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ten, aufgrund seiner künstlerischen Ver-

dienste geadelt mit dem Prädikat „von

Wallhorn“, Jakob Gliber aus Ainet und

Matthias Oberegger aus Gaimberg waren

an der Ausstattung der Wiener Votivkirche

beteiligt.

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Die Votivkirche, in der Nähe der

Ringstraße gelegen, gilt als eines der be-

deutendsten sakralen Gebäude im Stil der

Neugotik in Österreich.

Der historische Hintergrund zum Kir-

chenbau ist das Attentat auf den jungen

Kaiser am 18. Feber 1853. Franz Joseph

ging in Begleitung auf der Kärntnertor-

Bastei spazieren, als sich der ungarische

Schneidergeselle János Libényi mit einem

Küchenmesser auf ihn stürzte. Der Mord-

versuch, dessen Motiv bis heute nicht ein-

deutig geklärt worden ist, konnte abge-

wehrt werden. Franz Joseph erlitt bloß eine

Wunde unterhalb des Hinterkopfs. – Der

Wiener Erzbischof Kardinal Joseph Oth-

mar Rauscher regte bei Erzherzog Maxi-

milian, Bruder des Kaisers, den Bau einer

Kirche zum Dank für die Errettung des

Monarchen an. Maximilian griff die Anre-

gung auf, und gleich schon liefen aus allen

Teilen der Monarchie namhafte Spenden

ein. Nach einem Architektenwettbewerb,

den der erst 26-jährige Heinrich Ferstel ge-

wann, erfolgte die Grundsteinlegung durch

den Kaiser und Kardinal Rauscher am 24.

April 1856. Nach langer Bauzeit konnte

das Gotteshaus „Zum Göttlichen Heiland“

aus Anlass der Silbernen Hochzeit des

Kaiserpaares am 24. April 1879 einge-

weiht werden. Es war von vorne herein

klar, dass die künstlerische Ausstattung

höchste Qualität aufweisen sollte. – Be-

reits am prunkvollen Hauptportal sind drei

Osttiroler Bildhauer beteiligt: Die Figuren

der Apostel schuf Matthias Oberegger

(1829-1886). Die Dreifaltigkeit unterhalb

des Giebels und die Krönung Mariens

oberhalb der großen Rosette sind Werke

des sehr geschätzten Meisters Josef Gasser

(1816-1900). Von den zahlreichen Patro-

nen der verschiedenen Länder der Monar-

chie gehen Justus (Triest), Ruprecht (Salz-

burg), Hedwig (Schlesien) und Johannes

von Nepomuk (Böhmen) an den Turmsei-

ten auf Jakob Gliber (1825-1917) zurück.

– Betritt man die Kirche durch das Portal

des Südturms, schreitet man an den Sta-

tuen des Hl. Bonifaz und der Hl. Veronika

mit dem Schweißtuch vorbei, Werke der

Bildhauer J. Gliber und M. Oberegger.

Dieser Künstler schuf auch die hl. Märty-

rin Ludmilla in der Turmhalle. Den

prunkvollen Hochaltar in Form eines Bal-

dachin-Altares unter Verwendung weißen

Laaser Marmors und sechs Alabaster-Säu-

len aus Ägypten hat Josef Gasser entwor-

fen, und die 1,8 Meter hohe Figur des

Heilands, umgeben von vier auf kleinen

Säulen ruhenden Engelsfiguren mit den

Leidenswerkzeugen, selbst geschaffen.

