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Die Zollstelle St. Johann im Wald
Im Jahre 1776 wurde in St. Johann ein
Wachthaus erbaut und zugleich die Zoll-
stelle in Ainet aufgelassen, da die
Schwärzungen bei der leichten Umgehung
der Zollstelle Ainet ständig zunahmen.
Vor allem Salz war damals eine begehrte
Schmuggelware, da das Halleiner Salz um
das Dreifache billiger war als das von Hall.
Doch die Innsbrucker Regierung verlang-
te die alleinige Einfuhr des Haller Salzes.
So blühte der Schmuggel weiter. Ein
berüchtigter Schmuggelweg führte über
den Kalser Tauern und dann über die
Höhen von Peischlach, Oberleibnig und
Alkus in den Lienzer Raum.
Die Auflösung der Zollstelle St. Johann
erfolgte unter der bayerischen Besetzung
zur Zeit Napoleons.
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Einige Berichte aus der Lienzer Zeitung
1807: Eröffnung des neuerbauten k. k.
Gemeindeschießstandes. L. Z. 17
1888: Brand beim Innerputz auf Leib-
nig. L. Z. 17
1889: Josef Putz ist seit 50 Jahren Leh-
rer in St. Johann. Er erhielt das silberne
Verdienstkreuz mit der Krone. Er wurde
auch zum Ehrenmitglied der Gemeinde er-
nannt. L. Z. Seite 176
1890: 6. Mai, Brand beim Unterfercher
des Rupert Mühlburger. L. Z. Seite 241
7. September: Der Kuenzerhof auf Leib-
nig des Franz Stemberger brannte voll-
ständig ab. Seite 484
Aus der Lienzer Zeitung vom Jahre
1892 Nr. 14:
Dem Reisenden ins Iseltal fällt gegen-
über von St. Johann imWalde das auf dem
Felsvorsprung hoch über dem Tale ste-
hende Kirchlein von Oberleibnig auf. Da-
hinter liegt das gleichnamige Dorf, vom
Tale aus unsichtbar. Man erzählt, daß i. J.
1809 die Oberleibniger das Kirchlein mit
Fichten zudeckten, um dem Feind den Be-
stand desselben nicht zu verraten und sich
vor einem Besuch zu schützen.
Weiters erzählt eine Iseltaler Sage vom
Kirchlein, dessen Patrone die Heiligen
Philipp und Jakob sind:
Vor vielen Jahrhunderten fanden die da-
maligen Oberleibniger auf dem Felsen, wo
nun das Kirchlein steht, zwei Statuen der
genannten Heiligen. Im frevelhaften
Übermut warfen sie die Statuen den Felsen
hinunter. Da klang aber eine drohende
Stimme herauf: „Krumm und lahm!“
Von diesem Tage an hatten die Leibni-
ger alle mehr oder weniger mit krüppel-
haften Füßen zu leiden. Zwar bauten sie
den beiden Heiligen, deren Statuen eines
Tages wieder auf dem Fels lagen, ein
Kirchlein, aber – wie unser Gewährsmann
sagt – dauerte die Tadelhaftigkeit der Füße
bis in erinnerliche Zeiten, wenn sie auch
nur in vollendeten Plattfüßen sich äußerte.
Von den heutigen Leibnigern, die alle
zugewandert sind, ist der Fluch gewichen.
1905: Eröffnung des Grundbuches.
L. Z. 14
1906: Gründung der freiw. Feuerwehr
1909: Die Gemeinde ernennt ihren Pfar-
rer Jakob Mair zum Ehrenbürger
1914: Wahl des Gemeindeausschusses.
1. Wahlkörper: Andrä Gridling, Ober-
fercher; Philipp Vergeiner, Mayr in
Wald; Alois Wibmer, Innermichlbacher;
Michael Veider, Außerputz.
2. Wahlkörper: Josef Oblasser, Oblas-
serhof; Peter Steiner, Außermichlbacher;
Thomas Gridling, Rainer; Josef Oblasser,
Altvorsteher.
Am 15. August 1852 setzte Franz Keil
als erster Bergsteiger mit dem Führer P.
Oblasser seinen Fuß vom Leibnitztale aus
auf den 3240 m hohen Hochschober.
Franz Keil war Deutschböhme, Magister
der Pharmazie und Provisor in der Apo-
theke zu Lienz.
Nach dem hervorrangenden Alpenfor-
scher und Bergsteiger sind der „Franz
Keil-Weg“ zur Hochschoberhütte und die
Große Keilspitze in den Lienzer Dolomi-
ten benannt.
