Seite 5 - Gemeindezeitungen

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Virgen
Aktiv
Der Bürgermeister informiert
I
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dabei festgestellt,
dass sich an der Isel und
ihren Nebengewässern (dort vor allem
am Kalserbach) die mit Abstand bedeu-
tendsten Tamarisken-Vorkommen befin-
den (rd. 79,4 ha an Lebensraumtyp
3230 bzw. rd. 27,5 ha an Tamarisken-
beständen
. Im Vergleich dazu befinden
sich im Natura 2000-Gebiet Tiroler Lech
rd. 41,5 ha an Lebenstraumtyp 3230 bzw.
rd. 20 ha an Tamariskenbeständen. An der
Oberen Drau beträgt das Tamarisken-Vor-
kommen gar nur rd. 0,7 ha oder 7.000 m²,
an der Gail gar nur rd. 0,02 ha oder
200 m²!)
In der Ermittlung des relativen Flächen-
anteiles, der aktuell in Österreich als
Schutzgebietsfläche ausgewiesen ist,
kommt die Umweltbüro GmbH somit
auf 49 %
(von rd. 146,81 ha an gesam-
tem Lebensraumtyp)
oder rd. 41 %
(von
rd. 53,20 ha an gesamtem Tamarisken-
Vorkommen).
Mit dem naturkundefachlichen Auswei-
sungsvorschlag würden in Osttirol mehr als
80 % der als Lebensraumtyp 3230 anzu-
sprechenden Bestände und mehr als 90 %
der flächigen Vorkommen (an der Isel und
deren Nebengewässern) erfasst, wodurch
noch ein gewisser Spielraum gegeben ist.
Somit würde
– gegenüber dem aktuell
geschützten Zustand –
der relative Flä-
chenanteil am Gesamtvorkommen des
Lebensraumtyps 3230 in Österreich
mehr als verdoppelt, und zwar auf einen
Wert von über 90 % (92 %). Dies gilt
auch für das Tamarisken-Vorkommen,
welches auf einen geschützten Wert von
über 80 % (86 %) ansteigen würde!
Auch alle weiteren, von der EU vorgege-
benen Kriterien, wurden im vorgelegten
Gutachten „als erfüllt“ bewertet. Priv.-
Doz. Dr. Egger hatte anlässlich des Brüssel-
Termines Gelegenheit, seine Expertisen per
Powerpoint zu präsentieren.
Der aus Deutschland stammende Leiter der
Generaldirektion Umwelt, Stefan Leiner,
sowie sein u. a. für Österreich zuständiger
Mitarbeiter, Dr. Frank Vassen, zeigten sich
von den umfangreich vorgelegten wissen-
schaftlich-fachlichen Unterlagen beein-
druckt, zumal sie solche nicht immer in
derselben Qualität erhalten würden.
In
Österreich und Tirol gäbe es ja bekannt-
lich noch umfassenden Nachnominie-
rungsbedarf.
Der EuGH habe im, zwi-
schenzeitlich (vorübergehend) eingestellten
Vertragsverletzungsverfahren zwar festge-
stellt, dass die wissenschaftlich-fachliche Be-
weislast grundsätzlich bei der Europäischen
Kommission liege: Man wäre in Brüssel je-
doch froh, wenn man in Zusammenhang
mit Meldungen auf der Nationalen Liste
auch entsprechende Unterlagen vorgelegt
bekomme, die allen einschlägigen europa-
rechtlichen Kriterien entsprechen würden.
Schließlich wäre es ja Aufgabe der Natio-
nalstaaten (bzw. einzelnen Bundesländer),
fachliche Nachweise zu erbringen, welche
dann in Brüssel sowie in diversen biogeo-
graphischen Bewertungsseminaren einge-
hend geprüft werden könnten.
Ein solches
Bewertungsseminar werde übrigens in
Wien
– unter Leitung von Stefan Leiner –
auch im kommenden Frühjahr 2015
stattfinden und sollten dabei alle, von
Österreich eingemahnten Lebensraumty-
pen und Arten diskutiert bzw. überprüft
werden
. Gerne werde man daher auch die
von der Osttiroler Delegation vorgelegten
Unterlagen sichten, wobei die Nominie-
rung selbst Aufgabe der Länder sei: Im
Mahnschreiben wären nur „weitere geeig-
nete Gebiete“ vorgeschlagen worden.
