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daran teil. In der Beurteilung dieser
Großveranstaltung mit 7.500 Turnerinnen
und Turnern heißt es: Auf diesem Fest er-
wies sich die CD-Turnerschaft als eine
militärisch disziplinierte, von fester Hand
geführte Organisation mit Programm und
Ziel. Mit dem Verbandsturnfest in Linz
beginnt für den Verband eine Epoche der
Verinnerlichung, Vereinheitlichung, Ver-
tiefung und Festigung.
Sportliche Veranstaltungen
im Verein
Neben den wöchentlichen Turnabenden
in der Turnhalle der „Jahnschule“ (HS
Egger-Lienz) und am Sportplatz auf der
Lend (westlich vom Dominikanerin-
nenkloster) trafen sich die jungen Leute an
Sonntagen. Für die Lehrlinge unter den
DC-Turnern war Freizeit schmal bemes-
sen: Samstags wurde bis zum Abend ge-
arbeitet, und auch um einen arbeitsfreien
Sonntag mußte oft gerungen werden.
Die Bergwanderungen des Vereines an
den Sonntagen blieben unvergessen. – Für
Schitouren ins Schleinitzgebiet war die
„Possenig-Hütte“ wichtigste Raststation.
Bei Turnvorführungen im Saal bei
Lugger („Schwarzer Adler“) konnte die
Stadtjugend die Meister an den Turn-
geräten bestaunen.
In der Weihnachtszeit gab es oft ein
Schauturnen im alten „Alpenrautesaal“
(heute Modehaus und Pizzeria „Aroma).
Wehrturnen
Das „Wehrturnen“ im Jahre 1935 wurde
von den Männern des CD-Turnvereines
Lienz in Leisach durchgeführt. Der Groß-
teil der CD-Turner erfüllte seine Aufgaben
im Wehrverband.
Ebenso wie in Deutschland hatte auch
die österreichische Regierung das gesam-
te Turn- und Sportleben der Vereine in ih-
re Oberhoheit genommen: „Zum Zwecke
einheitlicher vaterländischer Führung
und zielbewußter Förderung“ wurde die
„österreichische Turn- und Sportfront“ ge-
gründet. In der österreichischen „Turn-
front“ fand sich auch die CD-Turnerschaft
Österreichs.
Das Ende des Christlich-deutschen
Turnvereines im Jahre 1938
Nach den politischen Unruhen und Bru-
derkämpfen in den Jahren 1933 bis 1935
hatten die daraus resultierenden staatspo-
litischen Reformen auch die Christlich-
deutschen Turner erfaßt. Sie wurden
ebenso wie alle anderen Vereine, die Sport
und Turnen betrieben, in die „Österreichi-
sche Turn- und Sportfront“ eingegliedert
und damit auf eindeutig-österreichisch-
vaterländische Führung ausgerichtet. Es
war wohl zu erwarten, daß ein solcher
Verband nach dem Anschluß Österreichs
an das nationalsozialistische Deutschland
sofort verboten würde.
So ereilte auch den CDT-Verein Lienz
die unvermeidbare Auflösung. Einige der
damaligen Turnerinnen, die beim letzten
Abend anwesend waren, erinnern sich an
diese letzte Turnstunde: Lois Nowak er-
schien mit einigen seiner SA-Männer – es
dürfte im April 1938 gewesen sein – im
Turnsaal der Jahnschule (HS Egger-Lienz)
und teilte den Turnerinnen freundlich mit,
daß der CDT-Verein aufgelöst sei. Er ver-
wies angeblich darauf, daß sie beim
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
67. Jahrgang –– Nummer 3-4
Glanzvolle Zeiten der Christlich-deutschen Turner in Lienz. Aufnahme auf der Lend,
1932 – Einheitliche Kleidung, das Vereinsabzeichen (Turnerkreuz) und der Gruß „Gut
Heil“ vermitteln bei allen Veranstaltungen ein starkes Gefühl der Gemeinschaft. – Ganz
links: Obmann Geiler A.
„Wehrturnen“ im Jahre 1935 – Es
wurde von den Männern des CD-Turnver-
eines Lienz in Leisach durchgeführt.
2. Bezirksturnfest, Lienz, 13. Juni 1937
„10 Jahre Christlich-deutscher Turnver-
ein Lienz“, Festabzeichen.
Bezirks-Turnfest in Lienz 1937 („10
Jahre CDT-Verein Lienz“) – Dora Steidl
und Rita Duchan.