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Kriegs-Tagebücher des
Lesachtaler „Flieger-Poldl“
1915 beschloss Leopold Guggenberger aus Maria Luggau,
der Vater des Klagenfurter Altbürgermeisters Leopold
„Guggi“ Guggenberger, ein Tagebuch über die Kämpfe und
die schwierigen Lebensumstände während der Kriegswir-
ren zu schreiben.
Leopold Guggenber-
ger (1889 – 1918) war
das jüngste von neun
Kindern im Gasthaus Pa-
ternwirt in Maria Lug-
gau. Wenige Tage nach
dem Tod seines Vaters
und Gastwirtes Franz,
am 27. November 1889,
kam er auf die Welt
(Franz starb am 2. No-
vember 1889, als er bei
der Rorate-Messe am
Chor der Wallfahrtskirche das
Gloria sang). Nach der Volksschu-
le in Luggau besuchte er erst das
Knabenseminar Tanzenberg, dann
das Gymnasium in Bozen, studier-
te später Jus in Wien und wurde
Mitglied der katholischen und be-
tont österreichischen Studenten-
verbindung Rudol na. Er kämpfte
an der russischen Front, wurde
dann ins Lesachtal (Wo-
layersee) verlegt und kam
später zur Fliegerkompa-
nie. Im Fronturlaub er-
warb er das Doktorat,
heiratete im Dezember
1917 seine Verlobte Ma-
ria Poriska. Die Hoch-
zeitsreise ging ins Le-
sachtal, wo der „Flieger-
Poldl“ sehr bekannt war.
Doch es kam anders als
gewünscht, er musste
wieder an die Front. Guggenber-
ger brachte es bis zum Oberleut-
nant, am 18. April 1918 wurde er
an der Piavefront abgeschossen.
Er wurde aus dem brennenden
Flugzeug geschleudert und war
sofort tot. Er war erst 28 Jahre alt.
Guggenbergers Freund war der
Fotograf Franz Pachleitner. 1915
trafen sich Guggenberger und Pach-
leitner in Kaschau (heute: Košice/
Slowakei) und schlossen Freund-
schaft. Pachleitner war auch trau-
riger Zeuge des Abschusses, er ver-
ewigte diesen tragischen Moment
mit seinem Fotoapparat. Wenige
Monate später, im September
1918, kam Sohn Leopold Guggen-
berger (der Altbürgermeister „Gug-
gi“) in Tulbing (NÖ) zur Welt.
„ZumHimmel ich marschier“
Die Enkelin von Franz Pachlei-
tner, Autorin und Verlegerin Cari-
na Klemmer, erfüllte nach Jahr-
zehnten den Wunsch ihres Groß-
vaters und publizierte ein Buch
über dessen Erlebnisse im Ersten
Weltkrieg. Pachleitner aus Kap-
fenberg war einer der ersten Flie-
gerfotografen der K.u.K. Armee
im Ersten Weltkrieg an Ostfront
und Isonzo. Klemmer und der
heutige Altbürgermeister Leopold
Guggenberger fassten vor weni-
gen Jahren bei der Präsentation
des Buches über ihren Großvater
den Entschluss, das Buchprojekt
„Zum Himmel ich marschiere!"
mit den Tagebüchern Guggenber-
gers zu realisieren. Das 192 Seiten
starke Buch ist im Carina Verlag
(Fohnsdorf) erschienen. Es ist ein
Tagebücher-Buch, enthält Einsät-
ze von der Ostfront bis zu den
Karnischen Alpen und bis zur
Isonzofront, die packenden Auf-
zeichnungen gehen bis zum 15.
November 1917. Auch persön-
liche Einstellungen und das Testa-
ment des gläubigen Katholiken
Guggenberger (an seine Neffen
gerichtet) sind enthalten, ebenso
innige Gedanken an seine geliebte
„Mizzi“ Poriska. Die Erzählungen
des Kampf iegers, des Luftwaf-
fenof ziers Guggenberger sowie
die vielen Originalaufnahmen zei-
gen die unfassbare, grausame Bru-
talität und Katastrophe des
Krieges. Das endgültige Grab von
Leopold Guggenberger be ndet
sich auf dem historischen österrei-
chischen Garnisonsfriedhof von
Verona in der Via Forte Procolo –
zuerst war es am Soldatenfriedhof
Vazzola bei Conegliano. Guggen-
bergers Tagebücher bilden ein le-
bendiges, wertvolles Stück Zeitge-
schichte. Der Flieger Guggenber-
ger (Fliegerkompagnie Nr. 50)
erhielt posthum „in Anerkennung
seines tapferen und erfolgreichen
Verhaltens als Flieger vor dem
Feinde“ den Österreichisch-Kai-
serlichen Orden der Eisernen Kro-
ne dritter Klasse verliehen. Das
Buch enthält abschließend auch
diese Worte von Franz Pachleit-
ner: „Greift nie eine Waffe an, die
anders denkende Menschen ver-
nichten soll. Das Leben ist viel zu
kurz. Sucht das Schöne im Le-
ben!“
Karl Brunne
r