Für die Europäische Kommission wäre es
grundsätzlich wünschenswert, dass das
„Netzwerk Natura 2000“
von allen Mit-
gliedsstaaten „als ein umfassender Prozess“
verstanden werde, in welchem es um die
Natur in ihrer Gesamtheit ginge, also auch
um eine entsprechende Einbindung der
Menschen vor Ort. Wenn es auch europa-
rechtlich kein Zustimmungserfordernis
seitens der betroffenen Bevölkerung,
Grundeigentümer und Gemeinden gäbe, so
sei der Generaldirektion Umwelt doch eine
entsprechende Information, Einbindung
und letztendlich bestmögliche Akzeptanz
aller Betroffenen sehr wichtig. Auch das
Instrumentarium des Vertragsnaturschutzes
sollte nicht außer Acht gelassen werden.
Leider habe es in der Vergangenheit ver-
einzelt auch Meldungen von möglichen
Natura 2000-Gebieten nach Brüssel gege-
ben, welche ohne vorherige Information
und Einbindung der Betroffenen erfolgt
wären: Dies werde ausdrücklich nicht ge-
wünscht und führe nur zu völlig unnötigen
Problemstellungen.
Der Leiter der Generaldirektion Umwelt,
Stefan Leiner, stellte der Osttiroler Dele-
gation eine umfassende Prüfung aller über-
gebenen wissenschaftlich-fachlichen Unter-
lagen in Aussicht.
Bisher habe die Euro-
päische Kommission in allen biogeogra-
phischen Bewertungsseminaren
bei na-
türlichen Lebensraumtypen bzw. natür-
lichen prioritären Lebensraumtypen (in der
alpinen Region) einen nationalen Wert
(relativen Flächenanteil am Gesamtvor-
kommen)
von 20 bis maximal 80 % als
ausreichend betrachtet
: Wenn sich die
gutachterlich angegebenenWerte und wei-
teren Informationen anhand der europa-
rechtlich klar vorgegebenen Kriterien als
richtig erweisen würden,
dann werde die
Generaldirektion Umwelt bzw. die
Europäische Kommission beim FFH-LR-
Typ 3230 im Bereich Isel und Nebenge-
wässer nicht anders vorgehen, als in allen
anderen (potentiellen) Natura 2000-Ge-
bieten Europas.
Die Osttiroler Vertreter zeigten sich beein-
druckt von der freundlichen Aufnahme
und eingehenden Sachkenntnis über die
vor Ort bestehenden Osttiroler Gegeben-
heiten der beiden Spitzenvertreter der Ge-
neraldirektion Umwelt.
Als
Resümee
wird von den Osttiroler Ge-
meindevertretern
folgende Frage
gestellt:
„Warum sollte die Tiroler Landesregierung
eigentlich einen Ausweisungsvorschlag
nach Wien bzw. Brüssel melden, welcher
keine Akzeptanz bei den Gemeindevertre-
tern sowie der betroffenen Bevölkerung hat
und von der EU unter Umständen in
mehreren Bereichen als entweder nicht aus-
reichend oder andererseits ungerechtfertigt
beurteilt wird, wenn es jetzt einen gibt, der
offensichtlich alle vorliegenden europa-
rechtlichen Kriterien erfüllt und noch dazu
weitestgehende Akzeptanz in Osttirol fin-
det?
Weitere Informationen zu Natura 2000,
zum Schutzgut LRT 3230 und die Gut-
achten, die der Planungsverband 34 in
Auftrag gegeben hat, findet ihr auf
unserer Homepage
www.virgen.at
Blumenschmuck
Auch diesen Sommer hat sich das
Sonnendorf Virgen, trotz der wenigen
echten Sommertage, in einem pracht-
vollen Blumenkleid präsentiert. Der Ob-
mann des Tourismusverbandes Osttirol,
Franz Theurl, hat bei einem Besuch her-
vorgehoben, dass die Sauberkeit im Ort
und die Blumenpracht sofort positiv ins
Auge sticht.