Seite 13 - Gemeindezeitungen

Basic HTML-Version

„Von
allen
Seiten
umgibst du mich und
hältst deine Hand über
mir!“
So stand es auf der Parte
des am 5. August 2014
verstorbenen Kristeiner
Lehrers.
In diesem Urvertrauen zu
Gott, dem Wissen um Got-
tes Begleitung und Hilfe
gestaltete er sein Leben.
Obwohl er durch seinen
Beruf ein öffentlicher
Mensch war, lebte und
wirkte er lieber im Stillen.
Anton Auer wurde am 29. Jänner 1938 in Eggen bei Untertilli-
ach als viertes.von acht Kindern geboren. Er wuchs in einer
strebsamen Bauernfamilie auf. Nach der Volksschule kam der
begabte Bub nach Lienz ins Gymnasium. Ein tägliches Heim-
fahren war damals noch nicht möglich und so nahm ihn eine
Bauernfamilie in Patriasdorf auf. Dort ereilte ihn bald die trau-
rige Nachricht, dass seine Mutter mit nur 49 Jahren gestorben
war. Das jüngste Schwester war vier Jahre alt. Dieses Unglück
hinterließ tiefe Narben in den Seelen des Vaters und der Kin-
der.
Nach Matura und Bundesheer entschied sich Anton Auer für
den Lehrberuf und absolvierte die Lehrerbildungsanstalt in
Innsbruck.
Im Herbst 1960 kam Anton Auer als Junglehrer nach Kristein
an die VS Burg. Der Ausblick auf die wunderschönen Berge
der Lienzer Dolomiten und die zwei großen Schulgärten zogen
ihn sofort in den Bann und diesen Blick sollte er bis zu seinem
Lebensende genießen dürfen!
Auer absolvierte nämlich seine gesamte Dienstzeit an der VS
Burg. In 38 Jahren unterrichtete er 233 Schüler. 23 Jahre wur-
de die Schule einklassig geführt, anfangs mit 1. bis 8. Schul-
stufe, später - als für die 10-jährigen Schüler
Hauptschulpflicht bestand - mit 1. bis 4. Stufe.
In der damaligen Zeit war für einen Dorflehrer auch das Füh-
ren der Landwirtschaftlichen Fortbildungsschule für die Aus-
geschulten, sowie die Ausbauvolksschule für die 5. bis 8.
Schulstufe mit zusätzlichen Fächern wie Englisch, Schriftver-
kehr und Lebenspraktischem Rechnen zu übernehmen.
Das hat einem jungen Burschen recht viel Wissen und Anfor-
derung abverlangt.
Am 8. Oktober 1964 heiratete der junge Lehrer Notburga
Unterweger, vlg. Pranter in Kosten. In ihr fand er eine kreative
Partnerin, die ihn bei all seinen Tätigkeiten in Schule und Dorf
unterstützte. vier Kinder kamen zur Welt, die inzwischen alle
ein Studium abgeschlossen haben, in guten Positionen tätig
sind und in Graz leben. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel
traf die Familie am 17. Februar 2003 der tödliche Verkehrsun-
fall der 38-jährigen, ältesten Tochter Hildegard, Mutter eines
zweijährigen Mädchens.
Erinnerungen einer ehemaligen Schülerin:
Lehrer Auer hat uns Schüler nicht nur gelehrt, sondern auch
fürs Leben geprägt. Er legte großen Wert auf Anstand und ein
friedliches Miteinander in der Schule und im Dorf. Er öffnete
uns die Augen für die herrliche Schöpfung, brachte jedes Jahr
die verschiedensten Wiesen- und Bergblumen in die Schule mit
und erklärte sie uns. Auch wir Schüler sammelten fleißig in
Feld und Wald und brachten unsere Schätze dem Lehrer, der
ab und zu dann doch ein Pflanzenbestimmungsbuch zur Hilfe
nehmen musste. Im Klassenzimmer zog er die Blumen für die
Schulgärten vor. So konnten wir das Keimen und Wachsen der
kleinen Pflänzchen beobachten.
Eine weitere Erinnerung habe ich an das viele Singen-kirchli-
che Lieder, Wanderlieder, Alm- und Berglieder, Heimatlieder,
oft zwei- und dreistimmig. Bis zum Ausschulen hatte man sich
so einen beträchtlichen Schatz an Volksgut angesammelt.
Immer wieder gab uns Lehrer Auer die Gelegenheit, unser fro-
hes Singen und Theater spielen bei Veranstaltungen zu zeigen.
Weiters erinnere ich mich daran, dass er sehr gerne gereimt
hat und wir Kinder viel bei diversen Hochzeiten im Dorf mit
passenden Gedichten und kleinen Einlagen aufgetreten sind.
Anton Auer war nicht nur fleißig in seinem Beruf, sondern lei-
stete auch außerschulisch sehr viel für unser Dorf.
Durch Jahrzehnte stand er dem Katholischen Bildungswerk
und dem Katholischen Familienverband vor. Weiters war er
Mitglied und Obmann des Pfarrgemeinderates. 1965 gründete
er den Männerchor und leitete ihn 30 Jahre lang.
Sein musikalisches Talent setzte er auch dafür ein, die Sonn-
tagsmessen mit Volksgesang würdig zu gestalten. Dafür stu-
dierte er die Gemeinschaftsmessen schon mit den Kindern in
der Schule ein. Jahrzehntelang spielte er Sonntag für Sonntag
die Orgel.
All sein Wirken hatte das Ziel, der Kirche und der Schule im
Miteinander den nötigen Stellenwert zu geben und die dörfli-
che Eigenart zu erhalten. Vieles in unserem Dorf trägt noch
die Handschrift unsere Auer Lehrers.
Für all sein umfassendes, uneigennütziges Wirken wurde
Direktor Auer anlässlich seiner Pensionierung von politischer
Seite der EHRENRING der Gemeinde Assling verliehen. Von
kirchlicher Seite wurde er mit der päpstlichen Auszeichnung
„PRO ECCLESIA ET PONTIFICE“ geehrt.
Das Fest fand am 4. Oktober 1998 im Anschluss an eine feier-
liche Dankesmesse in der Pfarrkirche St. Justina unter großer
Beteiligung der Bevölkerung statt.
Nach der Pensionierung hat sich der Kristeiner Lehrer ziem-
lich zurückgezogen.
Die Schulleitung hat er geordnet und erleichtert an seine Nach-
folgerin übergeben. Die Tradition der wöchentlichen Schüler-
messen in der Schulklasse haben wir bis zur unabwendbaren
Schließung der Schule Burg im Jahre 2010 weitergeführt.
In den letzten Jahren hatte Anton Auer zunehmend gesund-
heitliche Probleme. Seine Lunge machte immer weniger mit
und erlaubte keine körperliche Anstrengung mehr.
Seite 13
09/2014
In Erinnerung an VD i. R. Anton Auer
Fortsetzung Seite 11 unten