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(Defereggen), in Pregrad (Prägraten) und
in Sintz (Seinitzen).
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Streit zwischen den Klöstern
Neustift und Ossiach
Da das Benediktinerkloster Ossiach in
Kärnten ebenfalls Ansprüche auf Besit-
zungen in St. Johann stellte, die von Graf
Engelbert dem Kloster Neustift geschenkt
wurden, reiste Bischof Eberhard von Bri-
xen im Jahre 1197 nach Villach, um den
Streit zu schlichten. In seiner Begleitung
befanden sich: Konrad, Propst von Neu-
stift, sowie ein großes Gefolge von geist-
lichen und weltlichen Würdenträgern.
Ossiach verzichtete nun auf seine An-
sprüche, da Neustift 7 Mark Friesacher
Geldes dafür erlegte.
In der Urkunde darüber, die Ebo, Abt
von Ossiach, anfertigen ließ, werden fol-
gende Zeugen erwähnt: Eberhard, Bischof
von Brixen, die Domherren von Brixen,
Gebhard von Säben und Ulrich von Son-
nenburg, Gerung, Pfarrer zu Veldes in
Krain, die Domherren von Gurk Heinrich
und Sifrid und viele Adelige.
Bei der Auszahlung in Villach waren als
Zeugen zugegen: Heinrich, Propst zu
Gries/Bozen, die Domherren von Brixen
Gebhard von Säben und Ulrich von Son-
nenburg, Mönche von Ossiach und Edel-
leute.
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Erste urkundliche Nennung
des „Moar im Wald“
1285 erscheint in einer Urkunde ein
„Richard Villicus de nemore prope Chien-
burch“. Damit erscheint der wichtigste Hof
bei der „Capelle St. Johannis“ nahe der
Chienburg im Urbar des Klosters Neustift.
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Das älteste Urbar
des Klosters Neustift vom Jahre 1278
mit Ergänzungen bis 1325
Das Urbar ist in lateinischer Sprache
verfaßt und weist für das Kloster Neustift
aus St. Johann folgende Höfe aus:
a) 3 Höfe in Michlbach
b) Unter- und Oberjulian in Leibnig
c) Der Meirhof in St. Johann mit Teilhö-
fen
d) Auenfeld zu Unterleibnig
Als Abgaben werden angegeben: Kleine
„Kaslen“: 700 Stück von den 3 Michlba-
cher Höfen, 300 von den Julianhöfen, 400
vom Moar im Wald und 200 vom Auen-
feldhof.
Weiters wurden abgeliefert: Große
Käslaibe, Wolle, Wolltuch (Der Name
„Loden“ taucht erstmals im Görzer Urbar
vom Jahre 1299 auf), Hafer, Weizen, Bro-
te, Häute, Fleisch, Hühner, Eier u.a.m.
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Weitere Schenkung
an das Kloster Neustift
Im Jahre 1364 schenkte Gertraud von
Oberlienz bei dem Bach ihr Gut auf „Leib-
nikh“ dem Kloster Neustift. Wie wir aus
dem Urbar vom Jahre 1715 erfahren, han-
delte es sich dabei um das Putzhuebergut –
später kurz „Putz“ genannt.
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St. Johann im Musterregister
vom Jahre 1410
In diesem Musterregister erfahren wir
nun alle Höfe von St. Johann in der dama-
ligen Zeit, denn jedes Gut mußte auf An-
ordnung der Görzer Grafen mindestens ei-
nen Mann zur Landwehr stellen. Solche
Listen sind uns nur von görzischen Gebie-
ten erhalten, obwohl es auch im übrigen
Tirol eine Landwehr gab.
Grundlage zur Wehrpflicht war der Be-
sitz eines bürgerlichen oder bäuerlichen
Wohnhauses mit den dazugehörigen
Grundstücken. Auch die Waffen der
Wehrpflichtigen, mit denen sie sich im
Falle eines Aufgebotes einfinden mußten,
waren genau angegeben.
So hatten die Spießer für den Nahkampf
eine Lanze, die Schützen für den Fern-
kampf eine Armbrust. Schwerter, Dolche
und Messer werden nicht eigens erwähnt.
