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St. Veiter - Zeil`n Ausgabe 08
26 | St. Veiter - Zeil´n - Ausgabe 08
Heimatkundeverein
Berlin 1944. Die Bomben fallen über die Stadt, der Krieg spielt sich jetzt auch für die Zivilbevölkerung buchstäblich
vor den eigenen Augen ab. Für manche wird eine Evakuierung organisiert. Zu ihnen gehörte auch die damals
sechsjährige Heike Piehl. Sie wuchs mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter in einer Wohnung in Berlin auf. Jetzt
wurden sie in einem überfüllten Zug – das Chaos des Kriegsendes zeichnet sich bereits ab – nach Süden in eine
sichere Zone gebracht, genauer gesagt in die die „Alpen- und Donau-Reichsgaue“, wie die „Ostmark“ seit 1942
offiziell hieß.
Evakuierung im Defereggen
Heike kann sich nicht mehr erinnern, wohin sie mit ihrer Familie genau kam, doch das Zeugnis ihrer ersten
Volksschulklasse nennt den Ort: Es war Wolfsberg in Kärnten. Dort sollte es aber keine lange Bleibe geben: Auch
hier fielen bereits die Bomben, und so übersiedelten die drei nach Lienz, wo sie für eine Zeit lang in einem Hotel
oder einer Pension untergebracht waren. Gegen Ende des Jahres 1944 kamen die Piehls nach Feld in Defereggen.
Wahrscheinlich hätten sie damals nicht geahnt, dass sie rund 1½ Jahre hier bleiben würden. Für kurze Zeit waren
sie im Obergeschoß des Schulhauses untergebracht, ehe sie ins Haus Jörgelis übersiedelten. „Man wurde einfach
einquartiert und war da nicht so furchtbar beliebt“, erinnert sich Frau Mangler, wie sie jetzt heißt, mit einem
Schmunzeln. Derartige Einquartierungen von Teilen der evakuierten Stadtbevölkerung waren gerade im Defereggen
keine Seltenheit, gab es doch viele „Forschtgiehner“-Kinder, die aus Wien und anderen Orten hierher gekommen
waren.
Besuch im Haus Jörgelis
Es war Heikes Bedürfnis, 69 Jahre nach ihrer Zeit in Feld wieder einmal in ihre unfreiwillige Wahlheimat aus der
Volksschulzeit zurückzukehren. Bereits einmal, vor genau 48 Jahren, war sie im Defereggen, hatte damals aber
keine Möglichkeit, ihre alte Wohnstätte zu besuchen. Diesmal hatte sie mehr Glück: Ulrike, geb. Leiter, vulgo
Jörgelis, und ihr Mann Paul Margoni öffneten bereitwillig die Tore und zeigten alle Räume des Hauses, indem sich
natürlich manches verändert hatte, jedoch vieles noch genauso geblieben war: so z. B. der von Heike geliebte Ofen
in der guten Stube, auf dem sie viele Stunden mit der Puppe spielte oder sich „vor der Welt“ versteckte. Auch das
Zimmer, in dem die Piehls untergebracht waren, erkannte sie sofort wieder.
Eine Berlinerin in Feld