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09/2014
Ignaz Mitterer zum 90. Todestag
Beeindruckender Gedenkgottesdienst in St. Justina
In St. Justina, dem Geburtsort des großen Tiroler Kir-
chenmusikkomponisten Ignaz Mitterer, fand am 17.
August anlässlich seines 90. Todestages eine Gedenkfeier
in Form eines Gottesdienstes in der einmalig schön gelege-
nen Kirche St. Justina statt. Bei herrlichem Wetter ström-
ten zahlreiche Gläubige über den steilen Kirchweg in die
Heimatkirche Mitterers. Und dieser Gottesdienst wurde
für alle, die daran teilnahmen, zu einem außergewöhn-
lichen Erlebnis – vor allem durch die musikalische Gestal-
tung durch die vereinigten Kirchenchöre Assling (Leitung
Max Trojer) und dem Kirchenchor St. Justina (Leitung
Max Oberwasserlechner).
Den Festgottesdienst zelebrierte Prälat Georg Untergaßmair,
der eigens aus Neustift angereist war und somit seine Verbun-
denheit mit dem ehemaligen Neustifter Sängerknaben Ignaz
Mitterer und wohl auch seine Verbundenheit mit der Pfarrge-
meinde St. Justina zum Ausdruck brachte.
Der Prälat betonte, dass er sich schon öfters über den Kirch-
steig zur Kirche plagte, aber heute das erste Mal hier in Kon-
zelebration mit dem Pfarrer von St. Justina, Rafal Nowak, den
Gottesdienst feierte.
Die Leitung des Gesamtchores lag in guten Händen. Max
Oberwasserlechner, ein erfahrener und begeisterter Kirchen-
musiker, strahlte Ruhe und Besonnenheit aus und der Chor
dankte es ihm mit einer eindrucksvollen Wiedergabe der fünf-
stimmigen (drei Männerstimmen, zwei Frauenstimmen)
a-capella-Apostelmesse
von, wie könnte es
anders sein, Ignaz Mit-
terer. Diese wurde zu
Weihnachten 1885 im
Dom zu Brixen uraufge-
führt und ob ihrer
Schönheit viel bewun-
dert.
Auffallend die für diese
Messe so wichtigen
Männerstimmen. Sie
waren ein solides Fun-
dament, auf dem der
Oberchor mit seinen vielen jungen Sängerinnen eine bemer-
kenswerte Leistung bot. Auffallend: Ich habe selten einen Kir-
chenchor erlebt, der so viel Freude und Begeisterung am
Singen ausstrahlte. Alles in allem: eine beeindruckende Chor-
leistung. Herzliche Gratulation! Alois Wendlinger aus Tri-
stach an der Orgel und die Kantorin mit ihrer
bemerkenswerten Sopranstimme trugen zum Gelingen dieses
Festes wesentlich bei.
Mit einer Agape auf dem Platzl beim Kristeiner Wirt schloss
dieser denkwürdige Tag. Ein Fest, wie es Kristein wahrschein-
lich nicht mehr oft erleben wird.
Zu Ignaz Mitterer:
Im Spiegel seiner Zeitgenossen war Mit-
terer ein großer, gottbegnadeter Kirchenkomponist. Den größ-
ten Erfolg bei der kritischen Musikwelt erzielte er durch seine
fünf- und sechsstimmigen A-Capella-Messen. Mit diesen
Messen erwarb er für seine Zeit den Namen „Orlando di Las-
so“ der Neuzeit“.
Fortschrittlich war er mit seinen Chorwerken mit Orgel und
noch mehr mit seinen instrumentalen Chorwerken. Mit ihnen
wurde er bahnbrechend für die Weiterentwicklung der Aus-
drucksformen kirchlicher Tonkunst.
Seine liturgischen Chorwerke sind allgemein verständlich und
populär. So vor allem das Herz-Jesu-Bundeslied „Auf zum
Schwur“, das er 1896 anlässlich der Jahrhundertfeier des
Gelöbnisses der Tiroler Landesstände, alle Jahre im ganzen
Land das Herz-Jesu-Fest zu begehen, komponierte.
Hätte Mitterer nur das Herz-Jesu-Lied „Auf zum Schwur“
komponiert – er hätte sich einen unvergänglichen Namen
geschaffen. Neben Gruber und Mohr in Oberndorf bei Salz-
burg mit dem Weihnachtslied „Stille Nacht“ stehen unsterb-
lich Mitterer und Seeber mit der Herz-Jesu-Hymne.
Die katholische Kirche hat durch Mitterer viele Perlen echter
kirchlicher Tonkunst von bleibendem Wert für die „musica
sacra“ erhalten. Sein Name wird in der Geschichte der Kir-
chenmusik stets als der eines großen Tondichters fortleben.
Für seine Landsleute ist Ignaz Mitterer einer der größten Söh-
ne der Heimat. Mögen seine Werke allzeit, vor allem in den
Kirchen seiner Heimat in Stadt und Land zu seinem Ruhm
erklingen, um aller Welt zu beweisen, dass er einer der größ-
ten Kirchenkomponisten Tirols ist.
Text: Ernst Schneider, Bilder: Josef Schneider