Seite 14 - Gemeindezeitungen

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09/2014
Schließlich war es aber doch für alle
überraschend, als die Nachricht vom
Tod des Auer Lehrers durch das Dorf
eilte.
Am 8. August 2014 wurde der Kristeiner
Lehrer im Anschluss an einen feier-
lichen Begräbnisgottesdienst, der ganz
in seinem Sinne im gemeinschaftlichen
Miteinander von Männerchor, Kirchen-
chor, Volksgesang und Bläsern gestaltet
wurde, am Ortsfriedhof von St. Justina
beigesetzt. Bürgermeister Bernhard
Schneider würdigte in einer kurzen
Ansprache den großen Einsatz des Ver-
storbenen für unser Dorf Kristein.
Lieber Toni!
Mit dankbarem Herzen sage ich Dir
Lebe Wohl! Du warst sechs Jahre lang
mein VS-Lehrer, zwei Jahre mein ange-
nehmer Direktor und in den zwölf Jahre
meiner Schulleitertätigkeit in Burg mein
Guter Geist im Schulhaus.
Ich habe mich immer gefreut, wenn du
meine Einladung zu einem Pausenkaffe
angenommen hast.
Vielen Dank für die Unterstützung bei
den Schülermessen!
Mit dir hat einer der letzten Dorflehrer,
wie man sie von früher kennt, diese Welt
verlassen.
Ruhe in Frieden!
Rosa Bachmann
Das folgende Gedicht hat unser Lehrer
als junger Student verfasst. Damals half
er in den Ferien bei einem Bergbauern in
Eggen, Gemeinde Untertilliach, aus. Die
Zustände dort müssen wohl derart gra-
vierend gewesen sein, dass er sich die
Mühe machte, sie in Gedichtform
niederzuschreiben.
Er hat uns Kindern seine Jugenderinne-
rungen einmal vorgelesen und ich habe
ihn gefragt, ob ich das Gedicht lernen
darf.
Duracher Agnes (Obertscher)
Die Felsenburg
Hoch oben auf gewaltigen Höh’n,
kannst du eine Festung seh’n.
Heiß umkämpfet - nie besiegt,
jeder Feind vor ihr erliegt.
Die Festung gleichet einem Haus,
und siehet doch nicht ganz so aus.
Ich will es jetzt schon dir verkünden,
Söller wirst du keinen finden.
Der wurde längst schon abgerissen
und in den Herd hinein geschmissen.
Ich kann es dir verraten auch,
das Haus ist vollgefüllt mit Rauch.
Denn der Herd und der Kamin
sind schon lange, lange hin.
Wer wohnet wohl in diesem Bau?
S’Jaggile mit seiner Frau!
Agnes nennt man sie mit Namen,
sie zählet zu den schönsten Damen,
die jemals auf der Erde gingen
und die die Dichter oft besingen.
Die Kleidung ist’s, die sie verschönt,
daher ist sie auch preisgekrönt.
Ihre Schönheit - ihre Kraft,
alles ist so zauberhaft.
Die Zunge gleichet einem Pfeil,
ihr Mundwerk einem scharfen Beil.
So verteidigt sie ihr Schloss,
mit diesem tödlichen Geschoss.
Kein Wunder, dass die feindlich Mannen
in Demut ziehen rasch von dannen.
Damit sie nicht am End‘ ereile,
der Hagel dieser spitzen Pfeile.
Im ganzen Land von hier bis Wien,
ist sie berühmt als Tänzerin.
Mit Eleganz schwingt sie das Bein
und tritt den Partner kurz und klein.
Am Morgen schon in aller Früh,
füttert sie im Stall das Vieh.
Die Kühe stehen argelack -
einen Meter tief im Drack!
Nur jener wagt sich auf den Mist,
der Meister dieses Faches ist.
Doch Agnes ist hier Meisterin,
sie stürmet zu den Kühen hin.
Reißt die Milch rasch aus dem Euter
und rast zur nächsten Kuh dann weiter.
Während von des Rindes Bauche
tropfet immerfort die Jauche,
leise, leise in den Kübel,
doch für Agnes ist’s kein Übel.
