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Nummer 3-4 –– 67. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
Deutschen Turnverein weiter machen
könnten.
Die meisten Mitglieder der Verbands-
leitung und der CD-Gauleitungen (fünf
Gaue in Österreich) wurden verhaftet, ein-
gekerkert, des Landes verwiesen.
Nach dem Krieg – Zeit der Versöh-
nung der Lienzer Turnvereine
Erst im Jahre 1959 konnte in Nachfolge
des Deutschen Turnvereins der Lienzer
Turnverein wiedererstehen.
1976 wird Siegfried Oberrainer als
Nachfolger von Dr. Gatternig Obmann des
neugegründeten Lienzer Turnvereins.
Auch er gehörte zu jenen, die in der wirt-
schaftlich aussichtslosen Situation sich
heimlich der NS-Bewegung angeschlossen
hatten, ohne zu ahnen, wohin das führen
würde. – Diese politische Aktivität
brachte nicht nur für Oberrainer, sondern
auch für den Lienzer Turnverein jahre-
lange Benachteiligung.
Während vor 1938 zwischen dem CD-
Turnverein und den Mitgliedern des
Deutschen Turnvereines kein gutes Klima
herrschte, wurden sich nach dem Zweiten
Weltkrieg bald beide Vereine bewußt, daß
sie dem Sport der Jugend zu dienen haben.
Freundschaftliche Begegnungen ehemali-
ger Mitglieder des Deutschen Turnverei-
nes und der CD-Turner führten zur Ver-
söhnung der Nachfolgevereine in Lienz.
Von nun an herrschte gutes Einvernehmen
zwischen der Sportunion und dem Lienzer
Turnverein z. B. hinsichtlich der Überlas-
sung von Turnzeiten im Turnsaal, Aus-
tausch von Turngeräten usw. Eine beson-
dere Rolle spielte der 70. Geburtstag von
Gustl Gander, Obmann der Österreichi-
Literatur
Helmut Dembsher, 50 Jahre Öster-
reichische Sportunion – 100 Jahre
christliche Sportbewegung, Wien 1995
Karl Graf, Tiroler Sportgeschichte, In-
nsbruck 1996
Dank
Vorwiegend beruht die Arbeit aber
auf vielen mündlichen und brieflichen
Mitteilungen ehemaliger Mitglieder
des CD-Turnvereines Lienz. Dafür und
für die Bereitstellung vieler Fotos sei
ihnen allen herzlich gedankt. Ein ehren-
des Andenken sei Martha Zessar, geb.
Harold, gewidmet. Sie hat bis wenige
Wochen vor ihrem Tod (Herbst 1998)
sehr interessiert die Arbeit mit vielen
wertvollen Ergänzungen bereichert,
während von ihrem kurz vorher verstor-
benen Mann der Großteil der verwen-
deten Fotos stammen dürfte.
Treffen der ehemaligen Christlich-deutschen Turner mit dem 1. Obmann des Vereines,
Andreas Geiler, 1979 – Geiler bei der Eröffnungsansprache. Am ersten Tisch: Maria
Bürgler-Forcher, Frau Egartner, Toni Nagele und Anni Etschberger.
Die Obmänner der einst verfeindeten Vereine, Gustl Gander – als Obmann der Sport-
union (in der Nachfolge des CDT-Vereines) – und Siegfried Oberrainer, Obmann des Li-
enzer Turnvereines als Nachfolger des Deutschen Turnvereines. – Gustl Gander 1979:
„Die Zäune der Vergangenheit sind niedergerissen.“
schen Turn- und Sportunion Lienz in
Nachfolge des CDT-Vereines. Im Jahre
1979 erklärte Gustl Gander: „Die Zäune
der Vergangenheit sind niedergerissen.“
Rückblick
Was den damaligen Mitgliedern der
Christlich-deutsche Turnverein in Lienz
bedeutete, schrieb die ehemalige Vortur-
nerin Emma Unterasinger geb. Frena, in
einem Brief 1998:
„Die Jahre beim CD-Turnverein waren
die schönste Zeit meiner Jugend. Man leb-
te in einer wunderbaren, frohen Gemein-
schaft und hatte auch Stütze und Halt am
Glauben und der Liebe zur Heimat. Es war
eine Körper-, Herz- und Geist-bildende
Gemeinschaft.“
Maria Bürgler-Forcher in einem heiteren
Gedicht 1979:
Des war‘n Zeiten!
Die kemmen niema mehr: Jung, dumm –
aber frisch, fromm, froh und frei:
Gitschn und Buebm und
a poor Manda warn dabei.
So homs angfangen zu turnen
auf da Klösterle Lend,
oder sein zwoamol die Woche
in Turnsaal grennt.
Jo, mit der Zeit sein mia olleweil
mehra worn,
mia sein zu Turnfestn übaroll
umanonda gforn,
hom Preise bekem und sein lustig
gewesn.
Auf die Schwazer Fahrt denk i heint
no zruck –
die oan mitn Auto, die ondan mitn Zug.
So isch nocha kemmen is 38er Johr
daher,
mit viel Ärger und Verdrießlichkeiten.
Es ist zerbröckelt in selbigen Zeiten –
so ah der Christlich-deutsche
Turnverein.
Und was ist vom oltn Geist
übrig gebliebn?
Jo, schaugs! A nette Freundschaft,
meine Liebn!
Der Gruß der Turner: „Gut Heil!“