Seite 22 - Gemeindezeitungen

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Herr Brunswik
Dezember 2014
hinterließ der Stadt Genf ein Vermögen,
mit der Auflage, sie möge ihm dafür ein
Denkmal setzen. Das Brunswik Denk-
mal in Genf gibt es heute noch. Nach
dem 1. Weltkrieg verlor die Familie all
ihre Besitzungen, unter anderem das
Herrenhaus in Dolna Krupa bei Bratisla-
va und das Schloss Martonvásár west-
lich von Budapest.
Die Korrespondenz der Alpenraute
mit Frau Johanna Brunswik gibt Ein-
blicke in das Schicksal des einsamen
Hermann Brunswik. Im Februar 1933
schreibt die Alpenraute, die von seiner
Einlieferung in ein Wiener Krankenhaus
in Kenntnis gesetzt wurde, an Frau
Brunswik, ihr Sohn möge die Stellen an-
gebenwo er seineSachendeponiert habe.
Beklemmend ist ihre Antwort:
Mein armer Sohn ist seit 7. Nov. vorigen
Jahres auf der psychiatrischen Klinik
des Wiener allgemeinen Krankenhauses.
... Schon als er am 4. Nov. zu mir nach
Wien kam, redete er fast gar nichts und
jetzt ,seit er auf der Klinik ist, redet er
gar nicht mehr mit mir und gibt auch
auf keine Fragen Antwort, wenn ich ihn
besuche. Ich bin aber nicht in der Lage
Ihnen zu sagen, was von seinen Sachen
noch am Weissenstein zurückgeblieben
ist, noch wo sie sich befinden. Soviel
mir vorkam hat er beinahe alles her-
gebracht, und nur die Skier, ein Paar u.
eine Reserveschiene, dürften sich noch
in der offenen Hütte oben befinden,
ferner der Petroleum-Ofen auf dem er
kochte.
Sie schreibt dann sinngemäß
noch, dass die Sachen irgendwo depo-
niert werden sollten, falls sie auffindbar
wären. Sie könnte sie dann abholen, falls
sie zur Sommerfrische in die Gegend von
Lienz käme. Sie weist aber vornehm da-
raufhin, dass man sich keine unnötige
Mühe machen soll und schließt den Brief
mit:
Indem ich Ihnen von Herzen für die
gütige Teilnahme, die Sie stets an dem
traurigen Schicksal meines armen Soh-
nes genommen haben, danke, verbleibe
ich Ihre aufrichtig ergebene Johanna
Brunswik.
Aus dem anschließenden Schrift-
verkehr geht hervor, dass der Petro-
leumofen verschwunden ist, die Ski
aber gefunden wurden. Am 10.6.1933
schreibt Frau Brunswik, dass das Befin-
den ihres Sohnes ein sehr schlechtes sei
und sie kummervolle Tage erlebe.
Hermann Brunswik ist 1939 im
psychiatrischen Krankenhaus in Hall
verstorben. Ob er die Jahre zwischen
1933 und 1939 immer in psychiatri-
scher Behandlung war, ließ sich nicht
klären.
Es bleibt zu hoffen, dass der Ver-
zweifelte mindestens zeitweise das in
unseren Bergen fand, was er am meis-
ten suchte: Ruhe für seine Seele.
Ich bedanke mich bei allen Perso-
nen aus Tristach, Amlach, Lavant, Lienz
und Oberlienz, die mir bereitwillig Aus-
kunft erteilt haben und mich mit Bild-
und Kartenmaterial versorgt haben.
Stellvertretend für die Vielen möchte
ich Lois Huber (Wastler), Franz Unter-
luggauer (Müller) und Karl Oberhuber
nennen. Ein ganz besonderer Dank geht
an Herrn Helmut Ebner aus Iselsberg,
seine engagierte Hilfe führte mich auf
die richtige Spur, an Herrn Ing. Harald
Brunswik aus Hörbranz, der mir Einbli-
cke in die Familiengeschichte gewährte
und an Oberst Herbert Winkler.
Burgl Kofler