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OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

6. FEBER 2017

CHRONIK

Kärntner Glaubensmärtyrer

Veranstaltungen zum Jubiläum „500 Jahre Reformation“ sind voll im Gange. Dabei stehen Martin Luther und

weitere Reformatoren sowie die tiefgreifende Wirkungsgeschichte ihres Handelns im Mittelpunkt.

Die Reformation hat die Ge­

schichte und das Geschick vieler

Länder wesentlich mitbestimmt.

Österreichs evangelischer Bi­

schof Michael Bünker wies auch

auf Schattenseiten hin und erin­

nerte an die blutige Verfolgung

der Täufer, die sowohl von katho­

lischer wie von evangelischer

Seite erfolgte. Täuferisches

Christentum konnte laut Bünker

letztlich nur außerhalb Europas

überleben und ist durch Baptisten

und Mennoniten mittlerweile

auch wieder in Österreich behei­

matet und mit anderen Kirchen

ökumenisch verbunden. Die Täu­

ferbewegung ist aus der Refor­

mationsbewegung in der Schweiz

hervorgegangen. Die Täufer leh­

nen die Kindertaufe ab. Für sie

und alle anderen einst als „Wie­

dertäufer“ verfemten Gruppen

kann der Bund mit Gott nur frei­

willig und mit der verständigen

Urteilskraft eines Erwachsenen

eingegangen werden. Die konfes­

sionspolitische Verfolgung hat

auch enge Bezüge zu Kärnten

und Tirol.

Hutterer

Eine der täuferischen Kirchen

ist die der Hutterer. Sie geht auf

Jakob Hutter (auch Huter) aus St.

Lorenzen bei Bruneck im Puster­

tal zurück. Was die Hutterer von

allen anderen Täufern unterschei­

det, ist ihr Leben in Gütergemein­

schaft auf Bruderhöfen. Mit

einem Leben nach dem Muster

der urchristlichen Apostelge­

meinde in Jerusalem glauben sie,

die wiederhergestellte Gemeinde

Gottes auf Erden zu verkörpern.

Das biblische Gebot zu dieser

Lebensform sehen sie in

der

Apostelgeschichte

2,42,44 gegeben: „Alle

aber, die gläubig gewor­

den, waren beieinander

und hielten alle Dinge

gemein.“ 1529 wurde

unter Kaiser Karl V. die

Todesstrafe für Anabaptis­

ten zum Reichsgesetz,

dem tausende Täufer zum

Opfer fallen sollten. 1536

wurde auch Jakob Hutter

seines Glaubens wegen auf

dem Scheiterhaufen ver­

brannt, eine Gedenktafel

beim Goldenen Dachl in

Innsbruck erinnert daran.

Im Oktober 2015 wurde

ein Huttererpark mit einer

Täufergedenkstätte in In­

nsbruck eröffnet. Die Hut­

terer haben als Glaubens­

gemeinschaft

dennoch

überlebt. Heute leben sie

auf ihren Bruderhöfen in

Kanada und den USA. Sie

sprechen untereinander ei­

nen deutschen Dialekt, der

aber weit mehr kärntne­

risch als tirolerisch geprägt ist.

Die Hutterer, ursprünglich Tiro­

ler, sind wegen ihrer seit dem

16. Jahrhundert im Reich erlit­

tenen Verfolgung zu einer Art

„Wandersprachinsel“ geworden.

Schon Jakob Hutter hat viele

seiner Anhänger gruppenweise

auf abenteuerlichen Wegen nach

Mähren geführt. Dort waren ihre

Überlebenschancen größer, weil

der böhmische Adel die Täufer

vor der habsburgischen Verfol­

gung zu schützen versuchte. Die

wirtschaftlich sehr erfolgreichen

Täufer dankten es mit entspre­

chenden Steuerleistungen. 1618

beginnt der 30-jährige Krieg. Die

Schlacht am Weißen Berg bei

Prag im Jahre 1620 endet mit

einem Sieg der Gegenreformati­

on. Die böhmischen Stände wer­

den entmachtet, die Täufer für

immer aus Mähren vertrieben.

Etwa 1.000 von ihnen werden

vom ungarischen Fürsten nach

Alvinc im heute rumänischen

Siebenbürgen geholt. Sie dürfen

dort als Täufer leben, aber nicht

missionieren. Von Kriegswirren

heimgesucht, geben sie dort im

Jahr 1690 die Gütergemeinschaft

auf. Damals zählen sie nur noch

etwa 50 „Seelen“.

1755 kommt es zum wieder­

holten Mal zur gewaltsamen

„Transmigration“ von Kärntner

Geheimprotestanten aus dem

Raum Spittal an der Drau nach

Siebenbürgen. 55 von ihnen kom­

men zufällig mit der hutterischen

Restgruppe in Kontakt und

schließen sich ihr an. Denn die

Spittaler wollen das alte Hutterer­

tum neu beleben. Sie gründen

zwei eigene Bruderhöfe, werben

Freiwillige Helfer

mit sozialem Engagement

Mit der Aktion „Essen auf Rädern“ werden in der Marktgemeinde Kötschach-Mau-

then zahlreiche Bürger von ehrenamtlichen Mitarbeitern täglich mit Essen versorgt.

Verdienstvoller Landler- und Hutterer-

Forscher: Prof. Dr. W. Schabus

Foto: kbrunner

Bgm. Walter Hartlieb mit den

ehrenamtlichen Mitarbeitern der

Aktion „Essen auf Rädern“.

Im Jahr 2016 wurden insge­

samt 14.396 Kilometer bei je­

demWetter bewältigt, 12.597 Es­

sen zugestellt und durchschnitt­

lich 47 Personen täglich mit dem

Mittagessen versorgt. „Durch

diese ehrenamtliche Arbeit wird

es ermöglicht, dass der tägliche

Lebensalltag von älteren und

hilfsbedürftigen Mitbürgern we­

sentlich erleichtert wird“, erklärt

Bgm. Walter Hartlieb, der auch

heuer alle freiwilligen Mitarbei­

ter als Dank für ihre Arbeit zu

einem gemeinsamen Essen ein­

lud. Die Finanzierung der Aktion

„Essen auf Rädern“ erfolgt über

die Marktgemeinde in Koopera­

tion mit der Rot-Kreuz-Ortsstelle

Kötschach, koordiniert wird die

Zustellung von Engelbert Som­

merbauer.