Seite 37 - Gemeindezeitungen

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ezember
2014
C
hronik
Vor 100 Jahren...
...wurde der Afrikamissionar
Franz Mayr in Swaziland
das Opfer eines Raubmordes.
Aus diesem Anlass fand am
12. Oktober in der Pfarrkir-
che Grafendorf ein Gedenk-
gottesdienst statt, angeregt
von den Verwandten hier in
Gaimberg. Josef Glantschnig,
vlg. Unterkerschbaumer ist
ein Neffe mütterlicherseits
des Missionars und sorgte
für eine feierliche Umrah-
mung durch die „Lienzer
Kirchenbläser“. Pfarrer Jean
Paul Ouédraogo, selbst Afri-
kaner, hatte zwei Mitbrüder
aus Afrika eingeladen; Mag.
phil. Jean Désiré Sawadogo
und Mag. phil. Vivien Som-
da, beide zurzeit im theologi-
schen Studium in Innsbruck,
konzelebrierten mit unserem
Jean Paul die Eucharistiefei-
er.
Zahlreiche Teilnehmer aus al-
len Himmelsrichtungen, mit
Wurzeln am Nußdorferberg,
gedachten
„Franz Mayr, ei-
nem der interessantesten
katholischen Missionare im
südlichen Afrika“ (Joy Brain,
südafrikanische Historike-
rin), der „am 6. März 1865
in Obernußdorf, Hausnum-
mer 16 (vlg. Luner) geboren
wurde und noch am selben
Tag von Pfarrer Johann Ri-
enzner in der Pfarrkirche „St.
Helena“ in Unternußdorf ka-
tholisch getauft wurde“.
Auf-
gewachsen ist Franz wohl bei
seiner „Erziehungsmutter“,
Frau Anna Harb, deren Mann
Franz Harb in Lienz Schuster
war.
Ab dem 27. September 1876
drückte Mayr als interner
Schüler im Vinzentinum in
Brixen die Schulbank und
fand großes Interesse wohl
auch u. a. an der Kirchenmu-
sik und dürfte sogar Mitglied
im Chor des Vinzentinums
gewesen sein. Jedenfalls
schreibt er über seinen Auf-
enthalt in New York 1904
:
„...die herrlichsten Orgel-
klänge hörte ich aber in der
St.
Patricks-Kathedrale,
ebenfalls in New York.“
Im
Herbst 1884 begann der
Neunzehnjährige sein Theo-
logiestudium im Brixener
Priesterseminar und wurde
am 6. Mai 1888 durch Bi-
schof Simon Aichner zum
Priester geweiht. Am 22. Juli
1888 fand dann in Nußdorf
die Primizfeier statt und im
September trat Franz Mayr
seinen ersten Posten als Ko-
operator in Hopfgarten und in
weiterer Folge in Kals an. Er
trug sich aber schon damals
mit dem Gedanken, in die
Mission zu gehen und sich
dort dem Trappistenorden
anzuschließen, der seit 1882
in Natal unter der Führung
des Vorarlberger Abtes Franz
Pfanner tätig war. Franz
Mayr erhielt die Erlaubnis
für den am 24. April 1890
angesetzten Austritt aus der
Diözese Brixen und wirkte
hinkünftig nun in Südafrika,
in der britischen Kolonie Na-
tal.
Zahlreiche Briefe belegen
eine aufopfernde Freude an
Mission und Schulbildung,
sein glühendes Bemühen,
möglichst vielen „Kaffern“
die Hl. Taufe zugänglich zu
machen, Kontakte zu un-
zähligen Menschen in den
verschiedensten
Ländern,
Positionen und Berufen er-
möglichten ihm eine gna-
denreiche Aufbauarbeit in
Swaziland für „Meine lieben
Schwarzen“!
Über
seinen
Sterbetag
erfahren wir durch P. Arimath
M. Gratl folgendes (in Aus-
zügen):
„...wie gekommen,
fuhr er am 15. Oktober 1914
morgens zurück; Nachricht
kam etwa um 3 Uhr, dass in
Bremersdorp ein Unglück
passiert sei; ritt sofort zum
Postamt und konnte erst nach
4 Uhr telefonisch Antwort
haben:
Father Mayr ist todt
.
Ritt direkt nach Bremersdorp
und kam dort 8 ¾ abends an,
wo ich die traurige Nach-
richt vom Morde erfuhr.
Father Mayr kaufte sich in
einem kleinen Laden, der 7
Meilen von Bremersdorf ist,
einen Rock; ein Schwarzer
wird sich gedacht haben, der
muss mehr Geld haben, ist
ihm nachgegangen und hat
ihn nach einer Meile Fahrt
überfallen, gemordet und
ausgeraubt. ...der Leichnam
Gedenkgottesdienst am 12. Oktober in der Pfarrkirche Gra-
fendorf.
Foto: Josef Tscharnig
„In unserem Saal hat ein Künstler ein Gemälde ge-
malt, welches das Gesicht von P. Mayr darstellt.
Dieses Bild ist wunderschön. Ein weiterer wichtiger
Termin wird die Woche um den 4. Oktober sein. Dort
feiern wir die Verbindung der kath. Kirche mit der
Kultur von Swasiland. P. Franz Mayr war ein intel-
ligenter Anthropologe und sprach auch sehr gut Sis-
wati. Das ist auch der Grund, warum wir Schauspiel
& Kreativität verwenden, um dieses wichtige Jahr
zu feiern. Die abschließende Woche vom 13. bis 20.
Oktober, die ebenfalls P. Mayr gewidmet ist, beinhal-
tet auch die Ehrung seiner Eltern und seiner Familie.
Diese Woche steht in Erinnerung an den Tod von P.
Mayr. Wir werden den Leichnam exhumieren und in
einem neuen Grab wieder beisetzen.“
(Auszug aus dem Brief von P. Angelo Ciccone/Swasi-
land an die Angehörigen)