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REPORTAGE

PUSTERTALER VOLLTREFFER

SEPTEMBER/OKTOBER 2018

41

men, was mir mehr schlecht als

recht gelang.“

Glücksgefühle

Ende Mai sollte das Kind

dann mittels Kaiserschnitt ge-

boren werden. „Ich war unend-

Zeit. Mein Ehemann ermög-

licht mir das. Dafür bin ich ihm

zutiefst dankbar, weil ich für

meine Kinder dann immer da

sein konnte und kann, wie es

meine Eltern für mich waren

und sind.“ Martina Holzer

Schwangerschaft unterbrechen

zu lassen oder nicht. „Intuitiv

sagte ich ,Nein‘, ich glaube, ich

realisierte gar nicht, was ich da

sagte. Meine Eltern waren von

meiner Entscheidung scho-

ckiert, sie verstanden sie nicht.“

Erst langsam realisierte Regina

aufgrund der Erzählungen an-

nähernd, was geschehen war.

„Ich erinnerte mich dann

bruchstückhaft an bestimmte

Szenen, die sich in der Woh-

nung der Männer abgespielt

hatten, konnte diese Erinnerun-

gen aber freilich nicht ertragen,

begann an extremen Albträu-

men zu leiden.“ Schwere

Psychopharmaka wurden ihr

aber wegen der zugelassenen

Schwangerschaft nicht verab-

reicht. Nach vier Monaten im

Krankenhaus wurde sie entlas-

sen. „Erst im sechsten Monat

der Schwangerschaft verstand

ich dann so richtig, was ich zu-

gelassen hatte: Dass ein Kind

meiner Vergewaltiger in mir

heranwuchs. In meinem Kopf

ging es rund. Mir wurde heiß

und kalt gleichermaßen. Zwei

Wochen haderte ich mit mir

wie eine Wahnsinnige. Und

wieder waren es meine Eltern,

die mir mit größter Aufopfe-

rung zur Seite standen und mit

mir daran arbeiteten, das Kind

dennoch in mein Herz zu neh-

lich aufgeregt, wie ich auf das

Kind reagieren werde. Als ich

dann ein Mädchen in Händen

hielt, vergaß ich völlig, dass der

Samen von einem der Verge-

waltiger stammte. Ich begriff

das Kind nur mehr als mein al-

leiniges, einzigartiges, schönes

Baby und fühlte völlig uner-

wartet großes Glück. Das Baby

konnte nichts dafür, was ge-

schehen war, mehr oder weni-

ger verstand ich es ebenso als

Opfer und somit als meine Ver-

bündete.“ Regina zog einige

Monate später mit dem Kind

nach Linz, wo sie bis heute

mit ihrem jetzigen Ehemann

lebt. Die Tochter blieb aber

kein Einzelkind, noch zwei

weitere Kinder wurden gebo-

ren. „Mein ältestes Kind sieht

meinen Ehemann als ihren

Vater an. Sie weiß aber mittler-

weile, wie sie entstanden ist,

kann aber überraschend gut

damit umgehen, weil wir uns

beide so sehr lieben. Ohne

diese Vergewaltigung hätten

wir uns beide nie gehabt. Die-

ser Gedanke lässt uns das Ver-

gangene besser ertragen“, so

Regina, die beruflich aber nie

im höheren Management lan-

dete. „Ich bin Mutter und

Hausfrau geworden“, sagt sie

stolz und meint weiter: „Dies

ist ein Luxus in der heutigen

Die Liebe ließ und lässt im Leben von Regina vieles überwinden

bzw. leichter ertragen.

ötzlich anders“

kurz notiert …

Familien mit mindestens einem Kind unter sieben Jahren

oder mindestens zwei minderjährigen Kindern können seit Anfang

September um das Landeskindergeld ansuchen - online über das

persönliche Portal myCIVIS oder bei den Patronaten (bis 31. De-

zember). Mit der finanziellen Unterstützung werden Familien ab-

hängig von ihrer wirtschaftlichen Lage und von der Zusammen-

setzung der Familie unterstützt. Auch Familien, in denen ein be-

reits volljähriges Kind eine Beeinträchtigung hat, können jährlich

um diesen Beitrag ansuchen. Im Vorjahr erhielten knapp 28.700

Familien in Südtirol das Landeskindergeld. Dafür standen 35,1 Mio

€ zur Verfügung.

Birgit Stauder aus dem Pustertal ließ uns ein Foto von ihrer klei-

nen Tochter Chiara zukommen, auf dem sie offenbar bereits ganz

eifrig den „Pustertaler Volltreffer“ studiert. Wir freuen uns und

wünschen der hübschen Dame jedenfalls noch viel Spaß damit!

Frühe „PVT“-

Leseleidenschaft

Foto: Familienagentur/Ingrid Heiss

Landeskindergeld