Wird die Milch auch noch so stinken,
S’Jaggile wird sie dennoch trinken!
Dann rennt sie mit gewaltigen Sprüngen,
um den Kühen Gras zu bringen.
Die Sense schneidet zwar nicht sehr,
doch wer mit Kraft mäht - der hat mehr!
Sie hackt das Gras ab - hackt so fest,
dass sich’s der Worb nicht bieten lässt.
Mit einem Krach bricht er entzwei,
da nützt nun keinerlei Geschrei.
Rasch kommt das Gras ins Futterhaus
und dann auf das Feld hinaus.
Dem Mann wird der Kaffee gebracht,
dann wird die Arbeit schnell gemacht.
Wie in den Lüften der Sturmwind saust,
die Nease über die Felder braust.
In einen Grassturm eingehüllt,
ist die Arbeit bald erfüllt.
Ohne eine kurze Pause,
eilt sie kochen uns die Jause.
Schnell das Knödelzeug herbei,
in den Teig hinein ein Ei.
Und ehe man sich recht besonnen,
hat’s zu sieden schon begonnen.
Nebenan im Schmalze schmoren,
schöne braune Hasenohren.
Der Salat wird abgerauft
und mit Wasser rasch getauft.
Dann ruft sie laut, schreit wie besessen:
„Herbei, herbei - kommt schnell zum Essen!“
Damit sie endlich kommt zur Ruh,
gehen wir dem Hause zu
und tun uns in der Stube gütlich,
denn sie ist neu, dort ist’s gemütlich.
Die Wände sind von dem belegt,
was man Staub zu nennen pflegt.
Fingerdick ziert er den Raum,
doch wer’s gewohnt ist, merkt es kaum.
Nun ein Gepolter und Gebraus
dringet durch das ganze Haus.
So wie‘s an jenem Pfingstfest war,
unter der Apostelschar.
Dann springt die Tür auf und herein
rollt ein Knödel – ganz allein!
Es folgt die Nease mit Gebrause,
bringt in der Schüssel uns die Jause.
Wirft die Teller auf den Tisch
holt dann ihr Salatgemisch.
Und legt mir eine Gabel bei,
weil es halt so Sitte sei.
Ich will die Knödel rasch verspeisen,
doch sind sie leider hart wie Eisen.
Und das Fleisch ist in der Tat,
nicht im Knödel – doch im Salat.
Dort gibt’s Schnecken manches Mal,
sehr, sehr viele an der Zahl.
Doch kann ich meinen Augen traun?
Mein Mündchen färbt sich langsam braun.
Denn die Gabel ist nicht neu
und daher auch von Rost nicht frei.
Sie dienet wohl vielleicht dem Zweck,
zu ordnen in dem Stall den Dreck!
Nach dem Essen will ich ruh’n,
mich in der Küche gütlich tun.
Doch was hör‘ ich da wohlan,
im Speisezimmer nebenan?
Ein leises Grunzen scheint’s zu sein,
ein Grunzen wie von einem Schwein.
Ich traue meinen Ohren kaum,
doch wer’s nicht glaubt -
der kann’s auch schau’n!
Die Schweine sind – wie sich’s gebührt,
im Speisezimmer einquartiert.
Ich mach‘ die Tür auf – welch ein Graus,
da sieht die Lage scheußlich aus.
Eins der Schweine taucht den Rüssel,
tief hinein in eine Schüssel
und schlürft die Milch aus – mit Genuss,
behaglich hebt’s dabei den Fuß.
Es blickt empor und danket Gott,
dass er’s bewahrt vor Hungersnot.
Das and‘re Schwein hat auch sein Futter,
es frisst in Ruhe rasch die Butter.
Zufrieden ringelt’s dann sein Schwänzchen
und lobet Gott mit einem Tänzchen.
Das vollständige Gedicht hat über 50 Strophen!
Aus Platzgründen müssen wir leider hier abbre-
chen.
Wenn die ACHSE-Leser das vollständige Gedicht
haben möchten, bittet die Redaktion um eine kurze
Mailnachricht an:
achse@aon.at. Das Gedicht wird umgehend zuge-
mailt!
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