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CHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
OKTOBER/NOVEMBER 2014
7
In etlichen Geschäften in
Osttirol findet man Bürsten und
Besen von Ludwig Rainer,
aber auch weit über die Be-
zirksgrenzen hinaus. Sie sind
sogar auf der ganzen Welt ver-
teilt. Sein Unternehmen heißt
schlicht: BBR. Dies steht für
Bürsten Besen Rainer. Rainer
ist stolz auf seine Arbeit.
Schließlich macht es auch viel
Spaß. „Es ist ein schöner Beruf,
in dem man auch sehr kreativ
sein muss. Die Kunden haben
alle möglichen Wünsche“, ver-
sichert der Villgrater, der von
der Faser bis zum Holzgriff
alles selbst fertigt. Fast aus-
schließlich mit natürlichen
Materialien arbeitet er, wohl
auch ein Geheimnis seines
Erfolges. Natürlich ist auch die
Qualität ausschlaggebend, auf
die er großen Wert legt.
Breites Sortiment
In seiner nostalgischen Werk-
stätte in seiner Heimatgemeinde
fertigt der 58-Jährige aber bis
heute nicht nur Haarbürsten,
Körperpflegebürsten oder Kehr-
besen für den Haushalt.
Auch Bürsten für Tennis-
plätze, Staubsauger oder Kamin-
kehrer-Bürsten entstehen mit
seinen geschickten Händen.
Ebenso Nackenpinsel für Fri-
seure, Weichenbesen für die Ei-
senbahn bis hin zu ein Meter
langen Straßenbesen. Seine
Ware landet u. a. auch in Über-
see. So produziert er viele Tau-
sende Nackenpinsel jährlich
für eine Friseurkette in Ame-
rika. „Dann findet man kein
Wort Deutsch mehr auf den
Pinseln. Nur mehr Englisch,
Portugiesisch und Spanisch.“
Nischenprodukte
Um auf dem Markt überleben
zu können, stellt der Villgrater
auch echte Nischenprodukte
her – wie feine Bürsten aus Ple-
xiglas. „Ein Material, das sich
schwer verarbeiten lässt und
somit für die Massenproduk-
tion nicht geeignet ist“, erzählt
er. Sein Rohholz (meist Buche)
kommt vor allem aus unseren
Breiten. Das Stopfmaterial holt
er sich aus aller Welt. „Denn
bestimmte Fasern gibt es nun
mal nur in bestimmten Län-
dern. So unter anderem das ex-
trem hitzebeständige Material
„Mexico Fibre“ aus Mittelame-
rika. „Das ist für Polierbürsten
notwendig.“
Die Kokoshaare für die Haus-
haltsbesen stammen aus Sri
Lanka. Und Arenga heißt ein
schwarzes Material, das was-
serfest ist und man ebenfalls in
der Villgrater Werkstätte findet.
„Diese Fasern werden vom ge-
trockneten Palmenblatt gewon-
nen.“ Rainer arbeitet noch mit
einer großen Anzahl anderer Fa-
sern, ebenso mit Edelhölzern.
Einst Sägewerk
Früher war seine Werkstätte
ein kleines Sägewerk, das Vater
Peter Rainer (bereits verstor-
ben) im Jahr 1957 gegründet
hatte. Damals begann man
schon bald mit der Produktion
von Besenstielen. Die Herstel-
lung von Bürstenhölzern folgte.
Von 1986 an führte Ludwig
Rainer, der die Lehre als
Schlosser sowie die Werkmei-
sterschule in Lienz absolvierte,
das Unternehmen. Und irgend-
wann begann er auch zu „stop-
fen“. „Das war mehr ein Zufall.
Man bot mir an, das Unterneh-
men bzw. die Kunden eines
Salzburgers zu übernehmen,
der die Hölzer bislang be-
stickte“, erzählt Rainer. Dass er
damals das Angebot annahm,
ist für ihn bis heute eine große
Bereicherung. Martina Holzer
Die Liebe zu Bürsten und
Besen besteht bis heute
Bis zum heutigen Tag konnte sich Ludwig Rainer aus Innervillgraten
erfolgreich als Bürsten- und Besenmacher halten. Selten findet man noch
einen solchen Handwerker in Österreich und keinen, der seine Ware –
so wie Rainer – komplett selbst herstellt.
Eine
Ladung
Nacken-
pinsel
für den
Trans-
port
nach
Ame-
rika
steht
bereit.
Fotos:
Martina
Holzer
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Ludwig Rainer ist der einzige
Bürsten- und Besenmacher
Österreichs, der seine Ware
komplett selbst herstellt.