Als Schutzwaffen dienten Panzer, Jop-
pen (Wams mit eingenähten Eisen- und
Blechstücken), Schilde, Eisenkappe,
Blechhaube und Blechhandschuhe.
Nun zu den Höfen und Stellungspflich-
tigen: Mair in Wald, Michlbach (?
Mann), Under Leybnikh (Unterleibnig – 2
Mann), Auf Leybnikck (Oberleibnig – 2
Mann), Auf dem Stain (Obersteiner – 2
Mann), Am nidern Stain (Untersteiner), im
Varchach (Fercher), Am Rain (2 Mann)
und 4 Mann ohne Eigennamen.
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Käsetransport nach Neustift
Käse war damals schon ein wichtiges
Nahrungsmittel, sonst hätte man nicht so-
viele Schwaighöfe errichtet, die ja in der
Hauptsache Käse erzeugten. Auch im Klo-
ster Neustift war Käse am Speisezettel
häufig vertreten. Seine weit entlegenen
Höfe in Osttirol (Landgericht Lienz mit
den Nebengerichten Virgen und Kals,
Pflegegericht W. Matrei) erzeugten viele
Arten von Käse, der aber erst nach Neu-
stift geliefert werden mußte. Nach dem äl-
testen Urbar von Neustift mußten 23 Höfe
im Pustertal 38 Pferde stellen. Ein Teil die-
ser Pferde war für den Käsetransport vom
Iseltal nach Neustift bestimmt.
Die Leute der Neustifter Höfe im Iseltal
– in unserem Fall von St. Johann, Michl-
bach und Leibnig – hatten die Pflicht, den
Käse nach Thal-Assling zu liefern. Von
dort lieferten Bauern des Pustertales den
Käse weiter nach Neustift.
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts hol-
te das Kloster selber den Käse aus St. Jo-
hann.
In einem Teilurbar vom Jahre 1547 wird
berichtet, daß fünf Bauern in Thal-Assling:
Mair, Purger, Huebler, Lehner und Steiner
zwölf Vierling Pferdefutter sowie Heu und
Streu für die Pferde der Neustifter Käse-
lieferung („für Newstiffter wagenroß“) ins
Wirtshaus „In der Auen“ zu bringen hat-
ten.
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Für die Käsefuhren mußten die Bauern
nun Geldabgaben leisten. Anschließend
bringe ich ein Urkundenfragment über ei-
ne Käselieferung. Die Namen der
Baumänner aus dieser Urkunde, die Käse
lieferten, fand ich teils im Neustifter Urbar
vom Jahre 1715 als auch im Theresiani-
schen Kataster. Da alle angeführten Bau-
ern der Grundherrschaft Neustift unter-
standen, kann ich mit Sicherheit
schließen, daß es sich um eine Neustifter
Käselieferung handelt.
Andre Schmider: 7 1/2 Pfund
Blasy Schmider: 7 1/2 Pfund
Georg am Perg: 32 1/2 Pfund
Gregori Fuetsch: 7 Pfund
Peter Fuetsch: 5 1/2 Pfund
Weiskopf: 7 Pfund
Gregori Bstieler: 10 Pfund
Georg Puzer: 7 1/4 Pfund (Leibnig)
Josef Puzer: 9 Pfund (Leibnig)
Christian Oberjulian: 7 Pfund (Leibnig)
Paul Julian: 7 3/4 Pfund (Leibnig)
Georg Michlbach: 8 3/4 Pfund (Michl-
bach)
Paul Waldner: 6 3/4 Pfund (Michlbach)
Bartlmä Ploner: 7 3/4 Pfund
Ruep Plößnig: 14 1/2 Pfund
Dazu noch: 63 Stuckh Khäß (Ehrkäse)
und 7 Stuckh Loden.
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Die Freistiftordnung des Klosters
Neustift
Nach dem Tode Leonhards, des letzten
Grafen von Görz, erbte das Landgericht
Lienz, zu dem St. Johann gehörte, Kaiser
Maximilian, der es dann an Tirol anschloß,
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
62. Jahrgang — Nummer 8
„Der Roanahof auf Leibnig“ (Rainer).
Foto: E. Kolbitsch