdest du sagen, dass euer Angebot
auf große Nachfrage stößt?
Die Nachfrage muss noch wachsen,
aber der Markt ist da: Der typische
Touristenmarkt in Tirol besteht haupt-
sächlich aus Deutschland, Niederlande
und Österreich. Der deutsche und ös-
terreichische Gast ist sehr selbstständig
und informiert sich schon zuhause über
das, was er machen will. Der holländi-
sche Gast will selber entscheiden, was
er unternimmt – und das jeden Tag aufs
Neue. Der will sich auch nicht festlegen
müssen. Wir richten uns auf den unty-
pischen Markt wie England oder gar
weiter weg. Dieser Markt liebt zwar die
Berge und das draußen Sein, braucht
aber die Unterstützung die wir geben;
er möchte einfach sorglos sein in den
Ferien. Das ist der Grund, warum wir
sehr viele englische Gäste haben.
Der zweite Aspekt, warum unsere
Idee viele Leute anspricht ist die Tatsa-
che, dass der Druck im Job und der all-
tägliche Stress immer mehr steigen. Die
Leute bewegen sich wenig in freier Na-
tur und sind unausgeglichen. Deshalb
suchen sie im Urlaub zwar Entspannung,
wollen aber gleichzeitig aktiv sein und
etwas für Körper und Seele tun. Des-
halb suchen sie ruhige Plätze wie Kals
(oder generell Osttirol) um hier das alles
zu finden, was sie im Alltag nicht haben,
ohne sich um die Organisation ihrer
Aktivitäten groß Gedanken machen zu
müssen.
Was hat dich und Barbara dazu bewo-
gen, hierher nach Kals zu kommen?
Wir hatten beide extrem stressige
und fordernde Jobs in Amsterdam, bei
denen ein Arbeitspensum von 80 – 100
Stunden pro Woche eine Normalität war.
Irgendwann kamen wir gemeinsam an
einen Punkt, an dem ein Jobwechsel
notwendig wurde, und da entschlossen
wir, noch einmal etwas ganz anderes in
Angriff zu nehmen, bevor wir eine Fa-
milie gründen möchten.
Ihr kommt beide aus der Stadt – war-
um ausgerechnet Kals?
Naja, ich bin in der Schweiz aufge-
wachsen und Barbaras Vater war frü-
her Schirennläufer – also hatten wir die
Leidenschaft für die Berge immer schon
gemeinsam. Seit wir uns kennen gelernt
haben, verbrachten wir immer ein bis
zwei Wochen gemeinsam zum Schi fah-
ren. Als wir Xania und Craig kennen
gelernt haben und sie uns das Angebot
zur Bewirtschaftung der MoaAlm ge-
macht haben, ist das eine zum anderen
gekommen…
Gibt es eine Kuriosität an Kals, die
euch besonders fasziniert?
(Lacht) Ich finde es lustig, dass Kals
für seine 1.200 Einwohner der Mittel-
punkt der Erdkugel ist. Mit Späßen
über die Matreier oder die Defregger
wird kaum gegeizt: Man weiß ja, dass
man selber am schönsten Fleck der Erde
wohnt, was den Nachbarn hinterm Berg
leider verwehrt bleibt. Kein Stadtbe-
wohner entwickelt eine solche Identität
zu seinem Heimatort wie dies hier in
den Bergen geschieht. Ein richtiger Kal-
Gasthof MoaAlm
Burg 16, A-9981 Kals
Web:
www.moaalm.com www.facebook.com/GasthofMoaAlmMail:
austria@wearactive.comTel. 0043 6642441919