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Die ältesten
Urkunden von St.
Johann im Walde
Diese hängen mit
dem Chorherrenstift
Neustift bei Brixen
zusammen.
1142
gründete
Bischof
Hartmann von Bri-
xen das Kloster Neu-
stift, da er sich nach
einem Ort der Ruhe
sehnte, und der war
damals an jenem
„rauhen, wilden Ort
gegeben“, wo sich
die Wege vom Pu-
stertal, Wipptal und
Italien vereinigten.
Zuerst war aller-
dings geplant, ein
Hospital für durch-
ziehende Pilger zu
errichten, da der
reichste
Spender,
Reinbert, Burggraf
von Säben, sich nicht für eine teure Klo-
stergründung entscheiden konnte, um das
Erbe für seinen Sohn nicht allzu sehr zu
beschneiden. Als aber sein Söhnchen
plötzlich im Jahre 1141 verstarb, glaubte
Reinbert, einen deutlichen Wink Gottes zu
erkennen und entschloß sich nun doch, für
die Errichtung eines Klosters einzutreten
und zugleich fast seine ganze Habe für die-
sen Zweck zu opfern.
So konnte Bischof Hartmann bereits im
Jahre 1142 die neu errichtete Klosterkirche
zu Ehren „Mariae ad Gratias“ in Gegen-
wart von zahlreichem Adel und Volk ein-
weihen.
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Nun begann eine wahre Schenkungsflut
von Gütern, Höfen und Leibeigenen an das
Kloster, wohl als Beitrag für das eigene
Seelenheil. So schenkte in der Regie-
rungszeit des Patriarchen Ulrich von
Aquileia (1161 bis 1182) der Lurngauer
Graf Engelbert II. von Görz, Vogt des
Hochstiftes Brixen, mit seiner Gemahlin
das hochgelegene Landgut Michlbach und
den Wald im Talboden, wo dann Eigen-
leute (Leibeigene) vom Kloster Neustift
Rodungen durchführten, wodurch dann
später erst die Ortschaft mit der Kirche St.
Johann entstanden ist.
Die Urkunde zur Schenkung des Michl-
bacher Landgutes lautet: „Ich, Graf Engel-
bert, Stiftsvogt von Aquileia, mach kund,
daß ich für mein und meiner geliebten Ge-
mahlin, der Gräfin Adelheit, Seelenheil
mein Landgut Michlbach der Kirche, wel-
che zu der Gnaden der heiligen Maria zu
Neustift geschenkt habe. Bei dieser Hand-
lung war zugegen und stand derselben vor
mein Herr, der ehrwür-
dige Patriarch Oudal-
rich, des apostoli-
schen Sitzes Legat,
und die ehrwürdigen
Bischöfe Wernhard
von Triest, Gerhard
von Concordien und
Friederich von Petene.
Weiters waren als
Zeugen
anwesend:
Hermann, Herzog von
Kärnten, Meinhard,
Graf von Istrien, und
Friedrich von Caviak.
2
Erste Schenkungen
von Gütern
in Leibnig
Zwischen
1164
und 1177 schenkten
Kuno und seine Frau
Hildegard dem Klo-
ster Neustift die Höfe
Ober- und Unter-
julian.
3
Päpstliche Bestätigung
Nun waren die Güter des Klosters so an-
gewachsen, daß man den Papst bat, diese von
höchster kirchlicher Stelle anzuerkennen.
Am 20. Mai 1177 überreichte Papst
Alexander III. in Venedig dem Propst von
Neustift Konrad I. eine weitläufige Be-
stätigungsbulle über die Besitzungen des
Chorherrenstiftes, die auch von 17 Kar-
dinälen unterschrieben wurde.
Für Osttirol werden in der Urkunde fol-
gende Besitzungen angegeben: ein Land-
gut in Thal, ein Gut bei der Hl. Justina
samt dem Zehent in Anras, die Kapelle St.
Johann in Wald (erste Nennung der Kir-
che) mit Zehent und Besitzungen, die Graf
Engelbert dem Kloster geschenkt hatte, die
Güter in Michlbach und Libenich (Leib-
nig), weiters Landgüter in „Tovereke“
Nummer 8/1994
62. Jahrgang
OSTTIROLER
HEIMATBLATTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Erwin Kolbitsch
Ein Beitrag zur Geschichte
von St. Johann im Walde
Im Anhang: Geschichtliches von Schlaiten
Blick auf das Kirchdörfl von St. Johann im Walde mit „Vergeiner‘s Gasthaus“, um 1890.
Foto: Johann Unterrainer