Seite 52 - Gemeindezeitungen

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49 - D
ezember
2014
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achrufe
...ist ein Lächeln im Gesicht
derjenigen, die an ihn den-
ken.“
Diese Worte stehen am
Sterbebild’l der Frau Antonia
Wallensteiner, geb. Oblasser.
Sie war die Schwester von
Gabriele Unterwainig, geb.
Oblasser, die heuer am 8. Au-
gust verstorben ist.
Beide Frauen sind bekannt
unter dem Begriff die „Lehra
Lercha Gitsch‘n“, die in den
fünfziger und frühen sech-
ziger Jahren aus dem Gaim-
berger Dorfleben nicht weg-
zudenken waren. Es handelt
sich bei „Tone und Gabrielle“
um die Nichten der Frau des
Lehrers Alois Lercher, Anna
Lercher, geb. Oblasser, die
am 7. März 1962 verstorben
ist. Sie wohnten im „Lehrer-
heim“, heute Fam. Hermann
Gridling und gehörten ein-
fach zum „lebenden Inventar“
des Ortsteiles Grafendorf.
Beide Frauen haben nach
Iselsberg geheiratet, Familien
gegründet und dort ihr Leben
auch vollendet. In Gaimberg
hinterlassen sie liebe Erinne-
rungen an zwei warmherzige
Frauen, die vor allem durch
ihre Hilfsbereitschaft und
Unkompliziertheit in vielfäl-
tiger Weise in Erscheinung
traten.
Heute würde man sie unter
dem Begriff „Dorfhelferin“
oder „Betriebshilfe“ stunden-
weise buchen können. Da-
mals halfen sie als tüchtige
„Mentscha“ bei Bauern, wo
„Not an der Frau“ war, was
ja bei vielen Wöchnerinnen
auch zutraf. Es wird wohl
nur wenige Höfe in Gaim-
berg geben, wo „Gabrielle
und Tone“ nicht zum Einsatz
gekommen sind. So erinnere
ich mich gerne an Waschta-
ge in unserer Waschküche,
wo Tone schon am zeitigen
Morgen den Kessel anheizte,
die verschiedenen Zuber ein-
wasserte, (sie heiratete aber
wohl nicht deswegen zum
„Wosserer“ am Iselsberg!)
sich im dichten Nebel des
Wasserdampfes
versteckte
und „Guggu“ rief, das uns
Kinder zu weiteren „Verste-
ckelen“ anstachelte und das
oftmals zwischen den großen
rupfenen Leintüchern an der
Wäscheleine endete.
Den Vorgang des im Licht des
Vollmondes zu bleichenden
Leinens erklärte sie uns da-
mit, dass der Mond alles „hell
und weiß und gerade“ ma-
che, nur wir Kinder bekämen
einen schiefen Mund und
könnten nichts mehr reden,
wenn wir im Vollmondlicht
schliefen. Es gab so manche
augenzwinkernde Belehrung
aus dem Munde der „Lehra
Tone“!
Begehrte und arbeitsfrohe
Schnitterinnen bei der Korn-
ernte hatten die Bauern an
den beiden. „Sehr gefragte
Mädchen waren das, die alles
gekonnt und keine Arbeit ge-
scheut haben. In ihren selbst-
genähten Dirndln die tägliche
Hl. Messe besuchend, gehör-
ten sie einfach zum Dörfl“,
erwähnte das „Sporer Moide-
le“ Frau Maria Arendt.
Der „Lercha-Vatta“ war ne-
ben dem „Mesner-Vatta“
auch zuständig für „Zucht &
Ordnung“ auf der Bubenseite
in der Kirche; mit der Beauf-
sichtigung der Mädchensei-
te waren auch öfters Tone
und Gabrielle beauftragt.
Auch diesen Dienst erledig-
ten sie - wie so viele ande-
re auch - bescheiden, aber
wirkungsvoll. Wenn es ans
„Schlachtigen“ ging oder die
Zeit zum „Krapf’nbach’n“
wieder einmal da war, schick-
te man die Kinder mit „an
Zedelen“(Zettelchen)
zum
Lehrerheim. Auf der Rück-
seite wurde dann vermerkt,
ob und wann eine der beiden
zur Hilfe kommen wird. Denn
sie hatten ja auch den zucker-
kranken „Lercha-Vatta“ und
die gebrechliche „Lercha
Mutta“ zu umsorgen und so
blieb eine der beiden meist
zu Hause und nahm dort ver-
schiedene Arbeiten an.
So manche Kinderträne ver-
siegte in der Küche beim
„Lehra Lercher“, wenn das
Rattern der Nähmaschine zu
hören war und das übers Jahr
zu kurz gewordene Gwandl
oder weiße Schürzl noch am
Vorabend des „Kirchtages“
verlängert werden konnte.
Gabrielle und Tone machten
es auch möglich, dass einer
ordnungsgemäßen Teilnahme
an der Prozession nichts mehr
im Wege stand, wenn das
„Kranzl“ zu „zenge“ war…
es wurde einfach ein Draht
mit grünem Krepppapier um-
wickelt, weiße Wachsblüm-
lein von einem alten Kranzl
drangenäht und das Kranzl so
unsichtbar verlängert. Stolz
reihte man sich in die fest-
lichen Reihen dann ein. Es
schien uns Kindern, dass es
bei den beiden einfach keine
Grenzen des Möglichen ge-
geben hat.
Ja, es gab solche Leute, und
es gibt sie auch heute noch,
die ohne viel „Aufwand und
Getöse“ zur richtigen Zeit am
richtigen Ort sind und nicht
nur durch ihre Talente und
Fähigkeiten, sondern vorab
durch ihre christliche Gesin-
nung zum Segen für andere
werden und bleiben. Und sie
bleiben auch in dankbarer Er-
innerung im Gedächtnis der
nachfolgenden Generation,
wie es „Gabrielle und Tone“
Oblasser durch ihr Tun und
Wirken hier in Gaimberg be-
schieden war und ist.
E
lisabeth
K
launzer
„Das Schönste, was ein Mensch hinterlassen kann,...
Gabriele Unterwainig
geb. 08.10.1924
† 08.08.2014
Antonia Wallensteiner
geb. 25.10.1919
† 26.10.2009
Wenn die letzte Seite dieses Lebens
geschrieben ist, wurde doch nur
das Vorwort zum Lebensbuch
der Ewigkeit vollendet.
Peter Hartmann
Foto: privat
Foto: privat