Seite 27 - Gemeindezeitungen

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BLICK
Ein
Chronik
den Kaiser und fürs Vaterland zu opfern hat er ja geschwo-
ren und diesen Schwur eingelöst. Der brave Johann Kohs ist
im Feldspitale 4/14 am 14. 10. 1914 an den Folgen eines
Bauchschusses, den er im Gefechte bei Wiezawice-Rzns-
höw am Lan erhalten hat, gestorben.“
Lange Zeit unbekannt war auch der Verbleib des Johann
Walder, Tädlersohn in der Kopsgute. Am 26.2.1915 berich-
tete er an seinen Vater:
„[…] Ihr werdet hart gewartet haben auf eine Nachricht,
aber ich konnte zuvor nicht schreiben. Seit 2 ½ Monaten
bin ich im Spital. Als Cholerakranker bin ich ins Spital ge-
kommen, sobald ich halbwegs gesund war, bekam ich Lun-
genentzündung, dann Typhus und sobald ich wieder gehen
konnte, wieder den Typhus. Das Gebet von Euch allen hat
mich ohne Doktor gesund gemacht. Viele Grüße an alle im
Hause und alle Bekannte.“
Der Brief endete mit einem Ge-
dicht.
Johann Walder zu Tädler starb am 22.3.1916 in russischer
Gefangenschaft.
In Sillian gedachte man der Gefallenen in den feierlichen
Sterbegottesdiensten, bei denen der Priester das Leben und
den Einsatz der Soldaten gebührend würdigte.
Die ursprüngliche
Kriegsbegeiste-
rung im Hinter-
land war bald
g e s c hwund e n ,
auf die Zivilbe-
völkerung kamen
immer mehr Ein-
schränkungen zu.
Da eine Lebens-
mi ttelknapphei t
drohte,
erließ
der k.k. Bezirks-
schulrat Lienz ein
Merkblatt an alle
Schulen mit dem
Aufruf: “Kinder
seid
sparsam!
Dann dient Ihr
Eurem Vaterland
und Euren El-
tern!“ Als Oster-
gabe für „unsere braven Soldaten“ füllten die Schulkinder
eine Kiste mit 50 kg Butter und schickten sie an das Kriegs-
fürsorgeamt in Bozen. Die von der k.k. Bezirkshauptmann-
schaft verlangte Kriegsmetallsammlung, vor allem Kupfer,
Eisen und Blei ergab 526 kg Metall. Dankesschreiben
aus der Front galten als Empfangsbestätigung. Zur Versor-
gung des Militärs musste die Gemeinde Sillian 700 Stück
Schlachtvieh stellen. Auch die Kirchenglocken wurden im
Jänner 1917 zu Kriegszwecken abgenommen.
Im Mai 1915 erfolgte die Kriegserklärung Italiens an Ös-
terreich - Ungarn und Deutschland. Sillian gehörte mit den
Nachbargemeinden zum engeren Kriegsgebiet. Die Front
verlief über die Dolomiten und den Karnischen Kamm.
So war der Schauplatz des Krieges buchstäblich vor die
eigene Haustür gerückt. Es erfolgte die Mobilisierung der
Standschützen. „Am 19. Mai 1915 wurden die hiesigen
Standschützen - 70 an der Zahl - nach Sexten berufen zur
Bewachung der Grenzen.“ Die Bevölkerung war sichtlich
beunruhigt. Zahlreiche Familien brachten ihre Wertgegen-
stände in Sicherheit; viele flohen aus Angst vor italienischen
Angriffen in die Nachbardörfer Arnbach, Panzendorf oder ins
Villgratental; im Schulhaus wurde ein Lazarett unter der Lei-
tung von Dr. Hubert Kunater eingerichtet. Die Betreuung der
Verwundeten übernahmen die Barmherzigen Schwestern.
Am 18.06.1915 kamen 2 Züge mit deutschem Militär nach
Sillian, darunter war auch Prinz Heinrich von Bayern. „Die
Mutter des Prinzen besuchte ihren Sohn anlässlich seines
Geburtstages in Sillian; sie wohnte im „Schwarzen Adler“,
besuchte das Lazarett und drückte jedem Verwundeten die
Hand.“
Zahlreiche Granatenangriffe von der italienischen Front
stellten eine zusätzliche Gefahr dar. Von früh bis spät don-
Benedikt Burgmann.
Archiv: Konrad Webhofer
Gedenkbild an Anna Plaickner. Archiv: Konrad Webhofer
Dr. Hubert Kunater vor der Baracke in Obstanz 1917.
Foto: Archiv Christa Hochstöger, Landeck