Seite 21 - Gemeindezeitungen

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Dezember 2014
Herr Brunswik
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Brunswik-Denkmal in Genf
Adolf Brunswik mit Sohn Hermann
Fromm und „schiffrig“ sei er gewe-
sen, wird mehrfach behauptet. Beides
wird zutreffen. Dass er in der Instein-
alm ein Bildstöckl baute und mit einer
kleinen Muttergottesstatue versah, lässt
auf eine gewisse Frömmigkeit schlie-
ßen. Vielleicht hatte er sich eine private
Andachtsstätte errichtet. Das massive,
nicht besonders kunstvolle Bildstöckl
(Maurer war Brunswik sicher nicht) hat
die Jahrzehnte überdauert und wird
heute Laserzgeist-Stöckl genannt, wie
auch im Volk im Laufe der Zeit aus dem
Herrn Brunswik der „Laserzgeist“ in An-
lehnung an eine viel ältere Sagengestalt
wurde.
Linder Sepp hat das kleine Bauwerk
2008 mit einem Schindeldach versehen,
um es vor dem Verfall zu retten. Berg-
freunde hatten es vor Jahren mit einer
geschnitzten Statue ausgestattet. Heigl
Franz hat es sich bei seinen Gängen ins
Laserz zur Gewohnheit gemacht, eine
Kerze anzuzünden, um der Muttergottes
etwas Licht und Wärme zu bringen und
um für sich und die Vorbeikommenden
Schutz und Segen zu erbitten.
„Schiffrig“ - ein im Dialekt
gebrauchtes Wort für scheu - ist
auch mehrfach bestätigt. Er sei
Wanderern und dem Hirten pa-
nisch ausgewichen. Mit der Berg-
steigerlegende Rudl Eller muss er
aber Kontakt gehabt haben.
Nach endlosen Recherchen und
einem freundlicherweise gewährten
Einblick in die Chronik des elitären
Bergsteigervereins „Alpenraute“ und
nach der Kontaktaufnahme mit einem
entfernten Verwandten kam endlich
Licht in die Sache. Der unwissend „Las-
erzgeist“ Genannte war der Sohn des
Feldmarschallleutnants Adolf Brunswik
von Korompa (geb. 1866 in Brasov-
Kronstadt) und der Edlen Johanna Po-
korny (geb. 1870). Er kam am 6.10.
1898 in Wien zur Welt und wurde nach
seinem Großvater mütterlicherseits Her-
mann genannt. Er genoss eine militäri-
sche Ausbildung und ist auf dem Foto
aus dem Familienbesitz als Offizier ab-
gelichtet. Was seine schwere Depressi-
on verursachte und was ihn zur Flucht
in die Lienzer Dolomiten veranlasste,
bleibt im Dunkeln. Hermanns Schicksal
wurde in dieser prominenten Familie
totgeschwiegen.
Die Familie Brunswik stammt aus
einem alten Adelsgeschlecht. Dem
k.u.k. Adolf Brunswik von Korompa
wurde 1911 von Rudolf Lorenz der
„Brunswik Marsch“ gewidmet. Eine aus
der Reihe der bekannten Brunswiks, Jo-
sephine Brunswik, hatte ein Verhältnis
mit Beethoven, ein anderer Brunswik,
Herzog Karl der II. von Braunschweig