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FODN - 55/03/2013
BUNT GEMISCHT
Von Gerhard Gratz
D
ie Zeit um die Wintersonnenwen-
de hat die Menschheit schon im-
mer beeindruckt und beschäftigt.
Erwähnt in Dokumenten wurden die
Raunächte erstmals im 16. Jahrhundert.
Raunacht heißt soviel wie haarig oder
wild; stammt aber auch von Rauch. Vie-
lerorts heißen diese zwölf Nächte auch
Rauchnächte.
Den Ursprung hatten die Raunächte,
auch Zwölften genannt, in der Zeitrech-
nung nach dem Mondjahr. Ein Jahr aus
zwölf Monaten umfasst nur 354 Tage.
Das Sonnenjahr hat jedoch 365 Tage.
Die fehlenden elf Tage – beziehungswei-
se zwölf Nächte – wurden einfach als
tote Tage eingeschoben. Diese beginnen
am 25. Dezember und enden am 6. Jän-
ner. Die wichtigsten Raunächte sind der
Heilige Abend (24./25. Dezember), der
Silvestertag (31.Dezember/1. Jänner)
und die Erscheinung des Herrn (5./6.
Jänner). An diesen Abenden lebt auch
heute noch der Brauch des Räucherns.
In einer Räucherpfanne werden Kräuter
(Hoher Frauentag), Palmkätzchen (Os-
tern), Speik, Wacholder und Weihrauch
mit Herdglut zum Glühen gebracht. Der
dadurch entstehende Rauch soll das
Böse von Mensch und Tier abwenden.
Mit diesem Rauch ging man durch Haus
und Stall, nahm Weihwasser mit und
betete um jegliches Unheil abzuwenden.
Zur Mitte der Zwölfnächte, nämlich
zu Silvester, soll die wilde Jagd aufbre-
chen. In dieser Zeit stehe das Geister-
reich offen und die Seelen der Verstor-
benen sowie die Geister haben Ausgang.
An Erster stelle Odin, der auch Wilder
Jäger genannt wird, aber auch Frau Hol-
le. Die Stürme zu dieser Zeit sind auf
sie zurückzuführen. Begegnete man
der Wilden Jagd in Freien, so war es
Die Raunächte
- Mythos und Aberglaube
In dieser Zeit sollen eigenartige Dinge vor sich gehen, und das Diesseits und Jenseits fast Eins
werden. Es ist eine Zeit der Seelen und Geister, der Hexen und Dämonen. Versunkene Schätze
steigen empor, Zwerge kommen zu Besuch und müssen bewirtet werden, fremden Menschen
und Tieren ist nicht zu trauen, weil die Hexen oft ihre Gestalt annehmen