VO 2015 13 - page 18

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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
23. MÄRZ 2015
CHRONIK
MEINE
G
ESCHICHTE
Vom Mölltaler Hof zur Seelsorge nach Lienz
Maria Radziwon,
Mörtschach:
Maria Radziwon aus Mörtschach im Mölltal übernahm die Seelsorge im Bezirkskrankenhaus Lienz. „Nebenbei“ bewirtschaftet sie
mit ihrer Familie den „Schott-Hof“ (ca. 1.100 m), auf dem sie seit sieben Jahren lebt.
„Der sehr alte Hof war immer
in Frauenhänden – soweit ich
weiß. Er ging schon von meiner
Urgroßmutter an meine Groß-
mutter“, schmunzelt die 32-Jäh-
rige. Sie erhielt den Hof von ihrer
Mutter. Der kleine Biobauernhof
mit Schafen, Ziegen, Schweinen,
Bienen, Hühnern braucht aber
mehr Hände als zwei. Nämlich
vor allem jene ihres Ehemannes.
„Es war ein ganz spontaner Ent-
schluss hierher zu kommen, und
wir sind immer noch sehr glück-
lich darüber.“ Anfangs wollte
sie eigentlich dort nur wohnen.
„Aber nach und nach ist in uns
der Gedanke des Bewirtschaf-
tens in Vollzeit gewachsen. Es ist
uns wichtig, auf den Ursprung
der Lebensmittel zu achten. Des-
halb gehen wir auch bewusst den
Weg der biologischen Landwirt-
schaft. Bauer zu sein war zudem
immer der Berufswunsch meines
Mannes, der auch Theologie stu-
dierte, aber hauptsächlich in der
Pflege gearbeitet hat.“
In den verletzlichsten
Momenten
In Frauenhänden ist seit dem vo-
rigen September auch die Seel-
sorge im BKH Lienz – in ihren Hän-
den. „Es war immer mein Wunsch,
in der Krankenhaus-Seelsorge zu
arbeiten“, erzählt sie. „Man er-
lebt als Krankenhaus-Seelsorgerin
die Menschen in den verletzlichs-
ten Momenten. Da ist es wichtig,
dem ganz persönlichen Empfinden
Raum und Zeit zu geben. Manch-
mal ist es gut, einfach ‚da‘ zu sein,
zuzuhören, die Hand zu halten –
ein anderes Mal ein Ritual gemein-
sam zu gestalten und wieder ein
anderes Mal ist meine ganz kon-
krete Unterstützung gefragt – wie
einen Spaziergang im Park des
Krankenhauses“, erzählt Radziwon,
die eine gebürtige Innsbruckerin
Auf dem Hof gibt es natürlich auch noch einiges zu tun.
Maria Radziwon ist seit dem
Vorjahr Seelsorgerin im Kran-
kenhaus Lienz.
ist. Was berührt sie als Seelsorge-
rin am meisten? „Die Dankbarkeit
der Menschen. Und die ganz per-
sönlichen Lebensgeschichten, die
mir Menschen anvertrauen. Oder
wenn Menschen, die kaum mehr
ansprechbar sind, etwa beim Vater-
unser beginnen mitzubeten“, so die
vierfache Mutter, die auch Autorin
verschiedener Bücher ist (z. B. „Das
neue Hausbuch für die ganze Fami-
lie“, „Raus in die Natur“, „Erstkom-
munion-Messbuch“).
Kenne nicht nur
die Theorie
Sie macht sich keine Gedanken
darüber, dass so mancheMenschen
sie für die Aufgabe der Seelsorge
zu jung halten könnten. „Ich weiß,
was Krankheit bedeuten kann oder
ein Kind zu verlieren. Ich kenne
nicht nur die Theorie dahinter. Auf
einem schweren Weg Begleitung zu
haben oder jemanden, der einfach
da ist und zuhört, jemanden, der
einen ernst nimmt oder auch mal
etwas aus einer ganz anderen Per-
spektive betrachtet – das alles kann
unglaublich gut tun. Und das ist
eigentlich das, was zählt. Dass ich
viel zu tun habe im Krankenhaus,
zeigt mir, dass nicht mein Alter
oder mein Aussehen wichtig sind,
sondern das, was ich tue und wie
ich bin.“ Vor ihrer Arbeit im Kran-
kenhaus war Radziwon rund fünf
Jahre lang Pastoralassistentin im
Seelsorgeraum Vorderes Iseltal
in Osttirol. Ursprünglich arbeite-
te sie als Volks- und Sonderschul-
lehrerin.
Bin glücklich
mit meinem Leben
„Ich war sehr gerne Lehrerin.
Aber ich hatte irgendwie das Be-
dürfnis, einen neuen Weg zu
wagen. Ich studierte dann ne-
ben dem Unterrichten Theologie.
Das ‚Pastoraljahr‘, eine Art Prakti-
kumsjahr, absolvierte ich im Ost-
tiroler Oberland und bekam dann
auch gleich die Stelle im Iseltal.
Während sie arbeitet, hütet ihr
Mann die Kinder (2 bis 7 Jahre).
Woher sie die Kraft für ihre Auf-
gaben nimmt?: „Ich bin einfach
glücklich mit meinem Leben – lie-
be meinen Mann und unsere Kin-
der, und bin so dankbar für meine
Familie. Das Leben und Arbeiten
am Hof ist sinnerfüllt und macht
mir Spaß – und ich mag die raue
Natur im Mölltal, den eisigen
Wind, der manchmal durch das
Tal weht und das Leben in und
mit dem Wetter. Und ja, auch
meine Arbeit im Spital mag ich
sehr gerne.“
Text: Martina Holzer
Mit Mann und ihren vier Kindern.
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