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18

OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

5. NOVEMBER 2018

CHRONIK

MEINE

G

ESCHICHTE

Fasziniert vom „Eiskar”

Prof. Gerhard Hohenwarter,

Gailtal/Villach:

Gletschereis fasziniert Professor Gerhard Hohenwarter, insbesondere das Eis des Eiskargletschers. Der gebürtige Gailtaler ist

leidenschaftlicher Gletscher-Vermesser und ein großer Sängerfreund.

Das Gletschereis des Eiskar-

gletschers scheint eine ma-

gische Wirkung auf ihn auszu-

üben. Dieser kleine, rund 16

Hektar große Gletscher befin-

det sich in einem Kar der Kel-

lerwand, auf mittlerer Höhe

von 2.242 m, in den Karnischen

Alpen. Zu Fuß dorthin zu gelan-

gen, ist schwierig und nicht un-

gefährlich. Der Eiskargletscher

hat eine schattige Lage und

wird vor allem durch die gro-

ßen Lawinen, die von der 300

Meter hohen Kellerwand-

Nordwand herunterdonnern,

„genährt“. Erstmals ist dieser

Gletscher vor 120 Jahren vom

Italiener Marinelli beschrieben

worden. Es ist der südlichste

Gletscher Österreichs, ist stark

mit Schutt bedeckt und geht

wie andere Gletscher auch zu-

rück. Dies aber unterschied-

lich, denn von 2008 bis 2014

stagnierte der Rückgang, weil

es extrem schneereiche Winter

(bzw. viel Lawinenschnee) gab.

Doch insgesamt, wie leider

überall: Gletscherzerfall und

Gletscherschwund.

Der Gail- und Gitschtaler Ger-

hard Hohenwarter (Mutter aus

Mauthen, Vater aus Weißbri-

ach), der in Villach wohnt, liebt

Musik, Singen sowie Wandern

und Bergsteigen. Er besucht

diesen Gletscher regelmäßig

und beobachtet ihn genau,

und das schon seit 1992.

Damals begann er mit den

Längenmessungen des Glet-

schers, das Eiskar wurde Teil

des Gletschermessprogramms

des Österreichischen Alpen-

vereins. Hohenwarter war von

einem Professor der Grazer

Universität gefragt worden, ob

er die bis dahin nur sehr spora-

disch erfolgten Vermessungen

künftighin übernehmen wolle.

Er sagte Ja und gleich folgte die

Einschulung. Von nun an stieg

er zwecks regelmäßiger Beob-

achtung und Messung viermal

pro Jahr zum „Eiskar“ (Weg bzw.

Steig via Plöckenpass und Grüne

Schneid) hinauf. Begleitet wurde

er dabei auch öfters von seinem

Sohn Gerhard, der inzwischen

die hobbymäßige Familientradi-

tion des Vermessens fortführt.

Gerhard ist Meteorologe und

nimmt als solcher noch weitere

Messungen vor (z. B. Schnee-

höhensondierungen, Eisdicke)

vor, sein Vater ist immer interes-

siert und helfend dabei. Im Sep-

tember waren es unglaubliche

102 Male, dass Hohenwarter,

begleitet von Verwandten, oft

von Gerhard jun. und Gattin

Waltraud sowie Freunden,

insgesamt diesen Gletscher

besucht hat. Das allererste Mal

hatte er 1981 am Eiskar gestan-

den. Der Gletscher gehört sozu-

sagen zur Hohenwarter-Familie.

Hohenwarter (Jg. 1948) ist

pensionierter Gymnasiallehrer

(Geografie und Geschichte) in

Villach und von Jugend an be-

geisterter Sänger und Musiker

(Ziehharmonika, Gitarre, Schlag-

zeug). Im Gasthaus im dama-

ligen Wohnort Feistritz/Gail

lernte er singen, urwüchsiges

Wildsingen, spielte später bei

einer Tanzmusik, war viele Jahre

Sänger beim bekannten Grenz-

landchor Arnoldstein und da-

nach von 1992 bis jetzt bei den

„Fünf Gailtalern“. Konzertreisen

führten ihn in zahlreiche Länder

und Orte in aller Welt, damit

verbunden waren sehr viele

schöne Begegnungen und Erleb-

nisse.

Gletschereis fasziniert ihn, dar-

über weiß er jede Menge zu er-

zählen. Und seine umfassenden

Eis-Kenntnisse sind nach wie vor

gefragt, etwa wenn es darum

geht, mit Schülern zu Exkursio-

nen zur Pasterze zu fahren. Da-

rüber freue er sich immer sehr,

so der stets fröhlich wirkende

kommunikative

Gletscher-

Pädagoge. Ihn interessieren

neben der Pasterze noch einige

Kleingletscher in den Hohen

Tauern, wie etwa das Lassa-

cher Kees, Guttalkees, Gartl-

kees oder Freiwandkees, zu

Letzterem macht er auch Auf-

zeichnungen. Also, wenn Ho-

henwarter Senior einmal nicht

Keese besucht, beobachtet

und beschreibt, dann macht er

Musik und wöchentlich hat er

auch noch „Opadiens“. Er hat

drei verheiratete Kinder und

sechs Enkelkinder. Als stets Ak-

tiver hat er somit genügend

Fitnessprogramm.

Karl Brunner

Gerhard Hohenwarter sen. (r.) und Gerhard jun. bei einer Gletschermessung am Eiskar

am 8. September 2018.

Foto: GH