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St. Veiter - Zeil`n Ausgabe 08
28 | St. Veiter - Zeil´n - Ausgabe 08
Heimatkundeverein
St. Veit in Defereggen – 200 Jahre bei Tirol!
Im Jahr 2014 richtet sich der Blick historisch interessierter Menschen nahezu ausschließlich auf das Schicksalsjahr
1914 und den damit verknüpften Beginn des ErstenWeltkriegs. (Auch imChronikarchiv von St. Veit wird es übrigens
im August eine kleine Ausstellung dazu geben.) Doch ist der Kriegsausbruch nicht das einzige historische Datum,
das es heuer zu bedenken gilt. Genau hundert Jahre zuvor, 1814, waren die napoleonischen Kriege in Österreich zu
Ende gegangen und Europa wurde imWiener Kongress (1814/15) neu geordnet. Für die damals lebenden Menschen
war somit 1814 ebenfalls ein Schicksalsjahr, freilich in positiver Hinsicht. Ein kurzer historischer Rückblick soll die
Tragweite der damaligen Ereignisse verdeutlichen.
600 Jahre bei Salzburg: Eine Ära geht zu Ende
Im Jahre 1792 erklärte das revolutionäre
republikanische Frankreich dem alten Heiligen
Römischen Reich, an dessen Spitze der
Habsburgerkaiser Franz II. stand, den Krieg. Nur
fünf Jahre später standen die französischen Truppen
zum ersten Mal auf Tiroler Boden, doch waren die
Folgen dieses Krieges für Tirol zunächst gering.
Die weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen
zwischen Österreich und Napoleon führten im
Jahr 1803 zur Auflösung der alten geistlichen
Fürstentümer Brixen und Salzburg. St. Veit, das
seit dem Jahr 1212 zu Salzburg gehört hatte, bekam
damit zum ersten Mal seit fast 600 Jahren einen
weltlichen Fürsten als Staatsoberhaupt. Es war
dies der Habsburger Ferdinand III., ein Bruder des
Kaisers, der zuvor Großherzog der Toskana gewesen
war. Salzburg blieb aber ein eigenständiger Staat im
Rahmen des Heiligen Römischen Reiches.
Doch war der Krieg noch lange nicht zu Ende. Nach der für Österreich verheerenden Schlacht bei Austerlitz (1805)
ging Tirol verloren und kam an Bayern. Als Entschädigung kam Salzburg im Jahr 1806 zu Österreich. Damit wurde
Defereggen zum ersten Mal österreichisch, genauer gesagt: der vordere Teil (grob gesprochen: Hopfgarten und St.
Veit), während der innere, tirolische Teil des Tales vertragsgemäß an Bayern kam.
Von Österreich über Bayern zu Frankreich
Was folgt, ist bekannt: Aufstand der Tiroler, Kämpfe am Berg Isel und im Großraum Lienz. Am Ende musste Kaiser
Franz im Frieden von Schönbrunn (Oktober 1809) das erst vor wenigen Jahren gewonnene Salzburg an Bayern
abtreten. Das Defereggental wurde ebenfalls zur Gänze bayrisch. Doch sollte dieses „hohe Glück“, wie sich Mathias
Hofmann in seiner Chronik von St. Veit sarkastisch ausdrückte, nicht lange währen: Am 9. Februar 1811 wurde das
Gebiet von Matrei und damit auch das Defereggental von Bayern abgetrennt und an die neu geschaffenen Illyrischen
Provinzen angeschlossen. Diese waren ein Teil des Kaiserreichs Frankreichs und umfassten das heutige Osttirol
sowie Teile Kärntens, Sloweniens und Kroatiens. Die völlig umgekrempelte Verwaltung war auch im Defereggen
spürbar: Für einige Jahre bildete das Tal eine einzige Gemeinde.
Wieder bei Österreich, neu bei Tirol
Spätestens mit dem verlorenen Russlandfeldzug 1812 war Napoleons Macht überschritten. Österreich erklärte
Napoleon den Krieg, Tirol wurde 1813 zurückerobert und wieder mit Österreich vereinigt. Salzburg hingegen,
das ebenfalls an Österreich zurückkam, wurde nicht wieder in seinen alten Grenzen hergestellt. Auch in
kirchlicher Hinsicht war es in diesen Jahren zu Veränderungen gekommen: Die jahrhundertlange Zugehörigkeit
des Defereggentals zu Salzburg endete im Jahre 1811, als Matrei und das Defereggental an die Diözese Laibach
abgetreten wurden. Doch währte dieses Zwischenspiel nur für drei Jahre. Im Jahre 1814 kam St. Veit an die Diözese
Brixen, bei der es bis zur Errichtung der Apostolischen Administratur Innsbruck (1925) verblieb.
Die folgenschwere Schlacht bei Austerlitz (1805)