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14

OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

13. MÄRZ 2017

CHRONIK

MEINE

G

ESCHICHTE

Mit ihrer Hilfe entstand Berufsschule in Tanzania

Reinhild Wendl,

Obervellach:

Seit sieben Jahren engagiert sich die Obervellacherin Reinhild Wendl für das Projekt „Africa Amini Alama“.

Was mit dem Sammeln von Nähmaschinen begann, fand seinen vorläufigen Höhepunkt in der Gründung der ersten

Berufsschule für Damenkleidermacher in Tanzania.

„Afrika, du hast mein Vertrau-

en“ – wie der Name des

Hilfsprojekts im Momella Natio-

nalpark am Fuße des Kilimand-

scharo übersetzt lautet – wurde

von DDr. Christine Wallner 2009

ins Leben gerufen. Inzwischen

entstanden dort mit Hilfe enga-

gierter Menschen und privaten

Spenden eine Krankenstation,

in der über 20.000 Patienten

pro Jahr behandelt werden,

drei Schulen für 260 Kinder, ein

Waisenhaus, in dem derzeit 39

Kinder untergebracht sind, und

eine Berufsschule für Maurer,

Tischler und Mechaniker. Seit

Reinhild Wendl, mehrfache

Gold-Medaillengewinnerin

beim Weltkongress der Maß-

schneider, von einer guten

Freundin auf das Projekt auf-

merksam gemacht wurde, gibt

es auch eine Schneiderei. Die

Obervellacherin sammelte 29

Nähmaschinen und begann, ihr

Wissen an die Frauen in Mo-

mella weiterzugeben. Mit dem

Verkauf ihrer Näharbeiten ver-

dienten

die

afrikanischen

Frauen fortan ihr eigenes Geld.

Eine neue

Herausforderung

In dieser Schneider-Werkstatt

arbeiten ständig rund 35,

manchmal auch mehr Frauen.

„Mama Wendi“, wie die 76-Jäh-

rige liebevoll genannt wird,

lehrte ihnen die Schneiderei

von der Pike auf, bezeichnet 19

Worauf sie besonders stolz ist?

„Darauf, dass jetzt schon die

ersten Lehrabschlussprüfungen

stattgefunden und 19 der 24 an-

getretenen jungen Frauen mit

Auszeichnung bestanden haben.

Und auf einen Schüler von mir,

Amadeus Antoni Chuwa. Er ver-

ließ vor zwei Jahren die Schnei-

dergruppe und wurde selbststän-

dig. Inzwischen ist er einer der

von ihnen bereits als „Elite-

schneiderinnen“.

Bemerkens-

wert, wenn man bedenkt, dass

Nähmaschinen in Momella gänz-

lich unbekannt waren. „Ebenso

wie Schränke, in denen wir die

Stoffe und Näh-Utensilien aufbe-

wahren. Alles wurde auf dem Bo-

den gelagert“, erzählt die Möllta-

lerin. Sechs dieser Eliteschneide-

rinnen sind bereits so weit, ihr

Wissen weiterzugeben arbeiten

jetzt als Trainerinnen – wie die

Lehrer in Tanzania genannt wer-

den – für andere. „Mit der Grün-

dung der offiziellen Berufsschule

unter meiner Führung und Finan-

zierung haben nun junge Mäd-

chen die Möglichkeit einer Aus-

bildung nach der verpflichtenden

Schulzeit. Denn in Momella hat-

ten bisher nur wenige Mädchen

die Chance, eine Sekundärausbil-

dung zu absolvieren“, so Wendl.

Eine große Herausforderung war

für Reinhild Wendl das Erstellen

des Lehrplans. Nachdem auch

dies geschafft war, konnte die Be-

rufsschule, die in die Werkstatt

integriert ist, starten. Drei Mo-

nate im Jahr verbringt die Ober-

vellacherin in Momella, in der

restlichen Zeit unterstützt sie die

Trainerinnen über regen E-Mail-

Kontakt. Auch das Klassenbuch,

in dem u. a. das Erreichen der

Lernziele eingetragen wird, kon-

trolliert Wendl via Internet.

besten Designer des Landes, ge-

wann bereits fünf Fashion-

Shows. Er unterstützt die Frau-

engruppe nun monatlich drei

Tage lang mit seinen Fähigkei-

ten!“

Liebe zu Afrika

Eine Vorliebe für den Kontinent

scheint Reinhild Wendl bereits

in die Wiege gelegt worden zu

sein. Sie zeigt eine Puppe, die

sie schon ihr ganzes Leben be-

gleitet: eine farbige Puppe. „Die

hat ein Onkel für mich besorgt,

als ich noch gar nicht geboren

war“, erzählt sie. Und die

Schwierigkeiten, mit denen un-

zählige Frauen und Kinder in

der Dritten Welt kämpfen müs-

sen, beschäftigen sie ebenfalls

schon lange. „Einmal besuchte

ich eine Textilfabrik in Laos. Ich

war erschüttert. Nicht nur, wie

die Frauen, sondern auch Kin-

der behandelt wurden. Ich sah

ein Kleinkind, das noch nicht

mal gehen konnte. Es saß da

und drehte das Seidenspinnrad.

Als ich es aufhob, wurde ich von

der Vorarbeiterin zurechtgewie-

sen. Das hat mich erschüttert.“

Bei „Africa Amini Alama“ kann

sie nun Frauen und Kindern zu

einer besseren Perspektive ver-

helfen. Deshalb sammelt sie in

ihrem Freundes- und Bekann-

tenkreis Spenden, um die Schu-

le zu finanzieren (rund 10.000

Euro jährlich), kauft den Maasai

selbst gebastelten Schmuck ab

und bringt diesen sowie Kleider

und Taschen, die in der Schnei-

derwerkstatt entstehen, von

ihren Tanzania-Aufenthalten mit

nach Obervellach. In ihrer Bou-

tique kann man diese handge-

fertigten Dinge dann erstehen

und ihr damit helfen, ihr Wissen

an die jungen Frauen in Momel-

la weiterzugeben.