Der bereits zu seiner Zeit angesehene

Lienzer Maler Karl Hofmann (1852-1926)

kann mit Kaiser Franz Joseph in Verbin-

dung gebracht werden. Er hielt einen der

blutigsten Kriegsschauplätze des Ersten

Weltkriegs fest, den „Görzer Brücken-

kopf“. – Gleich nach der Kriegserklärung

des Königreichs Italien an Österreich-Un-

garn am 23. Mai 1915 waren Görz und das

Isonzotal heiß umkämpft. Namen wie

Monte Santo, Monte San Michele, Monte

Sabotino, Flitsch, Tolmein, Isonzo, Tag-

liamento sind gleichsam zu Begriffen ge-

worden. Zwölf sog. Isonzo-Schlachten for-

derten auf beiden Seiten zahllose Opfer an

Gefallenen. Der sog. Görzer Brückenkopf

mit der zentralen Isonzo-Brücke umfasste

die ganze Umgebung von Görz und galt

mit seinen zwei Verteidigungslinien als

insgesamt große Festung. Die strategisch

wichtige Brücke über den Isonzo, einge-

bunden in die Landschaft, hat Karl Hof-

mann in einem eindrucksvollen Ölgemälde

festgehalten, worüber die Lienzer Nach-

richten berichten:

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„Ein Görzer Brückenkopf-Bild für Ber-

lin von einem Tiroler Maler. Das Gemälde

zeigt in stimmungsvoller Ausführung die

heißumstrittenen Höhen von Oslavia mit

dem Monte Sabotino und St. Gabriele

nebst dem Brückenkopf am Isonzo zwi-

schen der Görzer Vorstadt Prein und dem

Orte Pewna.“

Angeregt durch die „Waffenbrüderschaft“

mit den deutschen Soldaten, die die öster-

reichisch-ungarischen Truppen unterstütz-

ten, hat der kaiserliche Rat Julius Neumann

das Bild erworben und der Stadt Berlin zum

Geschenk gemacht, wo ihm im Rathaus ein

„Ehrenplatz“ zugedacht war. In der Zeitung

steht zu lesen, dass der Oberbürgermeister

persönlich das Bild in Empfang genommen

habe und er

„fand auch für die künstleri-

sche Ausführung die schmeichelhaftesten

Worte“.

Es wurde betont, dass die Wid-

mung

„aufs neue und in feinsinnigster

Weise die altüberlieferten Beziehungen

zwischen Wien und Berlin“

bekräftige

.

Bevor das Gemälde nach Berlin abging,

wurde es zu Franz Joseph nach Schönbrunn

gebracht

, „wo der Kaiser es mit größtem

Interesse besichtigte und sich in einer für

den Künstler sehr schmeichelhaften Weise

darüber äußerte. Der Wunsch Sr. Majestät

war, den Schöpfer des Bildes Herrn Pro-

fessor Hofmann auch persönlich zu sehen,

leider wurde dies durch Reiseschwierig-

keiten verhindert. Ebenso hatte die der

Widmung zugrunde liegende Idee die be-

lobende Anerkennung des Kaisers gefun-

den. … Wir gratulieren Herrn Professor

Hofmann, der ein Sohn der Stadt Lienz ist,

zu dieser Auszeichnung seines Gemäldes.“

Das Original ist in Berlin nicht mehr vor-

handen;

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vermutlich ist es in den Wirren

des Zweiten Weltkriegs zugrunde gegan-

gen. Erhalten sind aber Reproduktionen im

Kleinformat, wodurch man wenigstens

eine gewisse Vorstellung vom einst so ge-

rühmten Gemälde gewinnen kann:

„Das schöne Bild wurde für Ansichts-

kartenzwecke reproduziert und vervielfäl-

tigt und der Gemeinde Berlin mehrere tau-

send dieser Karten zur Förderung der

Hilfsaktion zur Verfügung gestellt. In Wien

OSTTIROLER

NUMMER 11/2016

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HEIMATBLÄTTER

Ansichtskarte „ISONZO-BRÜCKE bei GÖRZ“ nach einem Originalgemälde von Karl

Hofmann, Lienz, erschienen in der Kunstanstalt M. Munk, Wien.

(Original und Foto: Eleonora Bliem-Scolari)

„Feldpostkarte“ nach einem Entwurf von

Albin Egger-Lienz, aus Anlass des Ge-

burtstags von Kaiser Franz Joseph am

18. August 1916 an die Soldaten an der

Tiroler Front verteilt.

(Original und Foto: Tiroler Landes-

museum Ferdinandeum, Innsbruck)