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Die heutigen Haus- und Flurnamen
von St. Johann im Walde
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Unterleibnig:
Hausnamen: Weirer, Reimer (Lorenzen-
hof), Million, Gschwendter (Unterleibniger
= untere), Mesner, Wacht, Unterleibniger,
Lenz, Moar im Wald, Kirchhof.
Flurnamen: Feld, Mühlaue, Anger,
Mösl, Birkach, Gösl, Tine, Kälbergarten,
Froschanger, Angerle, Neugarten, Kohl-
platzl, Auerfeld, Infang, Geitling, Eich-
holz, Mühleck, Rabenkopf.
Oberleibnig:
Hausnamen: Rainer, Steiner, Ulgener,
Innerputz, Unterkuenz, Oberkuenz,
Außerputz, Unterferch, Oberferch.
Flurnamen: Stase, Holda, Reniere,
Burg, Bödenle, Schattseite, Mühlacker,
Bachacker, Boint, Grantl, Ede, Leibnitze,
Gstrone, Grolitz, Olster, Plonwiesen,
Feldbichl, Glös, Tal, Pitze, Goset, Gruppe,
Trog, Auschgitze, Falternitze, Zoppet,
Putzwiese, Glonhof, Heuriesl, Viehleger,
Steinwand, Kissach, Flojach, Torboden,
Zitrugen, Gseml, Bremstall, Riegel,
Ranzl,
Lonitzwand,
Breitenbrunn,
Stampferbrunn, Brückele, Hochbichl,
Sauschlag, Stocketel, Häusles Wald, Blö-
strögl, Dicker Wald, Großes Moos,
Flockenköfl, Großer Schlag, Ebenes
Maurach, Blösrain, Schneeriesl.
Bergl:
Hausnamen: Niederst, Oblaß, Öberst.
Flurnamen: Leite, Luslitze, Ranzl,
Ochsenmahd,
Kühmahd,
Tiefental,
Schnitze, Latzl, Loos, Steigrain, Glominz,
Lasene, Tommen, Schremse, Stranitzl,
Aritze, Wurschling, Egge, Rege, Hinter-
wiese, Grongl, Schüpfles Boden, Zirben-
stein, Aritzwald, Mitterwald, Almwald.
Michelbach:
Hausnamen: Außermichelbach, Inner-
michelbach.
Flurnamen: Gosent, Nieschacker, Gaiß-
acker, Losacker, Mühlackerle, Klamme-
gart, Loslucke, Angerbachl, Gruppe,
Egart, Mösl, Birkach, Hinterbachl, Brech-
lerloch, Stabent, Brebent, Klebet, Petogge,
Sanze, Goggewisch, Feld, Wetterkreuz,
Gommeling, Leiten, Putzboden, Dolzen,
Wiere, Enneweg, Brandl, Almbach, Litte-
ren, Aue, Greith, Neugreith, Küh-
schwandt, Lenzesmahd, Himmelloch,
Ebenmais, Lahnstreif, Tiefental, Ocham,
Aritsch, Lahner, Trögeles-Lahner, Alte
Gose, Hohe Trage, Bacher, Musige, Stier-
bichl, Eiwandeck, Eiwandleger, Zilin,
Langgrubeneck, Lacke, Speikgrube,
Zilinscharte, Gruppetze, Sattele, Weiße
Wand, Rudnig, Wirts Alpe, Gasselsteig,
Ebenmoas, Stöckelmoas, Platzgrube,
Almeck, Goßbachwald, Klammwald,
Auenwald, Kreitwald, Lärchwald, Kof-
lach, Brand.
Kirchliches
St. Johann bildete mit Schlaiten bis 1785
eine Curatie, welche der Mutterkirche
Lienz unterstand. 1702 wurde diese von
Lienz getrennt, wobei als Seelsorgekirche
die St. Johanniskirche diente. Jeden dritten
Sonntag mußte der ordentliche Gottes-
dienst und jeden Freitag eine Messe in
Schlaiten gelesen werden.
Beiträge leisteten die beiden Gemeinden
an das Haller Damenstift als Gerichtsherr.
1785 wurde in Schlaiten eine eigene Ex-
positur für 37 Häuser mit 352 Einwohnern
errichtet.
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
Nummer 8 — 62. Jahrgang
Der Öbersthof. Hier war von 1960 bis 1969 die Unterrichtsstation „Bergl“ unterge-
bracht.
Foto: E. Kolbitsch