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OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

29. AUGUST 2016

CHRONIK

MEINE

G

ESCHICHTE

Das Hochweißsteinhaus ist „mein Zuhause”

Ingeborg Guggenberger,

Liesing:

Das Hochweißsteinhaus auf knapp 1.900 Meter Seehöhe ist eine wunderschöne Schutzhütte der ÖAV-Sektion Austria und liegt

im Frohntal (nahe St. Lorenzen/Lesachtal) am Karnischen Höhenweg und damit auch am Übergang ins Nachbarland Italien

(Provinzen Udine und Belluno).

Ein überaus beliebter Stütz-

punkt für Wanderer und Klet-

terfreunde. Ein Ort internatio-

naler Begegnung, die Gäste

sind vorwiegend Österreicher,

Deutsche und Italiener, aber

ebenso besuchen auch Ameri-

kaner, Kanadier, Schotten, Eng-

länder, Holländer, Tschechen,

Franzosen usw. das gastliche,

mit Umweltgütesiegel ausge-

zeichnete Haus. An bestimm-

ten Tagen kommen Wallfahrts-

gruppen aus den italienischen

Nachbarregionen hier vorbei,

um ihre traditionelle Fußwall-

fahrt nach Maria Luggau zu

machen. Für Ingeborg Guggen-

berger aus Klebas/Liesing ist

das Hochweißsteinhaus ihr

zweites „Zuhause“. Was nicht

verwunderlich ist, denn ihre

Eltern Josef „Pepi“ Guggenber-

ger und ihre Mutter Josefa

hatten zuvor die Hütte von

1950 bis 1983 gepachtet. Mit

ihren Brüdern Ernst, Engelbert

(dem heutigen Generalvikar

und Autor eines Lesachtal-

Buches) verbrachte sie hier am

Hochweißsteinhaus Kindheit

und Jugend. Ihr Eltern waren

auf der 1928 eröffneten Hütte

– nach Adam Salcher aus St.

Lorenzen und Familie Köfmüller

aus Liesing – die dritte Pächter-

familie. Und Ingeborg bewirt-

schaftet die 2010 generalsa-

nierte Hütte nun schon im 33.

Jahr. Irgendwie war es abseh-

bar, dass sie auch Wirtin wer-

den würde, aber es hätte auch

anders sein können, denn Inge-

borg ist als Lehrerin ausgebil-

det und für sie war damals kei-

ne Stelle frei, also machte sie

die Konzessionsprüfung. Aber

auch bei den Guggenbergers

gilt, dass mit „66 Jahren“ noch

lange nicht Schluss ist. Denn In-

geborgs Sohn Marian wird,

wenn seine Mutter in Pension

geht, hier weitermachen.

Herausfordernde

Logistik

„Ich liebe meine Arbeit am

Hochweißsteinhaus, auch wenn

es manchmal schwierig und

mühsam ist“, sagt Ingeborg.

Man habe längst gelernt, mit

den Launen des Wetters und

auch der Gäste umzugehen und

deshalb könne man auch gut

mit Ausnahmesituationen fertig

werden. An ihrer Arbeit gefällt

ihr vor allem die Vielfältigkeit,

ist sie doch Geschäftsführerin

und Köchin ebenso wie Putz-

frau, Sanitäterin, Wetterhexe

und Psychologin. Alles wäre

aber ohne ihren Sohn Marian

und ihre Mitarbeiter nicht zu

schaffen, zeigt sie sich dankbar.

Die Logistik auf einer Hütte, die

nicht mit dem Auto erreicht

werden kann, ist herausfor-

dernd, denn es muss gut be-

dacht werden, wann und wie

man die Waren anliefert, nur die

letzten paar hundert Meter, die

letzte Anhöhe zur Hütte, werden

diese vom Auto in den Seilbahn-

aufzug umgeladen. Die Küche

bietet regionale, biologische

Köstlichkeiten ebenso wie erle-

sene Getränke.

Positives Beispiel

geben

Ingeborg liebt die Berge, sie

klettert mittlerweile weniger,

doch wandert und pilgert sie

sehr gerne. So macht sie mit

ihrer Freundin Marion u. a. auch

den weiten Weg von Klebas bis

nach Rom zu Fuß, und das in

Form von Etappen, die jeweils

rund eine Woche dauern. Ihre

Freizeit gestaltet die Hüttenwir-

tin sehr vielfältig, sie ist in Ver-

einen ehrenamtlich tätig. Die

Alpenvereins-Ortsgruppe „Die

Karnischen” führt sie als Obfrau,

sie ist der DSG Lesachtal als

Ortskassiererin und in der

Pfarre als Leiterin des Katho-

lischen Bildungswerkes tätig.

Auch absolviert sie eine Ausbil-

dung der Bergwacht. Für sie als

Hüttenpächterin ist wichtig:

„Genug Gäste zu haben, um

wirtschaftlich arbeiten zu kön-

nen, schönes Wetter, nette

Leute als Gäste und nette Mit-

arbeiter-Smileys“. „Flexibilität“

sei das Um und Auf, betont sie.

Sie versteht es, ihre Zeit auf

der Hütte zu genießen. „Da

denke ich nicht ans Tal und

ebenso mache ich es, wenn ich

im Winter unten bin. Ich kann

nur heute leben, gestern ist

vorbei und morgen nicht da“.

Wichtig sei es, dass „wir Alten“

den Jungen, gerade auch im

Lesachtal, mit positiven Bei-

spielen ein erfülltes Leben

vorleben und aufs Jammern

verzichten.

Karl Brunner

Sehr engagiert und gutgelaunt: Hüttenwirtin Ingeborg und Sohn Marian.

Foto: kb