REPORTAGE
PUSTERTALER VOLLTREFFER
SEPTEMBER/OKTOBER 2018
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men, was mir mehr schlecht als
recht gelang.“
Glücksgefühle
Ende Mai sollte das Kind
dann mittels Kaiserschnitt ge-
boren werden. „Ich war unend-
Zeit. Mein Ehemann ermög-
licht mir das. Dafür bin ich ihm
zutiefst dankbar, weil ich für
meine Kinder dann immer da
sein konnte und kann, wie es
meine Eltern für mich waren
und sind.“ Martina Holzer
Schwangerschaft unterbrechen
zu lassen oder nicht. „Intuitiv
sagte ich ,Nein‘, ich glaube, ich
realisierte gar nicht, was ich da
sagte. Meine Eltern waren von
meiner Entscheidung scho-
ckiert, sie verstanden sie nicht.“
Erst langsam realisierte Regina
aufgrund der Erzählungen an-
nähernd, was geschehen war.
„Ich erinnerte mich dann
bruchstückhaft an bestimmte
Szenen, die sich in der Woh-
nung der Männer abgespielt
hatten, konnte diese Erinnerun-
gen aber freilich nicht ertragen,
begann an extremen Albträu-
men zu leiden.“ Schwere
Psychopharmaka wurden ihr
aber wegen der zugelassenen
Schwangerschaft nicht verab-
reicht. Nach vier Monaten im
Krankenhaus wurde sie entlas-
sen. „Erst im sechsten Monat
der Schwangerschaft verstand
ich dann so richtig, was ich zu-
gelassen hatte: Dass ein Kind
meiner Vergewaltiger in mir
heranwuchs. In meinem Kopf
ging es rund. Mir wurde heiß
und kalt gleichermaßen. Zwei
Wochen haderte ich mit mir
wie eine Wahnsinnige. Und
wieder waren es meine Eltern,
die mir mit größter Aufopfe-
rung zur Seite standen und mit
mir daran arbeiteten, das Kind
dennoch in mein Herz zu neh-
lich aufgeregt, wie ich auf das
Kind reagieren werde. Als ich
dann ein Mädchen in Händen
hielt, vergaß ich völlig, dass der
Samen von einem der Verge-
waltiger stammte. Ich begriff
das Kind nur mehr als mein al-
leiniges, einzigartiges, schönes
Baby und fühlte völlig uner-
wartet großes Glück. Das Baby
konnte nichts dafür, was ge-
schehen war, mehr oder weni-
ger verstand ich es ebenso als
Opfer und somit als meine Ver-
bündete.“ Regina zog einige
Monate später mit dem Kind
nach Linz, wo sie bis heute
mit ihrem jetzigen Ehemann
lebt. Die Tochter blieb aber
kein Einzelkind, noch zwei
weitere Kinder wurden gebo-
ren. „Mein ältestes Kind sieht
meinen Ehemann als ihren
Vater an. Sie weiß aber mittler-
weile, wie sie entstanden ist,
kann aber überraschend gut
damit umgehen, weil wir uns
beide so sehr lieben. Ohne
diese Vergewaltigung hätten
wir uns beide nie gehabt. Die-
ser Gedanke lässt uns das Ver-
gangene besser ertragen“, so
Regina, die beruflich aber nie
im höheren Management lan-
dete. „Ich bin Mutter und
Hausfrau geworden“, sagt sie
stolz und meint weiter: „Dies
ist ein Luxus in der heutigen
Die Liebe ließ und lässt im Leben von Regina vieles überwinden
bzw. leichter ertragen.
ötzlich anders“
kurz notiert …
Familien mit mindestens einem Kind unter sieben Jahren
oder mindestens zwei minderjährigen Kindern können seit Anfang
September um das Landeskindergeld ansuchen - online über das
persönliche Portal myCIVIS oder bei den Patronaten (bis 31. De-
zember). Mit der finanziellen Unterstützung werden Familien ab-
hängig von ihrer wirtschaftlichen Lage und von der Zusammen-
setzung der Familie unterstützt. Auch Familien, in denen ein be-
reits volljähriges Kind eine Beeinträchtigung hat, können jährlich
um diesen Beitrag ansuchen. Im Vorjahr erhielten knapp 28.700
Familien in Südtirol das Landeskindergeld. Dafür standen 35,1 Mio
€ zur Verfügung.
Birgit Stauder aus dem Pustertal ließ uns ein Foto von ihrer klei-
nen Tochter Chiara zukommen, auf dem sie offenbar bereits ganz
eifrig den „Pustertaler Volltreffer“ studiert. Wir freuen uns und
wünschen der hübschen Dame jedenfalls noch viel Spaß damit!
Frühe „PVT“-
Leseleidenschaft
Foto: Familienagentur/Ingrid Heiss
Landeskindergeld