OSTTIROLER
NUMMER 3-4/2016
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HEIMATBLÄTTER
Feuer genommen, in Brand geschossen
und völlig zerstört.
Durch die deutsche und österreichisch-
ungarische Herbstoffensive im Kriegsjahr
1917 änderte sich auch die Lage am Kar-
nischen Kamm. Um die Aufmerksamkeit
der Italiener vom Kriegsschauplatz am
Isonzo abzulenken, begann man ab Mitte
Oktober im Bereich der Dolomitenfront
mit einem auffälligen Einschießen der
Artillerie auf die italienischen Infanterie-
und Artilleriestellungen und Demonstratio-
nen vom Paternkofel bis zur Seikofelstel-
lung, am Monte Piano und am Sief.
Am 24. Oktober brach schließlich an der
Isonzofront die große Offensive los. Aufgrund
des raschen Vormarsches der deutschen und
österreichischen Truppen in Oberitalien war
der Rücken der italienischen Kräfte in Kärn-
ten und in den Dolomiten bedroht, und die
feindliche Front begann allmählich von
Osten nach Westen zusammenzufallen.
Das Alpenkorps in Tirol
Mit der zunehmenden Gefahr des
Kriegseintrittes Italiens auf der Seite der
Gegner der Mittelmächte wuchs bei der
deutschen Obersten Heeresleitung (OHL)
die Sorge, dass der österreichische Bünd-
nispartner einem massiven italienischen
Angriff nicht standhalten könne, wodurch
wiederum auch die süddeutschen Gebiete
gefährdet gewesen wären. Zudem befand
sich die eigentliche Gebirgstruppe Öster-
reich-Ungarns, die Landesschützen, immer
noch in schweren Kämpfen an der Ost-
front. Daher sicherte die OHL Wien deut-
sche Gebirgstruppen als Unterstützung zu,
obwohl man bis zu diesem Zeitpunkt noch
keine eigene Gebirgstruppe besaß. Vor
dem Ersten Weltkrieg waren auf deutscher
Seite Spezialeinheiten für den Gebirgs-
kampf zunächst als unnötig erachtet wor-
den. Bereits imWinter 1914/15 zeigte sich
allerdings, dass an der Vogesenfront drin-
gend Gebirgstruppen gebraucht wurden.
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Kurz vor der italienischen Kriegserklä-
rung beschloss das Preußische Kriegs-
ministerium am 20. Mai 1915 die Aufstel-
lung eines „Alpenkorps“. Dies ist der ur-
sprüngliche Name der Einheit, obwohl
sich heute vor allem „Deutsches Alpen-
korps“ als Bezeichnung durchgesetzt hat.
Mit der Aufstellung wurde das Bayerische
Kriegsministerium beauftragt, da sich die
deutsche Gebirgstruppe zur Hälfte aus
bayerischen Einheiten zusammensetzte.
Zum „Führer des Alpenkorps“ wurde der
bayerische Generalleutnant Konrad Krafft
von Dellmensingen ernannt. Krafft kannte
das zukünftige Einsatzgebiet in den Alpen
sehr gut, da er schon in Jugendtagen mit
seinem Bruder des Öfteren in den Dolo-
miten unterwegs gewesen war.
Zu einer geplanten Gebirgsausbildung
am Truppenübungsplatz bei Augsburg kam
es allerdings nicht mehr, da Generalleut-
nant Krafft seine Männer unverzüglich
nach Südtirol bringen ließ, nachdem mit
einem Angriff der Italiener fortwährend
gerechnet werden musste. Am Tag der
Kriegserklärung Italiens an Österreich-Un-
garn befanden sich die deutschen Truppen
bereits auf demWeg nach Süden. Die voll-
ständige Versammlung des Alpenkorps
sollte aber noch bis zum 11. Juni andauern.
Für den „Einsatz in Tirol“, so die offi-
wagen und 77 Motorräder. Folglich waren
die deutschen Soldaten sehr gut ausgerüs-
tet, was von den österreichisch-ungari-
schen Soldaten im Vergleich zur eigenen
mangelhaften Ausrüstung oft neidlos und
dankbar zur Kenntnis genommen wurde.
Der erwartete Großangriff nach der
Kriegserklärung blieb jedoch, abgesehen
von einigen kleineren Geplänkeln, zu-
nächst aus. Der italienische Generalstabs-
chef Luigi Cadorna ging äußerst vorsichtig
vor, da er die Zahl der Verteidiger vermut-
lich überschätzte. Tatsächlich hätte die
Tiroler Front einem massiven italienischen
Angriff nicht widerstehen können. Die
Verteidiger nutzten daher die verstrei-
chende Zeit, um ihre Stellungen auszu-
zielle Bezeichnung, hatte die erste deut-
sche Gebirgstruppe eine Stärke von 26.000
Mann und 9.500 Pferden. Demnach war
die Formation größenmäßig zwischen
einer Division und einemArmeekorps ein-
zuordnen, sodass man im Grunde von
einer verstärkten Division spricht. Jedoch
waren dem Alpenkorps Korpstruppen an-
gegliedert, die im Normalfall nur für ein
Armeekorps vorgesehen waren: Schwere
Artillerie, Kolonnen und Trains, Pionier-
kompanien, Fernsprecheinheiten sowie
eine Fliegerabteilung. Zusätzlich besaß das
Alpenkorps einen äußerst üppigen Fuhr-
park und verfügte in Tirol in seinen besten
Zeiten über 318 Personenautos, 190 Last-
kraftwagen, 5 Omnibusse, 18 Kranken-
Ein Angehöriger des bayerischen Leibregiments blickt ins Winklertal. Im Hintergrund die
Pfannspitze und der Rosskopf.
Ein Artillerie-Beobachterposten auf dem Burgstall bei Sexten.