FODN - 55/03/2013
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BUNT GEMISCHT
ratsam sich in eine Ackerfurche oder
Wagenspur zu werfen und zu beten bis
der Spuk vorüber war. Früher opferte
man ihnen Speisen, die man vor die Tür
stellte, oder im Garten verteilte. Wer zu
dieser Zeit weiße Wäsche aufhängt, lief
in Gefahr, dass die wilde Jagd sich darin
verfing. Odin könnte das Wäschestück
mitnehmen und es als Leichentuch für
den Besitzer verwenden. Sollte das
Haus nicht aufgeräumt sein, so bestand
die Gefahr, dass böse Geister sich in der
Unordnung festsetzen. Es war von Vor-
teil geliehenes zurückzugeben und alles
Verliehenes zurückzuholen.
Am Weihnachtsabend, so sagt man,
haben Geister und Hexen besondere
Macht. Deshalb läuteten die Kirchen-
glocken von Einbruch der Dunkelheit
bis zur Mitternachtsmette in regelmä-
ßigen Abständen zur Abschreckung
der Geister. Das heidnische Geisteraus-
treiben bekam damit einen christlichen
Deckmantel. In dieser Nacht sollen die
Tiere im Stall die menschliche Sprache
sprechen und über die Zukunft erzählen.
Wer die Tiere allerdings sprechen hörte,
der starb kurz darauf. Die Tiere dürfen
sich bei einem Hausgeist über ihren
Herrn beschweren. Hat er sie schlecht
behandelt, wird er bestraft.
Der Dreikönigstag war früher ein tra-
ditioneller Tauftag. An diesem Tag fin-
det deshalb die Dreikönigwasserweihe
statt. Mit dem geweihten Wasser werden
Häuser und Wohnungen gesegnet. Ge-
weiht werden Salz, weil es schal gewor-
denes Wasser wieder lebendig macht,
Weihrauch, als Zeichen des Gebetes das
zu Gott aufsteigt und Kreide, für den
Haussegen. Mit der Kreide werden dann
die drei Buchstaben „C+M+B („Chris-
tus Mansionem Benedikat“ - Christus
segne diese Wohnung) mit der Jahres-
zahl an die Haustüren geschrieben.
Der 5. Jänner war wieder eine beson-
dere Nacht, die Perchten Nacht. An die-
sem Tag finden in manchen Gegenden
Perchtenläufe statt, die aus heidnischer
Tradition stammen. Den lärmenden
Perchtenläufen setzte das Christentum
im Mittelalter die Dreikönigsaufzüge
entgegen.
Die Raunächte waren bei unseren
Vorfahren Heilige Nächte. In ihnen wur-
de möglichst nicht gearbeitet, sondern
nur gefeiert, wahrgenommen und in der
Familie gelebt.
Die Raunächte gingen immer von
Nacht zu Nacht: Von 24.00 Uhr Heilig
Abend bis 24.00 Uhr am 25. Dezember-
das war die erste Raunacht. Nacht des-
halb, weil es im keltischen Jahreskreis
die Jahresnacht ist, somit ist der ganze
Tag Nacht. Die Raunächte enden am 5.
Jänner um 24.00 Uhr.
Früher nutzte man jede dieser Rau-
nächte zum deuten eines Monats des da-
rauf folgenden Jahres. Die Erste steht
für den Jänner, die Zweite für den Feb-
ruar und so weiter. Es wurde alles beob-
achtet. Das Wetter, ob gestritten wurde
oder ob es friedlich zuging. Wie das Es-
sen geschmeckt hatte, ob es sonst Prob-
leme gab. Darum wurden die Raunächte
vorsichtig und wachsam begangen, da
sie das ganze kommende Jahr in sich
hatten, und jeder war selber dafür ver-
antwortlich, wie er die Weichen stellte.
Salzburger Perchte
Die „wilde Jagd“