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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
Nummer 8 — 62. Jahrgang
B. Grafen von Görz) für treue Waffen-
dienste an Adelige verliehen. Diese Lehen
waren erblich.
Als gegen Ende des Mittelalters die
Söldnerheere aufkamen, verlor der Treue-
dienst der adeligen Lehensmannen an Be-
deutung, und so kam es, daß bei freiwer-
denden Lehen, diese häufig an Bauern ver-
geben wurden, die das Gut selbst
bewirtschafteten und daher auch zu Geld-
zahlungen bereit waren, wie bei unserem
Fall beim Fercher in Oberleibnig.
Register der Lehen gab es seit Graf
Leonhard von Görz und Kaiser Maximi-
lian.
Lehentax mußten beim Tod des Le-
hensherrn (Herrenfall) und beim Tod des
Lehensmannes (Mannfall) bezahlt werden.
Bei Verkauf oder Tausch mußten 5 % des
Gutswertes abgeliefert werden.
14a
Christian Huber und Jörg Hubers
Witwe (Putzhuber)
haben eine halbe Hu-
be und zinsen dem Propst von Neustift:
Geld: 1 Gulden, 1 Pfund 3 Kreuzer; 220
Kaslen, 2 Ellen groben Loden, 2 Ehrkäse.
Zehent: dem Dompropst zu Salzburg: 3
Vlg. Roggen, 3 Vlg. Hafer, 11/1 Vlg. Wei-
zen und gleichviel Gerste und an Geld 4
Kreuzer.
Hanns Ulian
hat eine halbe Hube und
zinst dem Propst zu Neustift: 5 Kreuzer;
200 Kaslen, 2 Ehrkäse , 2 Ellen Loden, 4
Vlg. Weizen, 15 Vlg. Hafer und je 1 1/2
Vlg. Weizen und Gerste.
Paul Rainer
hat eine ganze Hube und
zinst dem Abt von Ossiach: 1 Gulden 30
Kreuzer; 300 Kaslen, 3 Vlg. Hafer, 1 Vlg.
Roggen; 3 Neidkäse, jeder 1 Pfund wert.
Zehent dem Pfarrer zu Lienz: 4 Vlg.
Roggen, 3 Vlg. Mischkorn, 1 Vlg. Weizen,
5 Kreuzer; 1 Handschuh voll Magen und
10 Handvoll Haar.
Wolfgang Stainer
hat ein Viertel Hube
und zinst dem Abt von Ossiach: 47 Kreu-
zer an Geld; 100 kleine Kaslen, 1 Huhn,
13 Eier, 1 Kuchlfrischling. 1 1/2 Vlg. Ha-
fer, 1 Vlg. Roggen und 3 Neidkäse. Zehent
erhält der Pfarrer von St. Andrä in Lienz:
1 Vlg. Mischkorn, 1 Vlg. Weizen, 1 Hand-
schuh Magen, 5 Handvoll Haar und 2 1/2
Kreuzer an Geld.
Christian und Wolfgang auf Leibnig
(Kuenzer ?)
besitzen eine Hube und zin-
sen dem Abt von Ossiach: 12 Kreuzer 24
Vierer an Geld; 300 kleine Kaslen, 2 Hüh-
ner, 26 Eier, 1 Frischling; 3 Vlg. Hafer, 12
Vlg. Roggen.
Den Zehent erhält der Pfarrer von St.
Andrä in Lienz: 4 Vlg. Roggen, 1 Vlg.
Weizen, 3 Vlg. Mischkorn; 10 Handvoll
Haar, 1 Handschuh voll Magen (Mohn)
und 3 Kreuzer.
Marthan auf Oblaß
hat eine halbe Hu-
be und zinst der Herrschaft Lienz. Zehent
erhält der Pfarrer zu Windisch Matrei: 3
Vlg. Roggen und je 1 Vlg. Hafer, Gerste
und Weizen – und das Spital in Lienz: je 1
1/2 Vlg. Weizen und Gerste, 6 Vlg. Rog-
gen und 3 Vlg. Hafer.
Von einem Lehen, das er noch besitzt
zahlt er 9 Pfennig an Herrn Karl Freiherr
von Welsberg.
Ambrosy auf Oblaß
hat eine halbe Hu-
be und zinst den Grafen Gertz Tailet: 300
kleine Kaslen und an Geld 12 Pfund.
Zehent erhält der Pfarrer von Windisch
Matrei: 1 Vlg. Weizen, 4 Vlg. Roggen und
1 1/2 Vlg. Gerste.
