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Weiters heißt es in diesem Urbar, daß der
Mayr im Wald an der Isel und sein oberer
Nachbar Neustifter Kuchlhöfe sind.
Beide Höfe brauchen keine Jägerabgabe
leisten, sondern müssen den Jägern,
wenn sie mit den Hunden kommen, das
Essen geben.
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Vermögungsangabe und Steuerhöhe
für die Höfe von St. Johann i. J. 1691
100 Jahre nach dem Erscheinen des Ur-
bars von Wolkenstein waren die Werte der
Güter und Preise für die Abgaben in wei-
teren Urbaren dem neuesten Stand ange-
paßt.
Baumann
Wert
Steuer
der Güter
G.
G. K. V.
Andrä Mayr
2500 9
Mathes Aichberger
400 1 26 2
Lorenz Unterleibniger
750 2 42
Georg Unterleibniger
125
27
älterer
Georg Unterleibniger
370 1 20
jüngerer
Thomas Unterleibniger 570 2 3
Michl Kuenz
360 1 17 4
Mathes Kuenz
390 1 24
Niklas Putz
752 2 42 2
Anton Putz
272
58 4
Dominikus Obrist
590 2 7 2
Florian Niedrist
440 1 37
Sebastian u. Peter Rainer 260
56
Marx Rainer
260
56
Ruep Fercher
520 1 52 2
Hanns Oberfercher
270
58 2
Vinzenz auf Oblaß
500 1 48
Christian im Michlbach 760 2 44
Karl im Michlbach
255
55
Andrä Ulian
240
51 4
Paul auf Oblaß
560 2 1
Thoman Ulian
210
45 2
Simon Eglsbacher
50
10 4
Bartlmä Santer
128
49
Vinzenz Bacher
200
43
Urban Unterleibniger
26
5 2
Mathes Plattner
12
2 2
Mathes Vaternig
20
4 2
Blasi Feistner
20
4 2
Veit Putzhueber
20
4 2
Unterleibniger Sag
30
6 2
Oblasser- u. Nidrister Sag 30
6 2
Summe der Steuern:
17
44 37 4
Aus dem „Lienzner Urbary
des löblichen Gotteshaus und Kloster
Neustift auf das Jahr 1715“
Herausgegeben wurde dieses Urbar
von Propst und regierenden Prälaten Au-
gustin IV. Bauernfeind. Dieser stammt aus
Tramin und wirkte zuerst als Pfarrer in
Olang. Am 6. September 1707 wurde er
zum Propst gewählt. Er starb am 30. Jän-
ner 1721.
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In der Einleitung zu diesem Urbar er-
fahren wir, daß – dem allgemeinen Trend
im Landgericht folgend – nicht mehr von
einer jährlichen Abstiftung des Freistifters
die Rede ist, sondern daß nun das Gut der
Sohn erbt, freilich nicht auf Grund eines
Rechtes, sondern nur aus der Überlegung
heraus, daß Söhne das Gut doch am besten
kennen und somit die sicherste Gewähr
bieten, die vollständigen geforderten Ab-
gaben zu erhalten.
Diese Abgaben können nun nicht mehr
in einer jährlichen Stift geändert – sprich
erhöht – werden. Daher wurden Ehrungen-
Erbschaftssteuern bei jedem Besitzwechsel
eingeführt, die innerhalb eines Jahres zu
zahlen waren. Sie betrugen lt. obigem Ur-
bar 5 % d. h. von jedem Gulden Besitzwert
(Anschlag) 3 Kreuzer Ehrung, wenn ein
Sohn erbt. Erbt eine Tochter, so hat sie 6
Kreuzer pro Gulden zu zahlen. Heiratet die
Tochter, so hatte der Ehemann nochmals 3
Kreuzer zu geben, also pro Gulden 9 Kreu-
zer. Zudem spricht das Urbar auch von ei-
ner Heiratsgeiß.
Diese Ehrungen führten im Landgericht
Lienz zu großer Verschuldung des
Bauernstandes.
Wollte ein Freistifter sein Gut verkau-
fen, weil er ohne leibliche Erben war, so
mußte neben erhöhten Ehrungen für die
Bewilligung durch den Grundherrn Kon-
sensgeld bezahlt werden.
Weiters gibt das Urbar auch einige Er-
klärungen zu den Abgaben.
So mußte der „Ehrkäs“ aus gut ange-
rahmter frischer Milch gemacht werden
und nach Wiener Gewicht 7 Pfund wiegen.
Fehlte Gewicht oder die Qualität, so muß-
ten pro Pfund 3 Kreuzer bezahlt werden.
Bei den kleinen Magerkaslen sind für 2
Pfund 3 Kreuzer zu reichen.
