Seite 52 - Gemeindezeitungen

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Am 14. September 2013 ver-
starb in Bozen Frau Irmgard
Pittschieler, geb. Delacher.
Sie war acht Jahre Volks-
schullehrerin in Gaimberg.
(1946-1954).
Wenn man nun mit hiesi-
gen Leuten über das Thema
„Schule“ spricht, kommt öf-
ters der Namen Delacher vor.
Diese Lehrerin ist noch vie-
len ehemaligen Schulkindern
in lebhafter Erinnerung. So
manche Episode rankt sich
um diese Frau, die für ihre
Zeit recht „modern“ gewe-
sen sei. Allen Aussagen aber
ist eine Feststellung gemein:
„die Delacher war a schiane
Frau“! Und…„streng is sie
gewes’n, oba g’lernt hob‘n
ma viel“! Es mag zu dieser
Frische und Schönheit beige-
tragen haben, dass sie jeden
Tag mit dem Fahrrad von
Amlach nach Gaimberg kam,
im Winter „parkte sie das
Radl beim Fredl“ (Obererla-
cher), im Sommer schob sie
es bis zum Obermesnerhaus,
wo es „sichtbar“ verwahrt
wurde. „Der Schultag wur-
de mit dem Schulgebet in
exakter Haltung begonnen,
dann folgte eine Kurzlektion
in Kopfrechnen…in einem
schneidigen Tempo“, erinnert
sich der „Schuster Bartl“, der
drei Jahre Frau Delachers
Schüler war. Der „Roder
Lisl“ (heute Steiner) sind die
„Hous‘n der Lehrerin“ beson-
ders haften geblieben, zumal
am Bund immer ein buntes
„Anhängerle“ baumelte. Für
die damalige Zeit galt das
Tragen von Hosen für eine
Frau ja als ultramodern, aber
„da Lehrerin stand‘n sie oa-
nfach“! Lesen schien ihr un-
gemein wichtig, „die beste
Vorleserin war die Rainer Do-
rothea, die setzte die Lehrerin
oft ein und so verflog manche
Stunde sehr interessant“, sagt
Bartl Klaunzer. Sich einer
„Meute von frisch‘n Goam-
berger Buam“ gegenüber zu
behaupten, brauchte es ein-
fach eine gewisse Strenge.
Der „Patzn-Steck‘n“ wur-
de nicht so eingesetzt, aber
das „Hint’nbleib‘n müssn“
schon öfters angewandt. Sehr
zum Leidwesen so mancher
„Quecksilber“, denen Auf-
merksamkeit und Ruhigsein
besonders schwer gefallen ist.
Bestens in Erinnerung ist der
„Fenstersprung des ‚Ploier‘
Friedl“. Frau Delacher sperr-
te das Klassenzimmer zu, bis
„da Friedl“ die aufgetragenen
Seiten schön abgeschrieben
hätte. Das dauerte dem Friedl
zu lang und so schwang er sich
auf das Fensterbrett an der
Südseite der „Oberen Schule“
und „isch obeg’hupft“. Dabei
schürfte er sich die Wange
auf, sonstige Blessuren blie-
ben aus…es lag fast ein Me-
ter weicher Schnee unter dem
Fenster. Ein gewisser Schre-
cken blieb der Lehrerin aber
doch! Beglückende Erfah-
rungen machten die Kinder
auch durch die Begeisterung
der Lehrerin für das Theater-
spiel. Davon gibt es einige
Fotos und G’schichtl‘n. „Für
die Proben zum Krippenspiel
mussten wir zu Fuß nach Am-
lach, weil die Lehrerin im
Winter doch öfters „so wilde
vakühlt“ war. Donnerstags
war ja schulfrei und da prob-
ten wir mit Begeisterung und
Freude“, erzählt Maria Koll-
nig, geb. Jeller. Und man er-
innert sich nur zu gerne ans
„Schminken und Verkleiden“.
Bestimmte Fächer, wie Le-
sen u. a. unterrichtete Frau
Delacher auch in der „Unte-
ren Schule“, also auch in der
Oberstufe. Und man erinnert
sich da, dass sie manchmal
über „den stinkenden Ofen“
geschimpft hätte; bei Nie-
derdruckwetter „hat’s beim
Ofenloch aussa g‘racht“.
Irma Delacher „diente“ unter
den Direktoren Dominikus
Vallazza und Paul Altstätter.
Beide stellten ihr ein gutes
Zeugnis aus, auch Pfarrer Le-
onhard Widemayr sei „gonz
zufried’n gewes’n, mit da
Delacher“, bestätigte das
„Mesner Tonl“ in einem „Ho-
agascht über olte Zeit’n“ vor
einigen Jahren.
Es mögen etlichen Schülern
beim Lesen dieser Zeilen
liebe Erinnerungen an die
Schulzeit mit ihrer Lehrerin
hochkommen. Wie sich ihr
weiterer Lebensweg nach
dem Weggang aus Gaimberg
dann gestaltete, erfahren wir
im Lebenslauf, den uns die
Fam. Claudia und Dr. Jörg
Pittschieler (Sohn) dankens-
werterweise zur Verfügung
gestellt hat.
Lebenslauf Irma Pittschieler
Geboren wurde Irma am 14.
Mai 1925 in Amlach als 2.
Kind des Peter und der Ma-
ria Delacher (geb. Mayr) im
Haus Flatscher, dort wo auch
der kürzlich verstorbene Er-
win Mayr zu Hause war. Er-
win war ihr Cousin. Einen
Teil ihrer Kindheit verbrach-
te sie auf Grund des väterli-
chen Berufes (der Vater war
Eisenbahnbediensteter)
in
Greifenburg und dann wieder
in Amlach. Nach der Schul-
zeit in Osttirol wechselte sie
„Die Delacher“
Nachworte über eine bemerkenswerte Lehrerin der Volksschule Grafendorf
Krippenspiel mit Frau Irma Delacher
Die „obere Schule“ (ca. 1953).
Fotos: Ortschronik