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St. Veiter - Zeil´n - Ausgabe 08 | 27
St. Veiter - Zeil`n Ausgabe 08
Heimatkundeverein
Musessen und Zittergras
So war es auch nicht verwunderlich, dass Heike sich im Laufe des Abends an viele Details erinnerte, die sie damals
als Kind erlebt hatte: Im Haus wohnte die damalige Besitzerin, Frau Mayr, sowie der Sohn Peter, der ein Jahr älter
war als sie. Mit ihm hat sie sich angefreundet und er ist auch der einzige, der namentlich in ihrem Gedächtnis blieb.
Ein anderes Mädchen lud sie einmal zu Musessen ein. Heike Mangler: „Wir haben drum rum gesessen, das gelbe
Mus war herrlich, und vor allem der Buttersee drauf“. Auch sonst blieben Erinnerungen an das ländliche Leben: Da
war das Heuhüpfen im Futterhaus, das heimliche (und natürlich verbotene) Rahmschlecken an der Zentrifuge oder
das wunderschöne Zittergras auf den Wiesen, das Frau Mangler bei ihrem Besuch im vergangenen Sommer sehr
vermisste.
Das Haus verließ man nur für Einkäufe oder andere Besorgungen. So musste ihre Mutter oder Oma öfter ins
Gemeindeamt nach St. Veit, um Lebensmittelmarken zu besorgen. Der kleine Laden in Feld im Haus
Damisn
war
für Heike vor allem deshalb interessant, weil es am Balkon eine Kinderschaukel gab.
Die Schulzeit in Feld
Und dann gab es natürlich die Volksschule. Zwei Zeugnisse haben sich erhalten, die beide eine Kuriosität aufweisen:
Das erste ist ausgestellt von Frau Lehrerin Pepi Wollte am 7. Juli 1945 und trägt den Stempel der NS-Zeit („Der
Leiter der Volksschule in Feld/Defereggen, Gau Kärnten“), fast genau zwei Monate nach dem Ende des Dritten
Reiches! Das zweite, ausgestellt am 28. Juni 1946 durch den mittlerweile aus demKrieg zurückgekehrten gestrengen
Schuldirektor Max Hafele, datiert 28. Juni 1946, trägt hingegen schon den Stempel mit der Angabe „Tirol“: Auch
das war nicht „korrekt“, kehrte doch der Bezirk Lienz erst im Herbst 1946 zum Bundesland Tirol zurück!
Frau Mängler schenkte übrigens ihre beiden Felder Volksschulzeugnisse
dem St. Veiter Chronik-Archiv, wo sie eine dauerhafte Bleibe finden
werden.
Zusammen mit dem Verfasser dieser Zeilen sowie Ulli und Paul Margoni
gab es im Gasthof Bad Grünmoos noch ein Beisammensein, dies bis in den
späten Abend währte. Eine unverhoffte Begegnung, die gezeigt hat, dass
der Mensch von der eigenen Geschichte nicht so schnell loskommt…
Begegnung in Bad Grünmoos