Von einem Zugütl (Lehen) erhält Frei-
herr von Welsberg 4 Pfund Perner.
Wolfgang und Niclas Nidrist
haben ein
Viertel Huben und zinsen dem Freiherrn
von Welsberg: 3 Gulden 17 Kreuzer an
Geld; Zehent erhält das Spital von Lienz:
2 Vlg. Weizen, 4 Vlg. Roggen und je 1 1/2
Vlg. Hafer und Gerste – und der Pfarrer zu
W. Matrei: je 1 Vlg. Weizen, Gerste und
Hafer und 2 Vlg. Roggen.
Zum Vergleich: 1 Kuh kostete damals 4
bis 5 Gulden (fl)
1 Schwein: 3 fl
1 Ziege: 1 fl
1 Schaf: 30 Kreuzer = 1/2 fl.
14b
St. Johann im Urbar des Christoph
von Wolkenstein (1583)
Über Auftrag des Erzherzogs Ferdinand
von Tirol mußte Christoph Freiherr von
Wolkenstein, Pfandinhaber der Herr-
schaft Lienz (Landgericht Lienz mit Ne-
bengerichten: Virgen, Kals und Lienzer
Klause), ein neues Urbar über alle Höfe
des Landgerichtes anlegen.
Was war die Ursache für diesen großen
Auftrag?
(Das Urbar besteht aus 400 Blättern, al-
so 800 Seiten)
Nach der Aufteilung der Landessteuer
beschwerten sich die Bauern über Unge-
rechtigkeiten, da die Pustertaler Be-
schreibung, nach der die Steuern berechnet
wurden, als Grundlage nur die Größe der
Güter angab, nicht aber den wirklichen Er-
trag, da die Art der Böden, die Höhenlage,
die Klimaeinflüsse usw. unberücksichtigt
blieben.
So ordnete Freiherr v. Wolkenstein für
die allermeisten Höfe einen Lokalaugen-
schein an, und von den andern verlangte er
– unter Androhung strengster Strafen –
verläßliche und richtige Angaben über
Größe, Erträge, Bodenverhältnisse und
Abgaben der Baumänner über ihre Güter.
Nun teilte Wolkenstein die Besitz-
flächen der Güter (Äcker, Heim-, Wies-
und Bergmahd) in drei Güteklassen ein mit
verschiedenen Werten z. B. für 1 Arl
Ackerland. Die schlechten Behausungen –
außer die Söllhäuser – blieben unberück-
sichtigt.
Von diesem Besitzwert wurden nun die
Abgaben (Grundzins, Vogtei-, Richter-,
Priester- und Jägerabgaben) in einer Preis-
lage, die unter dem gegenwärtigen Markt-
preis lag, abgezogen. Der zu besteuernde
Betrag sollte nicht zu niedrig ausfallen.
15a
Für St. Johann („Rott Waldt
und Oblaß“)
wurde der Grund und Boden der Güter
in die mittlere und schlechteste Güteklas-
se (Anschlag) eingereiht.
Höfe im mittleren Anschlag:
Sigmund Mayr im Wald (3/4 Hube),
Andrä in der Auen (1/4 H.), Hanns zu Un-
terleibnig (1/2 H.), Steffen zu Unterleibnig
(1/2 H.) und Stoffl zu Unterleibnig (1/2
H.).
Höfe im schlechtesten Anschlag:
Georg im Michlbach (1 H.), Lamprecht
im Michlbach (1/2 H.), Hanns zu Forach
(2/3 H.), Lienhart Oberstainer (1/3 H.), Ul-
rich und Hanns die Kuenzer (1 H.), die
Putzer (1/2 H.), Hanns Ulianer (1/2 H.),
Gilg Rainer (1/2 H.), Hanns Stainer (1/4
H.), Martin auf Oblaß (1/2 H.), Lipp auf
Oblaß (1/2 H.), Wolfgang und Niggl Nie-
derist (1/2 H.).
Zusammen 9 1/4 Huben.
15b
Robotleistungen
Im Urbar des Christoph von Wolken-
stein (1583) werden auch Robotleistungen
für St. Johann angegeben.
So heißt es unter anderem:
„Der Mayr im Wald gibt jährlich am
Pfingsterchtag als Kirchweih allda zu St.
Johannis im Wald dem Landrichter, Ge-
richtsschreiber und Pothen das Mahl mit
dem Wein.“
Rechts das Schulhaus von Leibnig. Unterricht wurde hier erteilt von 1958 bis 1982, Links
davon der Unterkuenzhof.
Foto: E. Kolbitsch