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• Juli 2013
Portrait
bei der Königin zum Zug), werden sie als unnütze Esser aus
dem Stock vertrieben oder abgeschlachtet". Also kein Honig-
schlecken - das Leben einer Drohne.
Schon als Bub war Sepp von den Bienen fasziniert. Sein Vater
war Imker und seit 1980 erfüllte auch er sich diesen Traum.
„Sepp öffnet eine Kiste. Eine schwarze, krabbelnde Masse
summt laut. Eng aneinanderhockend drängeln sich unzählige
Bienen auf einem Holzrahmen.
Schutzanzug? Imker tragen doch diese tollen weißen Netzhü-
te und dicke Handschuhe? "Ich habe keine Angst" und kaum
ausgesprochen, streift er mit bloßen Händen Bienen zur Seite,
um den Rahmen angreifen zu können und zieht ein Waben-
blatt heraus.
Keine Angst vor Bienen
Fütterung der Larven
Fertiges Wabenblatt
Die Faszination der Imkerei liegt offen vor uns. Da sind em-
sige Bienen, die die Zellen putzen und die Brut wärmen. Das
müssen die ganz jungen sein. Die ein paar Tage älteren füt-
tern gerade die Larven und schwitzen das Wachs aus ihrem
Hinterleib aus, mit dem die Waben "gedeckelt" werden. Sepp
streicht zart mit der Hand über seine Bienen - mit einer sol-
chen Sicherheit, dass man es ihm nachmachen möchte. Aber
das laute Summen und Brummen in der Kiste wirkt dann doch
etwas bedrohlich. Sepp kennt jede Wabenzelle. Sein großes
Wissen beeindruckt. Der Imker hegt und pflegt seine Bie-
nen. Er schützt sie vor Umweltgiften und Schädlingen. "Seit
die Varroa Milbe vor ca. 15 Jahren aus Asien eingeschleppt
wurde, ist die Imkerei aufwendiger geworden". Die Milbe
ist heimtückisch. Sie geht in die Wabenzelle, hockt sich auf
die Biene und saugt ihr das Blut aus. Dabei vermehrt sie sich
rasend schnell. Deshalb muss der Stock ständig kontrolliert
werden. Unsere Imker bekämpfen die Milbe natürlich, mit
80%iger Ameisensäure. Sepp hat in der Imkerschule in Imst
die Ausbildung zum Seuchenlehrwart absolviert. Wenn im
Pustertaler Oberland der Verdacht einer Bienenerkrankung
besteht, wird er als Fachmann geholt. "Das ist manchmal
beinhart. Liegt tatsächlich eine ansteckende Krankheit vor,
müssen alle umliegenden Völker getötet werden." Vor ein
paar Jahren passierte das bei der "Amerikanischen Faulseu-
che". Alle Bienen eines Imkers wurden verbrannt - ein großer
Verlust, der schmerzt, aber unvermeidbar ist.
Im Juli sind die Bienen von ihrer Arbeitsleistung geschwächt,
haben ihr Haarkleid verloren, ihre Flügel sind verschlissen
und sie sterben. Für einen einzigen Kilo Honig haben sie da-
bei auf 150.000 Ausflügen 10 Millionen Blüten besucht und
eine Strecke von 150.000 Kilometern zurückgelegt - fast den
vierfachen Erdumfang.
Wabenschleuder - In diese Schleuder passen 4 Wabenblätter.
Manchmal hilft Sepp´s Enkel beim Herausschleudern des Ho-
nigs.