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Zuerst hört man nur das

Schnattern der Gänse, dann wer-

den sie neugierig und tauchen aus

dem Nebel auf: die Osttiroler

Berggänse auf dem Ehrenfelder-

und Orterhof in Anras sowie auf

dem Stockerhof in Matrei i. O.

Weiß, grau oder weißgrau ge-

scheckt kommen sie über die

Wiese gerannt, fast schon geflo-

gen, und lassen sich von erstaun-

ten Besuchern kennenlernen – ist

es doch ungewöhnlich, Gänse auf

der Weide in Freilandhaltung auf-

zuziehen. Doch für diese Tiere

der Rasse Österreichische Land-

gans passt das perfekt: viel Aus-

lauf, gesundes Gras und frische

Luft machen sie fit und robust.

Rund 100 sind es in der Zahl, die

sich aktuell auf den Höfen von

Robert Perfler (Ehrenfelderhof,

Anras), Martin Riedler (Orterhof,

Anras) und Michael Stocker

(Stockerhof, Matrei) tummeln.

„Direkt an die Haushalte“

Unter der Marke „Osttiroler

Berggansl“ wird das Geflügel

nun von den drei Landwirten

im Ganzen vermarktet. „Direkt

an die Haushalte“, so Riedler.

Ein Novum. „AmAnfang stand

der Gedanke, eine Geflügelart

zu finden, die mit dem einhei-

mischen Grundfutter ihr Aus-

langen findet, dieses verwerten

und zu wertvollem mageren

und langsam gereiften Fleisch

veredeln kann. So scheint es

sinnlos, Tiere zu halten, die zur

Gänze auf Futter und Eiweiß-

importe aus Osteuropa und

gehalten und vermehrt habe“,

setzt er nach.

Sehr geländegängig

Die Österreichische Landgans

ist ein leichter einheimischer

Gänseschlag, sehr gelände-

gängig und ein exzellenter

Grundfutterverwerter. Die Gans

ist die einzige Geflügelart, wel-

che ihren Stoffwechsel- und

Energiebedarf fast zur Gänze

aus Grünfutter decken kann.

Dazu weidet sie als Herde den

ganzen Tag und legt dabei oft

große Entfernungen zurück. Sie

wird deshalb auch als die „Kuh“

im Geflügeluniversum bezeich-

net.

„Besonders erstaunt mich

immer wieder, mit welch steilem

Gelände die Tiere beim Wei-

den zurechtkommen“, bemerkt

Riedler. Aktuell wird in Öster-

reich der Bedarf an Gänsefleisch

durch einheimische österrei-

chische Bauern nur zu 15 bis

30 % gedeckt. Vielfach müssen

Gänse aus Osteuropa importiert

werden. „Dabei handelt es sich

oft um schnell und intensiv ge-

mästete Billigware“, so Perfler.

Martina Holzer

Übersee angewiesen sind“, so

Riedler.

Heimatpflegeverein

Zunächst handelte es sich bei

dem Projekt um ein Pilotprojekt

des Heimatpflegevereins Anras,

dessen Obmann Perfler ist.

Dem Verein ist die Erhaltung

und Vermehrung der Österrei-

chischen Landgans als gefähr-

dete Rasse ein Anliegen. Was

viele Osttiroler nicht wissen:

„Die Gänsehaltung im Pustertal

ist in alten Urbaren bereits für

das 13. Jahrhundert belegt“, so

Perfler, der seit seinem achten

Lebensjahr Geflügel züchtet.

„Es gibt in dieser Sparte prak-

tisch nichts, was ich noch nicht

Drei findige Landwirte hoben die Marke „Osttiroler Berggansl“ aus der

Taufe. So schnattern nun an die 100 Österreichische Landgänse in den Ge-

meinden Anras und Matrei i. Osttirol auf den Höfen.

Seit geraumer Zeit tummeln sich an die 100 Österreichische Land-

gänse in Anras und Matrei i. O.

CHRONIK

PUSTERTALER VOLLTREFFER

NOVEMBER/DEZEMBER 2017

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Ilda Perfler unter Gösseln.

Michael Stocker, Robert Perfler und Martin Riedler (v. l.) gründe-

ten gemeinsam die Marke „Osttiroler Berggansl“.

Mit Erfindergeist zu neuemStandbein