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OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

21. AUGUST 2017

CHRONIK

MEINE

G

ESCHICHTE

Volles Almen-Engagement

Klaus Pernul,

Goderschach/Marktgemeinde Kirchbach:

Rund 600 Milchkühe werden während des Sommers auf 13 Gailtaler Almen gehalten und dort rund 60 Tonnen Gailtaler Käse er-

zeugt. Pro Tag fallen durchschnittlich 7.000 Liter Rohmilch an. Milchverarbeitung und Almbewirtschaftung haben im Gailtal eine

lange Tradition. Der köstliche und nahrhafte Gailtaler Almkäse ist nicht irgendein Käse, sondern er ist ein durch die EU herkunfts-

geschütztes Marken- und Spitzenprodukt, das über Bezirks- und Landesgrenzen hinaus bekannt ist.

„Wir wollen die Almen mit den

Sennereien weiterhin bewirt­

schaften und die herrliche Kul­

turlandschaft erhalten“, sagt

Klaus Pernul aus Goderschach

im Gailtal und hofft, dass die

arbeitsreiche Almwirtschaft

eine gute Zukunft hat. Klaus

Pernul, Jg. 1962, ist seit 1995

im Vorstand und seit 2011 Ob­

mann des Vereins „Genuss

Region Gailtaler Almkäse g.U.“,

er wurde kürzlich wiederge­

wählt. Geschäftsführer ist

Christof Wassertheurer. Von

den

Gründungsmitgliedern

sind nur noch sie beide im

Vorstand tätig. „Das wichtigste

Kriterium ist, dass ausschließ­

lich Milch, die während der

Almzeit auf der Alm gewon­

nen wird, auch vor Ort zum

Gailtaler Almkäse verarbeitet

wird“, erklärt Pernul. Neben

dem Gailtaler Almkäse wer­

den auch Schotten, Butter, Jo­

ghurt und weitere Käsesorten

produziert. Es gibt viele exter­

ne und interne Kontrollen zur

Überprüfung des Almproto­

kolls und damit zur Einhaltung

der hohen Qualitäts- und Hy­

gienestandards. Eine Beson­

derheit der Gailtaler Almen:

die Bewirtschafter erhalten je­

weils 60 % der Milch (bzw. der

verarbeiteten Produkte) quasi

als Lohn für ihre Arbeit und

40 % erhalten an die Bauern

bzw. die Mitglieder der Alm-

Nachbarschaften. Obmann und

Vorstand sind gemeinsam

darum bemüht, die Qualitäts­

sicherung der Almprodukte,

Öffentlichkeitsarbeit, Weiter­

bildung und Mitgliederbera­

tung durchzuführen. Pernul

macht deutlich, dass intakte

und bewirtschaftete Almen

überaus wertvoll sind, von ih­

nen profitiert auch der Touris­

mus. Ohne Bewirtschaftung

würden sie rasch zuwachsen

und verwildern, die Besucher

und Gäste würden fernbleiben.

Auf vielen Almen wurden in den

letzten zwanzig Jahren große

Investitionen in Sanierungen

und Verbesserungen – von den

Ställen, Hütten über die Zu­

fahrtswege bis zur Wasser-

und Energieversorgung (mittels

Generator) durchgeführt.

Enormes Engagement

Die Familie Pernul führt den be­

kannten und sehr schmucken

Bauernhof Baierlehof in Goder­

schach (Marktgemeinde Kirch­

bach). Milch und Fleisch wer­

den am eigenen Hof gewonnen

und veredelt. Im Ab-Hof-Ver­

kauf und über Partnerbetriebe

werden verschiedene Käsesor­

ten, Würste, Speck und Brot an­

geboten und verkauft. Manche

kulinarische Spezialitäten vom

Baierlehof, wie der Weichkäse

„Schneewittchen“, wurden für

ihre Spitzenqualität mehrfach

ausgezeichnet. „Mein Hobby

ist unsere Landwirtschaft“, sagt

Käsealmen-Obmann Pernul, er

ist als Partieführer bei der Wild­

bach- und Lawinenverbauung

seit 34 Jahren in Ober- und

Unterkärnten im Einsatz. Jung-

vieh und Milchkühe seiner nicht

so großen Landwirtschaft som­

mern seit Generationen auf der

Straniger Alm. Klaus und seine

Gattin Gabriele sind stolz auf

Sohn Franz, der Molkereimei­

ster wurde und daheim eben­

falls kräftig mitarbeitet, und

Tochter Katrin, die Bäuerin im

Lesachtal ist. Wasserbau-Spezi­

alist und Landwirt Pernul sieht

sich auch als „Vereinsmensch“,

so ist er Mitglied bei Feuer­

wehr, Gemeinderat, Agrarge­

meinschaft, Almgemeinschaf­

ten usw., was sein vielseitiges

und enormes Engagement un­

terstreicht. Im Vorjahr feierte

man das 20jährige Jubiläum

der Marke Gailtaler Almkäse

g.U. Die 13 Almen hatten sich

als Dachverband zur Gemein­

schaft der Gailtaler Almsenne­

reien zusammengeschlossen.

Vor dem EU-Beitritt 1995 be­

reits wurde das Gailtaler Alm­

protokoll als entscheidendes

Dokument erarbeitet, das die

Richtlinien der Käseprodukti­

on bzw. Almbewirtschaftung

festlegt. 1996 – also schon vor

über zwanzig Jahren – erfolgte

die Übergabe der Markenbe­

rechtigung (g. U.) durch EU-

Kommissar Franz Fischler, die­

se europäische Auszeichnung

bewirkte einen großen Wer­

beeffekt. Von den 13 Almen

befinden sich zwölf in den Kar­

nischen Alpen und nur eine,

die Jochalm oberhalb von

Reisach, nördlich der Gail in

den Gailtaler Alpen. Dieser

Verein hat sich zu einem Zug­

pferd für die Weiterentwick­

lung der Landwirtschaft und

des Tourismus im Gailtal ent­

wickelt. Chancen zu Partner­

schaften und neuen Absatz­

möglichkeiten wurden erfolg­

reich wahrgenommen. Höhe-

punkte des Vereins sind neben

der jährlichen Vollversammlung

der jährliche Käseanschnitt, der

immer auf einer anderen Alm

stattfindet, weiters das Käse­

festival in Kötschach-Mauthen,

wo der Almkäse präsentiert

wird und die jährliche inter­

nationale Käseprämierung, die

abwechselnd in Paularo/Friaul

und Kirchbach/Gailtal statt­

findet.

Karl Brunner

Klaus Pernul – ein überaus engagierter Landwirt, Wildbach-Mit­

arbeiter und Käsealmen-Obmann.

Foto: k. brunner