Nun zu den Höfen in St. Johann, die
dem Propst von Neustift als Grundherrn
unterstanden:
Der Mayrhof in Wald
Dazu gehörten noch: das Gut „in Brun-
nen“, der Hof an der „Traten“ und der Hof
„unterm Wald“.
Diese Höfe gehörten zusammen, sodaß
die Abgaben an den Propst gemeinsam an-
geführt werden:
Ehrkäse: 3 Stück, kleine Kaslen imWie-
nerischen Pfundgewicht 229 1/1,
Weizen: 12 Vlg., Roggen und Hafer je
22 Vlg.
Groben Loden: 2 1/2 Ellen im Lienzer
Maß.
Geldabgaben: 8 Gulden 5 Kreuzer.
An das Gotteshaus St. Johann mußte der
damalige Baumann Bartlmä Prunner 25
Gulden abliefern.
Der erste Hof zu Michlbach
des Gregori Michlbach zinst dem Propst
zu Neustift:
2 St. Ehrkäs, 225 kleine Kaslen im Ge-
wicht von 250 Pfund, 5 Kreuzer für die
Käsefuhr, 3 Ellen groben Loden, 2 Gulden
an Geld, 1 Stiftkreuzer (trotz des Wegfalls
der jährlichen Abstiftung).
Weisath und Vogtei:
1/2 Schaf, 2 Hühner, 12 Eier, je 6 Wei-
zen- und Roggenbrote, Gerstenbrei und 12
Vierling Hafer.
Der andere und dritte Michlbacherhof
Die erste halbe Hube besitzt Karl Michl-
bach, die andere Paul Walner. Die Abga-
ben werden gemeinsam im Urbar angege-
ben.
2 Ehrkäs, 235 gute „Speiskaslen“ mit ei-
nem Gesamtgewicht von 265 Wiener
Pfund; 5 Kreuzer für die Käsefuhr, 4 Ellen
Lienzer Maß groben Loden; Geld: 1 Gul-
den, 1 Stiftkreuzer.
Weisath und Vogtei: 1/2 Schaf, 2 Hüh-
ner, 12 Eier, je 6 Weizen- und Roggen-
brote, Gerstenbrei und 7 Vlg. Hafer.
Der Mayrhof auf Leibnig ist geteilt.
Der erste Teil wird
Unterjulian
ge-
nannt.
Der Baumann heißt Christian Unterjuli-
an und zinst dem Propst zu Neustift: guten
weißen Pockenkäse, 2 Vlg. Weizen, 2 Vlg.
Gerste und 6 Vlg. Hafer; 1 Elle nach
Lienzer Maß groben Loden, 2 1/2 Kreuzer
für Käsefuhr, 1 Stiftkreuzer.
100 kleine Kaslen im Gewicht von 70
Wiener Pfund. (Anm. Diese Kaslen waren
kleiner als die in Michlbach); für Weisath
und Kirchendienst: 1/4 Schaf, 1 Huhn, 10
Eier, je 3 Weizen- und Roggenbrote und 1
1/2 Vlg. Hafer. Für das Getreide konnte
auch bereits Geld gezinst werden.
Der Oberjulianhof
des Hanns Oberjulian
Dieser zinst gleich wie der Unterjulian-
hof.
Auch der Putzhuberhof ist geteilt.
Der Unterputzhuberhof
des Antoni
und seines Sohnes Georg Putzhuber zinst
dem Propst zu Neustift:
1 Ehrkäs, 100 kleine Kaslen zu 70 Wie-
ner Pfund, 1 Elle groben Loden, 1 1/2
Kreuzer für Käsefuhr, 35 Kreuzer Geld-
zins, 1 Stiftkreuzer.
Der Oberputzhuberhof
des Bartlmä
Putzer zinst gleich wie der Unterputzer-
hof.
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St. Johann im Wald im Jahre 1795
Einwohner: 131 männliche und 113
weibliche; Häuser: 31.
Wert der Güter nach Steuerschätzung
vom Jahre 1778: 42322 Gulden,
Steuer: 60 Gulden 51 1/2 Kreuzer
Gewerbe: 1 Fabrik, 1 Leinweber,
1 Schmied, 1 Schuster; 1 Wirtshaus
Viehstand: 11 Pferde, 216 Ochsen, 124
Kühe, 743 Schafe
Anzahl der Schüler vom Jahre 1807: 25.
In der Winterschule unterrichtete damals
der Lehrer Ignaz Brugger.
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Nummer 8 — 62. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
Der „Stoanahof auf Leibnig“ (Steiner).
Foto: E. Kolbitsch
G = Gulden, K = Kreuzer,
V = Vierer