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Oberlienzer Hoargascht [

48]

Seite 16

Juli 2015

Heute möchte ich Euch eine Geschichte

erzählen, die Euch Autofahrern hoffent-

lich zum Nachdenken anregt. Berta ist

einverstanden, daß sie diesmal nicht mit-

reden kann und mein Bauer auch.

ZUMNACHDENKEN!

Werner schaute noch einmal auf den Tacho

(Ortsgebiet: 50 km/h, sein Tacho zeigte aber

78 km/h) – schnell etwas heruntergebremst,

kaum merklich, aber immerhin – der gute

Wille ist da.

Werner möchte nicht wieder erwischt wer-

den, heuer zum dritten mal. Der Polizist ,

der ihn anhielt, zückte scheinbar gemäch-

lich seinen Block. Werners Ärger wich so-

fort, als er den Polizist anblickte. „Auch das

noch“, fuhr es ihm in den Sinn. Christian!

Gerade Christian, der immer sonntags ne-

ben ihm in der Kirche saß. Werner versank

fast in seinem Autositz. Das war schlimmer

als der Strafzettel, der jetzt kommen würde.

„Hallo Christian“. „Hallo Werner“. Kein

Lächeln zierte das Gesicht des Polizisten.

„Ich hatte es heute leider sehr eilig nach

Hause zu kommen zu meiner Frau und den

Kindern. Ja, und deshalb …“ „Ja“, sagte

Christian nur und schrieb weiter in seinen

Block.

„Weißt du, ich komme meistens sehr spät

vom Büro und war in Gedanken schon beim

morgigen Familienausflug mit Frau und

Kindern – da ist es halt passiert. Wie schnell

bin ich eigentlich gefahren?“„Siebzig.“„Mein

Tacho hat aber sechzig oder so angezeigt.“

Christian schrieb wortlos in seinem Block

weiter. Langsam keimte in Werner Unmut

über Christian auf. So lasse ich mich nicht

behandeln von einem, der Sonntag für

Sonntag neben mir in der Kirche sitzt. Nicht

mit mir! So schnell werde ich nicht mehr

neben DEM in der Kirchenbank sitzen. Er

riss sich zusammen, denn er wußte, dies

würde die Sache noch schlimmer machen.

„Christian, ich sehe ja ein, dass ich ein Ge-

setz übertreten habe, aber es liegt sicher in

deinem Ermessen, ein Auge zuzudrücken.“

Wortlos riss Christian den Zettel vom Block

und reichte ihn Werner durch die offene Au-

toscheibe. „Danke!“ Werner konnte sich

kaum mehr halten vor Zorn und wollte

Christian schon etwas Unschönes nachru-

fen. Aber Christian, der Polizist, war längst

in seinem Streifenwagen davongefahren.

„Gemeinheit. Na warte!“ Doch neugierig,

wie viel ihm der Spaß kosten würde, blickte

er mürrisch auf den Strafzettel. „He! Was ist

das? Ein Strafzettel sieht anders aus.“

Werner las weiter:

„Lieber Werner!

Ich hatte einmal eine kleine Tochter.

Als sie fünf war, starb sie bei einem

Verkehrsunfall – richtig, der Typ ist zu

schnell gefahren – sie hatte keine Chance.

Nach zwei Monaten Knast konnte er

seine Tochter wieder in den Arm

nehmen. Ich leider nicht mehr.

Ich werde warten müssen, bis ich sie

imHimmel in meine Arme nehmen

kann.

Tausendmal habe ich versucht, diesem

Mann zu vergeben. Ich glaube fast, dass

ich es geschafft habe, aber ich muß immer

wieder an sie denken. Bete für mich.

Werner, dass ich es doch noch schaffe

und fahr bitte vorsichtig.

Gruß Cristian“

Werner sah noch im Rückspiegel den Strei-

fenwagen in der nächsten Kurve verschwin-

den. Er wartete noch einige Minuten, dann

fuhr er langsam weiter. Zu Hause angekom-

men, nahm er seine Frau und seine Tochter

ganz fest in die Arme.

Autos kann man kaufen, Menschenleben

nicht.

Bis zum nächsten Mal – euer Kikeriki!

Peter Schneeberger

FORUM

In den wochenlangen Vorbereitungen,

beschäftigten wir uns mit Jesus, Verge­

bung und Versöhnung, Mahl halten und

dem Segen. In den 5 Gruppenstunden

haben wir mit den Kindern gebastelt,

Weihwassergefäße verziert, Geschichten

aus der Bibel gehört und durften den

Kirchturm besichtigen.

Am Christi Himmelfahrtstag durften

die 14 Zweitklassler der VS Oberlienz

und VS Glanz zum ersten Mal an den

Tisch des Herrn treten und mit der Pfarr­

gemeinde, den Paten, Familien, Ver­

wandten und Freunden ihre Erstkommu­

nion feiern. Im Anschluss an den

Gottesdienst waren alle Kirchenbesucher

zu einer Agape beim Gemeindezentrum

eingeladen. Ein aufrichtiges "Vergelts

Gott" an alle, die mit viel Geduld und

Fleiß das Fest der Erstkommunion vorbe­

reitet haben. Ein besonderer Dank gilt

unseremHerrn Pfarrer, der Musikkapelle

Oberlienz, dem Organisten Clemens

Die heurige Erstkommunion stand unter dem Motto:

„Wir sind alle Kinder in Gottes kunterbunten Garten“

Znopp, den Chronisten Gottfried Stotter

und Ernst Zeiner, der Landjugend

Oberlienz und unseren Lehrpersonen, die

diese Feier so gut gelingen ließen, sodass

der Erstkommuniontag zu einem unver­

gesslichen Erlebnis wurde.

Katrin Huber