Table of Contents Table of Contents
Previous Page  10 / 48 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 10 / 48 Next Page
Page Background

GESCHICHTE

PUSTERTALER VOLLTREFFER

JÄNNER/FEBER 2019

10

Kaufkraftschwund und

Konsumrückgang

beschwor Anfang der

1930er Jahre auch in

unserer Region eine

handfeste Agrarkrise

mit zahlreichen

Zwangsversteigerun-

gen herauf. Zudem

gaben sich Arbeitslose

auf den Höfen für ein

Gratis-Quartier die

Klinke in die Hand.

„Die Folgen der Wirtschafts-

krise bildeten den Fokus deut-

scher und Nordtiroler Journali-

sten, die den Bezirk im Juni

1931 bereisten“, erzählt Martin

Kofler, Historiker und TAP-

Leiter. Alfred Strobel habe an-

schließend in den „Innsbrucker

Nachrichten“ um Verständnis

für „Osttirols Grenzlandschick-

sal“ geworben. „Auffällig für

Osttirol ist, dass es von Ende

1931 bis Ende 1932 in allen

Orten mit verstärkter NS-Tä-

tigkeit auch große wirtschaftli-

che Not gab – von Zwangsver-

steigerungen bis hin zu drohen-

der Hungersnot. Aber nicht

überall, wo die Wirtschaftskrise

bestimmend war, erhielt die

NSDAP Zulauf oder wurde

aktiv“, so Kofler.

In dieser Zeit war Johann K.

aus Heinfels ein kleiner Bub.

„Es gab viele Arbeitslose“, er-

innert er sich. „So sind die aus-

gesteuerten Arbeitslosen und

die arbeitslosen Handwerks-

burschen bei den Bauern her-

umgegangen.“ Auch bei Johann

daheim war es eher eine Aus-

nahme, wenn ein Abend ver-

ging, an dem nicht wieder ein

Arbeitslose an die Tür klopfte

und sagte: „Ein Arbeitsloser

bittet um eine Nachtherberge!“

„Als die Nazi kamen, gab es auch in Sillian eine Mordsbegeisterung“, erzählt der Pustertaler

Johann K.

Foto: Archiv Anton Walder/Marktgemeinde Sillian

Arbeitslose

Das Merkblatt liegt noch heute auf dem „Liendler-Hof“ in Ass-

ling, der ebenfalls – wie viele andere Höfe in den 1930er Jahren

– kurz vor dem Konkurs stand und letztendlich entschuldet wurde.