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Rekonstruktion (Abb. 3) eine etwas
größere Breite (mindestens 5,70 m) des ro-
manischen Schiffes. Dessen lichte Länge
hat etwa 6,70 m betragen. Diese sehr ge-
drückte Proportion ist ungewöhnlich und
läßt sich vielleicht mit den besonderen to-
pographischen Verhältnissen auf der
nach drei Seiten steil abfallenden Kuppe
erklären. Am südlichen Ende der romani-
schen Westmauer war der Rest eines nach
Westen laufenden Fundaments erhalten,
das zu einer Vorhalle gehört haben kann,
wie sie auch die gotische Kirche aufweist.
Der aus einer starken Rollierung mit ab-
deckender Mörtelschicht bestehende Bo-
den des ältesten Baues war nur im Nordteil
des Chores und in einer kleinen Fläche vor
diesem erhalten. Darunter wurde eine nach
Nordosten hin stärker werdende kohlever-
setzte Erdschicht festgestellt (Oberkante in
55 bis 60 cm, Unterkante in etwa 70 cm
Tiefe), die auch einige Scherben enthielt.
Weil diese im Abstand von etwa 2 m süd-
lich der Nordwand ausreißende Schicht
stellenweise leicht bis hinter die Innen-
kante der Chornordwand reichte, muß sie
schon vor Errichtung der Kirche abgela-
gert worden sein. Die Scherben sind des-
halb eine Datierungshilfe für die Entste-
hung der ersten Kirche (terminus post
quem). Unter den insgesamt 14 Ge-
fäßbruchstücken befanden sich als Ältestes
zwei zusammenpassende römische (Abb.
4, 5). Fünf weitere gehören zu einer bisher
erst in wenigen Beispielen aus Assling, St.
Justina, bekannten, handgeformten Gat-
tung, deren hervorstechendes Merkmal die
mit schräg verlaufenden Riefen verzierte
Wandung ist (Abb. 4, 2.7.8)
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. H. Stadler
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
64. Jahrgang –– Nummer 12
Abb. 2: Oberlienz, St. Helene, steingerechter Grabungsplan.
Alle Zeichnungen: W. Sydow
Abb. 3: Bauphasenplan. Ergänzter Mauerverlauf strichliert.